„Ein Trauerspiel“, lamentierten viele Augsburger, die den beliebten Kiosk am Hochablass vermissten. Zwei Jahre lang lag das Gebäude brach, weil der ehemalige Betreiber und die Stadt sich nicht über den Verkauf einigen konnten. Nach einer Ausschreibung wurde nun unter 20 Bewerbern der Auserwählte erkoren.
Kein Unbekannter in der Augsburger Gastro-Szene: Sebastian Hrabak ist Inhaber der Schwarzen Kiste am Moritzplatz und in der Haunstetter Straße sowie dem Ableger Burger & Bar im Antonsviertel. Die vierte Schwarze Kiste wird eigentlich eine blaue Kiste. „Jeder fragt uns, warum wir den Kiosk nicht schwarz streichen“, berichtet der 36-Jährige. Schließlich sei der Ursprung des Unternehmens ein pechschwarzer Food-Trailer. Die Entscheidung für den maritimen Look hat zum einen pragmatische Gründe: „Schwarz ist bei Sonne die schlimmste Farbe, das heizt auf und strahlt ab“, hat der Gastronom aus Erfahrung gelernt.
Darum ist der Kiosk blau angestrichen
Der andere Grund für den azurblauen Anstrich: „Wir wollen das Ensemble nicht zerstören, der Kiosk soll sich ins Grün einfügen und zum umgebenden Wasser passen“, erklärt Sebastian Hrabak. Schließlich besteht die Hoffnung, dass der Hochablass in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen wird. Während der imposante Stauwehr Lechwasser ins Zentrum lenkt, will Sebastian Hrabak Badegäste, Spaziergänger und Radfahrer zu seiner neuen Kiste lenken.
Wer das Konzept der Schwarzen Kiste kennt, ahnt bereits: Ein traditioneller Kiosk mit einfachsten Snacks ist hier nicht zu erwarten. Stattdessen soll die Gäste ab September ein Biergarten mit Kulinarik auf hohem Niveau erwarten. Dazu gehört neben regionalen Produkten auch, dass neben Flaschenbier Cocktails und Kaffee-Variationen in höchster Qualität kredenzt werden. Klassiker wie die Currywurst mit Pommes wird es zwar auch geben, aber selbst hierbei legt man Wert auf die Liebe zum gustatorischen Detail: Eine Berliner ohne Haut wird frittiert, dazu gibt es eine selbstkreierte Curry-Sauce mit vielen Zutaten. „Das macht sonst niemand“, ist der zukünftige Kiosk-Betreiber stolz.
"Die Zeit der Billig-Kiosks ist vorbei"
Auch andere kulinarische Ideen sind schon fest geplant. Die sind allerdings noch streng geheim, denn Hrabak setzt auf den Überraschungseffekt. Überrascht sein könnte allerdings auch die Laufkundschaft, die von einem Kiosk weniger spektakuläre, dafür aber günstigere Wegzehrung erwartet. Über Nörgler, die nicht verstehen, warum bei ihm die Preise höher sind, macht sich der studierte Sport- und Politikwissenschaftler keine Sorgen. „Die Zeit der Billig-Kiosks ist vorbei“, ist der Wahl-Augsburger aus Donauwörth sicher. „Die Augsburger sind bereit für mehr Qualität auch ein bisschen mehr auszugeben.“ Die Resonanz in den sozialen Netzwerken gibt ihm Recht. Der erste Post über die Kiosk-Pläne am Hochablass erreichte in kürzester Zeit mehrere Hunderte von „Gefällt mir“-Angaben auf Facebook.
150 bis 200 Gästen soll der Biergarten im kommenden Monat Platz bieten. Bis zur Eröffnung ist noch einiges zu tun. Hrabak ist mit zwei bis vier helfenden Händen täglich vor Ort, auch an den Wochenenden. Der überwucherte Boden musste neu gekiest werden. In der Mitte des zukünftigen Biergartens soll ein Baumstamm eingepflanzt werden - als Befestigung für eine spinnennetzförmige Beleuchtung, die bei Einbruch der Dämmerung für behagliche Outdoor-Atmosphäre und „Aufenthaltsqualität“ sorgen soll.
Was bis zum Kiosk-Start am Hochablass noch passiert
Bis zum Start im September müssen noch die Hecken sauber geschnitten und Trockenbauwände gezogen und verputzt werden. Auch der Besuch des Kammerjägers steht an, damit sich Wespen nicht als ungebetene Gäste zu den zahlenden Kunden gesellen. Dann ist Platz für Abluft, Spülmaschinen, Kühlelemente, Grillplatten, Fritteuse, Durchlauftoaster und Kaffeemaschinen.
Das volle Potenzial werde man in diesem Jahr noch nicht ausschöpfen können, so der neue Inhaber. Die Vision für die langfristige Zukunft: Nach dem Start im alten Gebäude, soll – in Abstimmung mit der Stadt – ein Neubau entstehen. Fair Trade, regionale Produkte und Bio-Qualität – das waren, neben der Sanierung, die Vorgaben des Umweltreferats für die Bewerber um den Kioskbetrieb. „Das machen wir ohnehin schon immer so“, sagt Sebastian Hrabak. „Bio“ soll nicht nur das Speisenangebot sein: „Wir werden dafür sorgen, dass hier im Naherholungsgebiet nicht zu viel Müll liegt“, verspricht der Gastronom. Unter anderem mithilfe von biologisch abbaubaren Verpackungen, Recup-Mehrweg-Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher. Am liebsten ist dem Betreiber aber sicher der Coffee to stay.