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Interaktive Grafiken: Grüne Mitte, schwarzer Rand: So hat Augsburg gewählt

Volker Ullrich und die CSU haben bei der Bundestagswahl in Augsburg zwar die meisten Stimmen erhalten, aber auch die größten Verluste zu verbuchen - vor allem in der Innenstadt.
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Grüne Mitte, schwarzer Rand: So hat Augsburg gewählt

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    Nicht jeder Sieg schmeckt süß - etwa wenn hinter dem Ergebnis der eigenen Partei ein dickes, rotes Minus steht. Immerhin huscht ein verhaltenes Lächeln über Volker Ullrichs Gesicht, als er auf die Verteidigung seines Direktmandats angesprochen wird. Doch dass der Ausgang der Wahl "nicht erfreulich" sei, kann er nicht verleugnen. Vor allem Augsburgs Zentrum ist längst nicht mehr schwarz, teils entfielen auf die CSU gar nur die drittmeisten Stimmen in den urbanen Bezirken. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieser Wahl, die so eng ausfiel wie lange nicht mehr.

    Das Augsburger Zentrum ist die Hochburg der Grünen

    Schon bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr hatte sich vor allem in den Innenstadt-Bezirken ein Trend hin zu den Grünen abgezeichnet. Die meisten Stimmen - wenn teils auch knapp - landeten da trotzdem noch in allen Fällen bei der CSU. Diesmal bietet sich in Augsburgs Zentrum ein anderes Bild.

    Die Stadt ist, wenn man so will, zweigeteilt: in eine grüne Mitte und einen schwarzen Rand. 16 Bezirke im Zentrum, wie das Lech- und Antonsviertel, können die Grünen bei der Zweitstimme gewinnen. Und das mit teils deutlich über 30 Prozent der Stimmen. Das gelingt der CSU nur noch am Stadtrand. Von Ergebnissen weit jenseits der 40-Prozent-Marke, wie sie bei der Bundestagswahl vor acht Jahren noch üblich waren, ist die Partei heute allerdings weit entfernt.

    Die CSU ist der große Verlierer der Bundestagswahl - auch in Augsburg

    Auch vor vier Jahren hatte es Volker Ullrich in einigen Stadtteilen noch auf über 40 Prozent geschafft. Nun steht nirgends mehr eine Vier vorne. Seine Hochburgen hat der CSU-Mann – wie auch seine Partei bei den Zweitstimmen – nach wie vor überall dort, wo Augsburg relativ ländlich geprägt ist. In Inningen, Bergheim oder der Hammerschmiede kommt die Partei von Volker Ullrich zumindest noch an das Ergebnis der vergangenen Bundestagswahl heran (31,8 Prozent Zweitstimmenanteil), doch insgesamt verliert die CSU im Vergleich zu 2017 6,4 Prozentpunkte.

    Die Problemzone liegt klar dort, wo tendenziell die jüngeren Augsburger leben - in der Innenstadt. In mehreren Bezirken wie im Hochfeld (18,1 Prozent), Rosenau- und Thelottviertel (17,3) und Links der Wertach - Süd (13,4) reicht es für die CSU bei den Zweitstimmen gar nur für den dritten Rang hinter Grünen und SPD. Die Hochburgen der Grünen sind vor allem jene Stadtteile mit einer typisch großstädtischen Klientel.

    Die Grünen sind die Gewinner - aber auch ein wenig enttäuscht

    Bei den Erststimmen für die Direktkandidaten zeichnet sich ein vergleichbares Bild. Claudia Roth darf sich als klare Siegerin in den Innenstadt-Bezirken sehen und liegt dort meist weit vor Volker Ullrich und Ulrike Bahr (SPD) - teils mit der doppelten Anzahl an Stimmen (z.B. Rechts der Wertach, Lechviertel).

    Wirklich knapp fällt das Rennen bei den Direktkandidaten letztendlich trotzdem nicht aus. Mit 28,1 Prozent der Stimmen liegt Volker Ullrich im Gesamtergebnis auch mit Stimmenverlusten noch deutlich vor Roth (20,6 Prozent) und Bahr (18,0 Prozent).

    CSU-Kandidat Ullrich holte seine Stimmen auch hier vor allem am eher ländlich geprägten Stadtrand. In der Firnhaberau, Haunstetten-Süd und Lechhausen-Ost lagen seine Ergebnisse beispielsweise deutlich über 30 Prozent, während Claudia Roth teils weniger als 15 Prozent einsammelte.

    Ganz zufrieden sind die Grünen trotz der verbesserten Gesamtergebnisse nicht. Man habe das Gefühl, dass mehr drin gewesen sei, sagte etwa Augsburgs Gesundheitsreferent Rainer Erben. Claudia Roth, die über die Landesliste ihrer Partei wieder in den Bundestag einziehen wird, wurde bei ihrer Ankunft auf der Augsburger Wahlparty mit Applaus empfangen - ihr persönliches Ergebnis bei den Erststimmen (20,6 Prozent) fiel schließlich noch besser aus als das der Partei.

    Bei Claudia Roth und den Grünen ist die Spannweite enorm. Während es für Roth in Lechhausen nur für rund 14 Prozent reicht, schafft sie im Antonsviertel und in der Innenstadt über 30 Prozent. Vereinfacht kann man sagen: Überall wo die CSU stark ist, schwächeln die Grünen tendenziell. Umgekehrt sind die Grünen dort stark, wo die CSU nicht so punkten kann.

    Als Gewinner der Wahl darf sich die SPD ebenfalls bezeichnen, nicht nur bundesweit, sondern auch in Augsburg. Obwohl kein einziger Wahlbezirk an die Sozialdemokraten geht, stehen sie bei den Zweitstimmen (19,2 Prozent) am Ende knapp vor den Grünen - weil sie nahezu überall die zweitstärkste Kraft bilden.

    Die Erststimmen für Ulrike Bahr fielen mit 18,0 Prozent allerdings geringer aus, doch dank des bundesweiten Aufschwungs der Sozialdemokraten wird die Augsburgerin über die Landesliste ihrer Partei auch im nächsten Bundestag vertreten sein. Was bei der SPD auffällt: Bahr schneidet über das ganze Stadtgebiet verteilt schlechter ab als ihre Partei. Während die SPD bei den Zweitstimmen in Augsburg deutlich zulegt, kann Bahr selbst vom Scholz-Effekt nicht profitieren - sie verliert bei den Erststimmen sogar im Vergleich zur Wahl 2017. Eine echte Hochburg hat die SPD in keinem Stadtteil - sie ist nirgends besonders auffällig stark, aber auch nirgends ganz schwach. Punkten kann die Partei in der Hammerschmiede, im Bärenkeller und in Lechhausen. Eher schwach schneidet die SPD in der Innenstadt und in Bergheim ab.

    Dass es auch am Rand Verlierer gibt, geht bei all dem Wirbel um die CSU leicht unter. Sowohl links (Die Linke) als auch rechts der Mitte (AfD) müssen die Parteien mit deutlichen Verlusten klarkommen.

    Die AfD verliert ebenfalls deutliche 4,7 Prozentpunkte der Stimmen. 2017 war sie noch überraschend stark, kam bei den Zweitstimmen auf Platz drei hinter CSU und SPD und lag sogar vor den Grünen. Nun reicht es der Partei bei den Zweitstimmen nur noch für den fünften Rang – mit rund neun Prozent. Die Hochburgen der Partei befinden sich dabei weiter in Oberhausen (

    Bei der FDP liegt Kandidat Alexander Meyer jeweils rund zwei Prozentpunkte hinter dem Parteiergebnis. Punkten kann Meyer in der Innenstadt mit knapp zehn Prozent der Erststimmen und in der Hammerschmiede mit 9,4 Prozent. Zu den Schwachstellen gehören bei Meyers Ergebnis Inningen und das Antonsviertel.

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