Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Interview: So trifft das Coronavirus Augsburgs Wirtschaft

Interview

So trifft das Coronavirus Augsburgs Wirtschaft

    • |
    In China und anderen Ländern ist das Coronavirus ausgebrochen. Die Auswirkungen haben auch die Region Augsburg und deren Betriebe erreicht. Das Bild zeigt einen Mitarbeiter in einem chinesischen Krankenhaus.
    In China und anderen Ländern ist das Coronavirus ausgebrochen. Die Auswirkungen haben auch die Region Augsburg und deren Betriebe erreicht. Das Bild zeigt einen Mitarbeiter in einem chinesischen Krankenhaus. Foto: Fan Peishen/dpa

    Das Coronavirus sorgt für Verunsicherung. Auch die Wirtschaft vor Ort ist involviert. Zwei Beispiele: Der Veranstalter der GrindTec sieht keinen Anlass, die große Fachmesse in Augsburg abzusagen. Ein Augsburger Unternehmen dagegen verzichtet auf einen Messeauftritt in Nürnberg. Was spürt die Industrie- und Handelskammer (IHK) von einer Verunsicherung in heimischen Betrieben?

    Thomas Schörg: Wir leiten aus Gesprächen mit Unternehmen ab, dass die Betroffenheit und damit die Verunsicherung stark variiert, je nach der Intensität der Geschäftsbeziehung. Wer vor Ort einen eigenen Standort betreibt, selbst in China produziert oder auf chinesische Vorleistungsgüter angewiesen ist, ist stärker gefordert als Unternehmen mit reinen Handelsbeziehungen.

    Welche Rolle spielt China für den Wirtschaftsraum Augsburg?

    Schörg: Chinesische Industriewaren haben einen Anteil von 9,4 Prozent an den deutschen Importen von Vorleistungsgütern. Davon ist das verarbeitende Gewerbe im Wirtschaftsraum Augsburg ebenfalls betroffen. Aber auch wer ausschließlich nach China liefert, muss aufgrund von sehr eingeschränkten Luftfracht-Verbindungen mit enormen Verzögerungen und steigenden Transportkosten rechnen.

    63 Aussteller und auch viele Besucher aus China werden auf der GrindTec sein. Wie steht es derzeit um den Tourismus wegen des Coronavirus?

    Schörg: Der regionale Tourismus ist tatsächlich betroffen. China trägt ein Fünftel zu den weltweiten Tourismusausgaben bei. Deshalb trifft das von der Regierung in Peking ausgesprochene Verbot von Pauschalreisen für die eigenen Bürger auch die Betriebe der Region, das heißt Hotels und Restaurants – aber auch den Einzelhandel.

    Wo zeigen sich nach Kenntnisstand der IHK bereits Folgen des Virus für die heimischen Betriebe?

    Schörg: Die Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen mit und nach China haben Maßnahmen ergriffen, um ihre Mitarbeiter zu schützen und Geschäftsprozesse am Laufen zu halten. Unternehmen mit chinesischen Standorten haben dort, wo möglich, auf Home-Office umgestellt oder die Ferien verlängert, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Generell werden geschäftliche Tätigkeiten verstärkt digital abgewickelt. Mitarbeiter aus Deutschland, die vor Ort in China arbeiten, sind zurückgeholt worden. Dienstreisen werden oftmals verschoben oder ganz abgesagt.

    Was bedeutet dies alles für die Geschäftszahlen der Unternehmen?

    Schörg: Die Auswirkungen des Coronavirus auf die wirtschaftliche Entwicklung lassen sich derzeit noch nicht abschätzen – sie sind allerdings nicht nur bilateral, sondern weltweit zu erwarten.

    Wie viele besorgte Anfragen bekommt die IHK?

    Schörg: Wir stehen mit vielen der insgesamt 500 in China aktiven IHK-Mitgliedsunternehmen in Kontakt. Anfragen ausschließlich zum Thema Coronavirus sind allerdings die Ausnahme. Auch weil das Virus erfreulicherweise nicht in Bayerisch Schwaben angekommen ist. Vielmehr stehen Fragen des üblichen Tagesgeschäfts im Mittelpunkt: Welche Wege für meine Lieferung stehen offen? Welche Einschränkungen bestehen im innerchinesischen Warenverkehr und in der Wertschöpfungskette?

    Was rät die IHK den Betrieben?

    Schörg: Wir empfehlen die Entwicklung – zum Beispiel Reisewarnungen – aufmerksam zu beobachten. Und sich bei öffentlichen Stellen, zum Beispiel Gesundheitsämtern, regelmäßig zu informieren. Im Bedarfsfall kann sich ein Firmenchef an die Außenhandelskammern in China wenden. Wir verweisen zudem auf die Angebote des China Competence Centers und des Beratungszentrums Recht und Betriebswirtschaft der IHK Schwaben.

    Zur Person: Thomas Schörg ist Pressesprecher der IHK Schwaben. Die IHK betreut in Schwaben über 140.000 Mitgliedsunternehmen.

    Diese Themen könnten Sie auch interessieren:

    Coronavirus: Italienische Schüler sagen Augsburg-Reise ab

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden