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Islam: Salafisten in Augsburg: Eine Gemeinde unter Beobachtung

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Salafisten in Augsburg: Eine Gemeinde unter Beobachtung

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    Die Moschee des Islamischen Vereins Augsburg befindet sich in einem Haus im Domviertel.
    Die Moschee des Islamischen Vereins Augsburg befindet sich in einem Haus im Domviertel. Foto: Annette Zoepf

    Wer den Weg zur Salaheddine Moschee nicht kennt, kann das Gebäude leicht verfehlen. Die Gebetsräume liegen unauffällig im Keller eines Mehrfamilienhauses im Domviertel. Einzig ein kleines Türschild „Islamischer Verein Augsburg“ weist auf die Gemeinde hin, die seit gestern in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Im Rahmen einer bundesweiten Razzia gegen salafistische Netzwerke ist auch die Wohnung des Zweiten Vereinsvorsitzenden durchsucht worden. Der 33-jährigen Mann soll den Behörden zufolge Kontakte zum Netzwerk „Die wahre Religion“ des radikalen Kölner Predigers Ibrahim Abou-Nagie gepflegt haben, dem Initiator der Koran-Verteilaktion. Der

    Ist die Augsburger Moschee etwa Brutstätte für gewaltbereite Hassprediger?

    Doch die Durchsuchung bei dem Prediger, der im vergangenen Jahr viele seiner Vorträge als Video ins Internet gestellt hat, wirft auch Fragen zur Gemeinde auf: Ist die Augsburger Moschee etwa Brutstätte für gewaltbereite Hassprediger? Nein, sagt der bayerische Verfassungsschutz. Die Moschee sei zwar ein Ort, wo unter anderem „salafistisches Gedankengut verbreitet wird“, doch nicht alle der dort Betenden seien dieser ultrakonservativen islamischen Strömung zuzuordnen. Zumal die Behörden derzeit davon ausgehen, dass der kleine Kreis von Augsburger Salafisten nicht gewaltbereit ist.

    Die Gläubigen der Salaheddine Moschee können die Aufregung, die um sie herrscht, nicht verstehen. Der Vereinsvorsitzende, der seinen Namen nicht öffentlich machen möchte, lehnt die Kategorisierung der Behörden ab: „Wir sind keine Salafisten, wir sind einfach nur Muslime, die ihren Glauben leben,“ sagt der 36-Jährige. Selbstverständlich werde in ihrem Gebetshaus kein Hass, sondern ein friedliches Miteinander gepredigt, gerade auch im Verhältnis zu Nicht-

    Verein wird als extremistisch eingestuft

    Wie kann es dann sein, dass der Zweite Vorsitzende des Vereins anscheinend schon länger ins Visier der Ermittler geraten ist? Das könne er auch nicht beantworten, schließlich sei der Mann schon seit mehreren Monaten nicht mehr in der Moschee aufgetaucht. Alles, was er getan oder nicht getan habe, sei seine Privatangelegenheit.

    Der bayerische Verfassungsschutz wirft den Salafisten besonders die offensive Missionierungsarbeit vor. Auch der Islamische Verein Augsburg hat in der Innenstadt immer wieder Infostände aufgebaut und für den Islam geworben. Der Vereinsvorsitzende sieht darin kein Problem. Andere würden das schließlich auch machen. Da ihre „Aufklärungsarbeit“ aber falsch verstanden würde, hätten sie seit knapp einem Jahr auch keinen Infostand mehr angemeldet. Die Behörden sehen das problematischer. Der Salafismus lehne die weltlichen Gesetze ab, daher sei auch der Augsburger Trägerverein als „extremistisch“ einzustufen. Nach Informationen unserer Zeitung läuft deswegen auch die Prüfung der Gemeinnützigkeit des Vereins. Schon bald könnte ihm dieser Status und die damit verbundenen steuerlichen Vorteile entzogen werden.

    Mit der Stadt hat der Islamische Verein bisher nicht zusammengearbeitet

    Aber nicht nur mit den Behörden hat die Gemeinde Probleme. Auch mit anderen Moscheevereinen gibt es Reibungspunkte. Besonders mit den spirituellen Sufis steht man Konflikt. Sven Abdul Hakim etwa, deutscher Konvertit und Vorsitzender des kleinen islamischen „Kaiser-Wilhelm-Vereins“ in Augsburg, begrüßt die Razzien gegen Salafisten. Er hält sie für gefährlich, da sie „junge Männer, die auf der Suche nach Identität sind, indoktrinieren“.

    Mit der Stadt hat der Islamische Verein bisher nicht zusammengearbeitet. Bei zwei Sitzungen des Islamforums war ein Vertreter dabei. Danach sei trotz Einladung niemand mehr aufgetaucht, berichtet Matthias Garte, der bei der Stadt zuständig ist für interkulturelle Arbeit: „Sie scheinen für Kooperationen nicht sehr offen zu sein.“

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