Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Jauch zum Sabbat

Augsburg

Jauch zum Sabbat

    • |
    A. von Treuenfeld
    A. von Treuenfeld

    Sie sind Israelinnen und lieben Günther Jauch. Als junge Frauen und behütete Töchter des deutsch-jüdischen Bürgertums flohen sie vor den Nazis über Land und Wasser ins heiße Palästina, das damals noch nicht Israel hieß. Hitze und Sprache der neuen Heimat machten ihnen zu schaffen. Die Ausgrenzung wiederholte sich. Unter den jüdischen Einwanderern Palästinas galten sie jahrzehntelang als die Deutschen, als „Jeckete“, die ihren starken Akzent nie und ihre Jackets selbst bei größter

    Das berichtet die Journalistin Andrea von Treuenfeld in ihrem Buch „In Deutschland eine Jüdin – eine Jeckete in Israel“ (Gütersloher Verlagshaus). Sie hat hochbetagte deutschstämmige Israelinnen besucht, interviewt und ihre bewegenden Lebensberichte dokumentiert. Bei einer Lesung im Evangelischen Forum Annahof auf Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft stellte sie vier der 16 Frauen vor. So individuell die Berichte sind: Sie alle stammen aus deutschen Akademikerfamilien. Nach Vertreibung und geglückter Flucht kämpften sie in Palästina mit neuen Vorurteilen, aber auch mit der Abwertung weiblicher Bildung: Damit das Schulgeld für die Jungen in der Familie bezahlt werden konnte, gingen sie als Putzfrauen und Sekretärinnen arbeiten.

    Auf einmal war alles arisch

    Lore Wolf aus Tel Aviv wurde 1922 in Schlesien geboren. Von ihrer Kindheit schwärmt sie. Erst 1933 begannen die verstörenden Erlebnisse: Der Reitlehrer verbot ihr die Reitstunde. „Das Pferd ist arisch“, hieß es zur Begründung. Im Unterricht zur Kinderpflege durfte sie nicht an der Puppe üben: „Die ist arisch.“ In „Rassenkunde“ lernte sie, dass man Juden an ihren angewachsenen Ohrläppchen erkenne. Ihr Vater, ein Arzt, wurde 1938 in Buchenwald inhaftiert, kam jedoch frei unter der Auflage, auszuwandern und zu schweigen. Seine Tochter erfuhr nie etwas über seine Erlebnisse im Konzentrationslager.

    Doch trotz dieser Erfahrungen hat die Israelin ihre deutschen Wurzeln nie gekappt. So holt sie sich – wie viele der anderen Frauen auch – jeden Freitag nach Beginn des Sabbats Günther Jauch und sein Quiz „Wer wird Millionär?“ auf den Fernsehschirm. Und weil Jauch diesen besonderen Fanklub in Tel Aviv selbst kennengelernt hat, widmete er den Damen sein Vorwort zur Dokumentation von Treuenfelds.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden