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Insolventer Druckmaschinenhersteller: Manroland-Mitarbeiter hoffen auf deutschen Investor

Insolventer Druckmaschinenhersteller

Manroland-Mitarbeiter hoffen auf deutschen Investor

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    Wie geht es weiter bei Manroland? Am morgigen Mittwoch soll nun endlich die Entscheidung fallen, welcher Investor den Zuschlag bekommt. Danach sollen die Beschäftigen erfahren, ob sie eine Zukunft im Unternehmen haben.
    Wie geht es weiter bei Manroland? Am morgigen Mittwoch soll nun endlich die Entscheidung fallen, welcher Investor den Zuschlag bekommt. Danach sollen die Beschäftigen erfahren, ob sie eine Zukunft im Unternehmen haben. Foto: Foto: Anne Wall

    Schlurfender Gang, gesenkte Blicke, betretenes Schweigen: Als gestern um 14 Uhr an Tor 1 des Augsburger Manroland-Werkes die Mitarbeiter nach getaner Schicht das Gelände verließen, spiegelte ihre Körperhaltung deutlich die Stimmungslage unter den Beschäftigten wieder. Viele wollten sich nicht äußern, ihre Ängste wurden dennoch deutlich. Eben waren sie informiert worden, dass am morgigen Mittwoch eine Entscheidung zur Zukunft des Augsburger Standortes fallen wird. Dann wird klar, ob die Lübecker Unternehmensgruppe Possehl den Zuschlag erhält oder doch die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Platinum Equity.

    Die Meinung unter den Mitarbeitern ist klar, sie favorisieren den deutschen Investor. „Die Amerikaner verkaufen uns nur wieder“, sind sich die Beschäftigten einig. Doch auch wenn der deutschen Investor einsteigen sollte, droht ein massiver Stellenabbau. Etwa jedem zweiten der insgesamt 2400 Mitarbeiter könnten Spekulationen zufolge gekündigt werden.

    "Viele sind seelisch und nervlich am Ende"

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    „Jeder hofft natürlich, dass es den Nebenmann erwischt und nicht einen selbst. Die meisten klammern sich an diesen Hoffnungsschimmer“, sagt ein 50-Jähriger aus dem Servicedienst, der namentlich nicht genannt werden will. Er verrät: „Es gibt seit Monaten viele, die sind seelisch und nervlich am Ende. Täglich werden welche von den Sanitätern nach Hause geschickt.“ Er arbeite seit über 30 Jahren bei Manroland und verstehe nicht, wie es so weit habe kommen können. Der Familienvater, äußerlich fit und gesund, aber zu 50 Prozent schwerbehindert, weiß nicht wie es weitergehen soll. „Ich bin zu 99 Prozent überzeugt, dass ich in zwei Wochen nicht mehr hier beschäftigt bin, in meinem Alter und mit einer Behinderung stellt mich aber niemand mehr ein.“ 

    Auch Dietmar Müller blickt skeptisch in die Zukunft. Im Oktober wird der Haunstetter genau 25 Jahre im Betrieb in der Werkzeugvoreinstellung beschäftigt sein. Er rechnet mit einem düsteren Jubiläum. „Die Stimmung ist ziemlich im Keller, das sieht man an den Mienen der Kollegen. Wenn ich arbeitslos werde, sehe ich für mich mit 56 Jahren keine Zukunft mehr in dem Beruf.“ Er habe schon vorgefühlt und sich umgehört, Bewerbungen aber bislang noch nicht versandt. „Vielleicht mache ich mein Hobby als ehrenamtlicher Sanitäter beim BRK zum Beruf.“

    Persönliche Gespräche für Montag geplant

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    Wer wirklich vom Stellenabbau betroffen ist, sollen die Mitarbeiter nächste Woche Montag erfahren. Falls die Entscheidung für einen Investor wie erwartet am morgigen Mittwoch fällt, soll es am Montag zunächst eine Betriebsversammlung geben. Dort wird wohl Insolvenzverwalter Werner Schneider das Konzept der Belegschaft vorstellen. „Wir werden gleich nach der Entscheidung aushandeln, wie viele Mitarbeiter letztendlich gehen müssen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Jürgen Bänsch. Direkt nach der Betriebsversammlung sollen die Mitarbeiter in persönlichen Gesprächen über ihre Zukunft bei Manroland aufgeklärt werden. Zu den Gerüchten, wonach mindestens 1000 Arbeitsplätze verloren gehen, wollte sich Bänsch nicht äußern.

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