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Augsburg: Kampf gegen Graffiti: Neues Konzept soll Hauseigentümern helfen

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Kampf gegen Graffiti: Neues Konzept soll Hauseigentümern helfen

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    Gerade in der Altstadt mit den vielen Gässchen fühlen sich Sprayer oft unbeobachtet und beschmieren die Fassaden. Immobilienbesitzer sollen im Kampf gegen Graffiti unterstützt werden.
    Gerade in der Altstadt mit den vielen Gässchen fühlen sich Sprayer oft unbeobachtet und beschmieren die Fassaden. Immobilienbesitzer sollen im Kampf gegen Graffiti unterstützt werden. Foto: Michael Hochgemuth

    Es gibt Augsburger Hauseigentümer, die haben längst resigniert. Sobald sie Graffiti an ihren Fassaden entfernen lassen, prangen dort bald wieder die nächsten. Also entscheiden sich einige Betroffene, die Schmierereien stehen zu lassen. Im vergangenen März kam es genau aus diesem Grund zu einem Vorfall in der Altstadt, der für Aufsehen sorgte. Auch, weil er die Machtlosigkeit gegenüber Sprayern aufzeigte. Nun ist neben den bisherigen Anti-Graffiti-Projekten der Stadt ein neues, zusätzliches Konzept im Gespräch. Es fokussiert sich auf die Unterstützung von Hauseigentümern.

    Zuschuss für Graffitischutz für Augsburger Immobilienbesitzer

    Erstellt wurde das Konzept durch den Arbeitskreis Graffiti des Kommunalen Präventionsrates der Stadt. Ordnungsreferent Dirk Wurm, SPD, hatte es vorangetrieben. Es wird am Mittwoch im Allgemeinen Ausschuss vorgelegt und beinhaltet drei wichtige Punkte: Immobilienbesitzern soll demnach ein Zuschuss zum Graffitischutz gewährt werden. Dabei handelt es sich um eine besondere Lösung, die auf Wänden aufgetragen wird. Graffiti können damit unkompliziert abgewaschen werden.

    Der zweite Vorschlag beinhaltet, dass die Stadt in Kooperation mit Fachfirmen und durch Rabatte die Hauseigentümer bei Fassadensanierungen unterstützt. Projekt „Schmierflink“ soll dieses Vorgehen heißen. Vorbild dafür ist eine Projektidee der Stadt Luzern in der Schweiz. Beim dritten Punkt geht es um einen direkten Ansprechpartner für die Bürger bei der Stadt. Er soll über eine Hotline erreichbar sein. In der Beschlussvorlage wird kein Hehl daraus gemacht, dass bisherige Maßnahmen der Stadt im Kampf gegen illegale Graffiti nicht mehr ausreichen.

    Viele Schäden durch Graffiti in Augsburg

    Tatsächlich spricht die Polizei von einer hohen Zahl von Graffiti-Beschädigungen, die schon seit mehreren Jahren anhält. Im vergangenen Jahr registrierte sie 672 in der Stadt. Die Dunkelziffer der nicht angezeigten Fälle dürfte zusätzlich hoch sein. 249 Fälle, für die 49 Tatverdächtige verantwortlich waren, wurden 2018 aufgeklärt. 45 der Täter waren männlich, vier weiblich. Unter ihnen waren vier Kinder, 23 Jugendliche, sieben Heranwachsende und 15 Erwachsene.

    Der Arbeitskreis Graffiti, in dem unter anderem städtische Behörden, Stadtwerke, Stadtjugendring, Justiz und Polizei vertreten sind, beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit der Graffiti-Problematik. Bislang legte er das Hauptaugenmerk auf Prävention. Wie etwa mit dem Projekt „Schwabenwand“, das Sprayern legale Flächen bereit stellt.

    Vergangenes Jahr folgte das Projekt „Einwandfrei“. Es richtet sich an 14- bis 21-Jährige, die erstmalig des illegalen Sprayens überführt wurden. In Abstimmung mit Staatsanwaltschaft und mit Zustimmung der Geschädigten bessern sie Beschädigungen aus. „Es ist eine logische Weiterentwicklung unserer Arbeit, dass wir uns nun auf die Immobilienbesitzer konzentrieren“, sagt Diana Schubert vom Kommunalen Präventionsrat. Sie könne verstehen, dass Bürger frustriert sind und es ihnen reicht, wenn sie Hauswände schon öfter haben reinigen lassen. Prominentes Beispiel dafür ist der Vorfall vergangenen März in der Altstadt.

    Überdimensionale Penisse einfach rot übermalt

    Dort hatten Wohnungseigentümer eines Mehrparteienhauses keine Lust mehr, die Fassade wieder herrichten zu lassen. Zu oft schon hatten sie Geld in die Beseitigung von Graffiti investiert. Also ließen sie die Schmierereien mit den überdimensionalen Penissen an der Hauswand stehen. Darüber ärgerte sich allerdings ein Anwohner aus der Altstadt. Irgendwann ertrug er offenbar den Anblick des Geschmiers nicht mehr und übermalte es mit knallroter Farbe. Die Polizei überführte ihn. Schließlich handelte es sich bei dieser ungewöhnlichen Selbsthilfe um Sachbeschädigung. Das Altstadt-Ensemble ist laut Diana Schubert besonders von illegalen Schmierereien betroffen.

    Sie glaubt, dass der sich neue Konzeptvorschlag positiv auf das Erscheinungsbild der Altstadt auswirkt. Allein, weil Graffiti schneller verschwinden. Auch weil man jetzt Unesco-Welterbe ist, sei es wichtig, dass sich die Stadt entsprechend präsentiere. Wie es nun weitergeht?

    „Das Gesamtkonzept muss im Ausschuss zustimmend zur kenntnis genommen werden. Dann wird es die Verwaltung auf Umsetzbarkeit prüfen bevor es dann im Stadtrat landet“, so Schubert. Auch Dirk Wurm weiß, dass in den nächsten Monaten geklärt werden muss, welche finanziellen Beiträge die Stadt hier leisten will. „Es wird sicherlich nicht einfach, zusätzliche Kosten im laufenden Haushalt unterzubringen.“

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Graffiti: Endlich wird geholfen

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