In einer Pressemitteilung, die gestern versandt wurde, heißt es: „Die Stadt Augsburg hat weder jetzt noch in Zukunft den Plan, die Augsburgblume in ihr Stadtmarketingkonzept zu implantieren.“ Noch vor wenigen Wochen hatte das ganz anders geklungen.
Damals hatte Ursula Baier Pickartz, die Leiterin des zentralen Stadtmarketings, die Blume sogar als „Teil von Augsburg“ bezeichnet und sie in eine Reihe mit Fuggerei und Goldenem Saal gestellt. Die schlichte Blume ist an Hunderten Stellen in der Stadt zu sehen – auf Stromkästen, Mauern, Hauswänden. Die Blume löst gegensätzliche Reaktionen aus: Die einen sehen sie als Kunst, für andere ist es dagegen schlicht Sachbeschädigung.
Die Polizei geht davon aus, dass die Blumen alle vom selben Schöpfer stammen – einem jungen Mann, gegen den vor Kurzem Anklage erhoben wurde. Demnächst wird sich der Blumenmaler wegen Sachbeschädigung in über 400 Fällen vor dem Amtsgericht verantworten müssen. Für ihn geht es um viel: Gegen ihn wurde früher bereits eine Bewährungsstrafe verhängt, nun droht ihm Haft. Den Schaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf 71.000 Euro.
Schaden? Es gibt in der Stadt auch viele, die in den Malereien keinen Schaden sehen, sondern einen Gewinn. „Ich war von Anfang an entzückt von der Augsburgblume“, hatte Ursula Baier Pickartz unserer Zeitung gesagt. „Ich habe mich immer gefreut, wenn ich sie entdeckt habe.“
Die 180-Grad-Wende nun sei mit Baier Pickartz und dem Oberbürgermeister abgestimmt, heißt bei der Stadt. Hintergrund für die Entscheidung ist nach Informationen unserer Zeitung, dass erst kürzlich erneut Blumen auf öffentlichen Gebäuden aufgetaucht sind. In der städtischen Mitteilung heißt es, dass man alle Malereien „rückhaltlos zur Anzeige bringen“ und Schadensersatz einklagen werde.
Im Stadtbild verbreitet sich die Blume dennoch munter weiter. Die T-Shirts mit dem Motiv verkaufen sich nach wie vor gut, inzwischen gibt es sogar die beliebten Friedenshäuschen mit der Blume.