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Kapuziner nehmen schweren Herzens Abschied

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Kapuziner nehmen schweren Herzens Abschied

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    Von Gerlinde Knoller Eine Ära geht zu Ende. Mitte Oktober wird die Niederlassung der Kapuziner von St. Sebastian aufgelöst. Sie bestand zuletzt aus Pater Siegbert Mayer (Leitung) und Pater Guido Kreppold. Damit schließt auch das Franziskanische Zentrum, das die Kapuziner als Bildungshaus geleitet haben. "Da ist Trauer", sagt Pater Guido Kreppold. Er verhehlt nicht, wie sehr ihn dieser Abschied, von der Ordensleitung der bayerischen Kapuziner beschlossen, schmerzt. Der Grund des Abzugs: Der Orden hat keinen Nachwuchs mehr.

    Die Kapuziner von Augsburg, in ihrem ersten Kloster in der Kapuzinergasse und dann in St. Sebastian, waren seit jeher für die Bedürftigen da. Im 17. Jahrhundert standen Kapuziner den Pestkranken zur Seite, im 18. Jahrhundert hörten sie in einem Jahr allein 69 000 Beichten. Im 20. Jahrhundert verteilten sie Brot (1932 wurden täglich 295 Mittagessen und 800 bis 1000 Stück Brot ausgegeben) und am Beginn des 21. Jahrhunderts suchten sie nach neuen Formen, wie Menschen Gott finden können.

    Neuen Weg abseits traditioneller Bahnen gefunden

    Der heilige Sebastian wurde spätestens seit dem 17. Jahrhundert dort verehrt, wo einst das Pesthaus vor dem Stephinger Tor stand. Noch heute gibt es die Sebastians-Bruderschaft, die diesen Brauch erhält. Jedes Jahr um den 20. Januar, dem Fest des Heiligen, pilgerten aus den Augsburger Stadtpfarreien und aus dem Umland die Gläubigen zur "Sebastiani-Oktav" - ein Markt auf der Straße mit täglichen Predigten, Andachten, Vorträgen und Beichte. Inzwischen hat diese Sebastiani-Oktav an Anziehungskraft verloren.

    Neben solchen traditionellen Frömmigkeitsformen entwickelten sich neue spirituelle Angebote, eng mit Pater Guido verbunden, der seit 1984 in St. Sebastian wirkt. Die "heilende Seelsorge" an Menschen in schweren Lebens- und Glaubenskrisen liegt dem Theologen und Psychologen am Herzen. Er lehrt sie einen neuen Zugang zum Glauben etwa durch Meditation, Gespräche oder Vorträge. "Wir haben versucht, Türen zu öffnen für säkularisierte Menschen."

    Es war ein Weg abseits traditioneller Bahnen. 1968 öffnete sich das Kapuzinerkloster zum religiösen Bildungshaus, dem Franziskanischen Zentrum. Die größte Anziehungskraft in den vergangenen Jahren hatten hier vor allem Kurse für meditative Tänze. In St. Sebastian angesiedelt und mit den Kapuzinern eng verbunden ist auch die "Franziskanische Gemeinschaft". Zu ihr gehören rund 80 Laien, die ihr Leben am Vorbild des heiligen Franziskus ausrichten. Sie können vorerst noch bleiben, so Prälat Bertram Meier, Ordensreferent der Diözese Augsburg, die Eigentümerin von Kirche und Haus ist. Dann werde sich vielleicht Raum in einer der franziskanischen Klostergemeinschaften in Augsburg finden. "Vor Herbst nächsten Jahres werden wir St. Sebastian nicht umgebaut haben", so Meier.

    Künftig soll die Kroatische Gemeinde in St. Sebastian ihren Ort bekommen. Auch wird überlegt, dort Einrichtungen der Betriebs-seelsorge von KAB und CAJ unterzubringen.

    Pater Siegbert wird ab Mitte November in der City-Seelsorge in Ingolstadt mitwirken. Pater Guido sagt, er habe eine Option für Eichstätt, wo er "mit vielen jungen Leuten" arbeiten könne.

    Info: Die Kapuziner verabschieden sich am Sonntag, 19. Oktober, 14 Uhr, in St. Sebastian mit einem Gottesdienst. Prediger ist der Ordensreferent Prälat Bertram Meier.

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