Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Innovationspark: Der rote Teppich liegt bereit – für wen?

Innovationspark

Der rote Teppich liegt bereit – für wen?

    • |
    So sieht es im Eingangsbereich der großen Halle im Technologiezentrum derzeit aus: Ein roter Teppich weist den Weg nach innen. Während das gesamte Gebäude inzwischen eine 50-prozentige Auslastung hat, geht in der Halle wenig voran.
    So sieht es im Eingangsbereich der großen Halle im Technologiezentrum derzeit aus: Ein roter Teppich weist den Weg nach innen. Während das gesamte Gebäude inzwischen eine 50-prozentige Auslastung hat, geht in der Halle wenig voran.

    Das Technologiezentrum, das als Herzstück des Augsburger Innovationsparks gilt, ist seit sieben Monaten in Betrieb. Die Zahl der Mieter ist von anfangs 24 auf 30 gestiegen, die Auslastung liegt zwischenzeitlich bei 50 Prozent. Büros und Werkstätten, die zur Forschung genutzt werden, sind also gefragt. Allerdings steht die riesige Halle mit großer Glasfront auf einer Seite nahezu leer. Ein roter Teppich liegt im Eingangsbereich, aber für wen? Lediglich eine Produktionsmaschine steht in der 45 mal 65 Meter großen Halle, die 15 Meter hoch ist. Es gibt Kritik aus der Geschäftswelt an der Konzeption des Technologiezent-rums (TZA). Die politisch Verantwortlichen des Projekts weisen diese zurück.

    Einer der Kritiker ist der Geschäftsführer der Firma Deutscher Technologiedienst GmbH, Markus Mann. Er sagt: „Wir sehen die Bestrebungen kritisch. Die Mieter im TZA sind nicht unbedingt als Erfolgsstory zu werten, sind es doch zum Großteil auch wieder geförderte Projekte, deren Mieten über Umwege vom Steuerzahler beglichen werden.“ Das alles überlagernde Material Carbon werde es in Augsburg schwer haben, „und genau auf dieses Pferd setzt man beständig“. Manns Unternehmen, das sich mit dem breiten Feld von Innovationen befasst, ist in der Schaezlerstraße in

    An Wirtschaftsreferentin Eva Weber prallt diese Kritik ab. Sie zieht eine positive Zwischenbilanz für die Entwicklung des Technologiezentrums: „Nicht nur ich, sondern der gesamte Aufsichtsrat der Innovationspark GmbH zeigt sich mit den Auslastungsentwicklungen, dem erreichten Branchenmix und den Perspektiven noch immer überzeugt vom Konzept.“ Seit der Eröffnung im April seien in nur wenigen Monaten die Auslastungsziele – abgesehen von der Halle, mehr als erreicht worden.

    Nach Informationen unserer Zeitung ist die Halle noch unter anderen Voraussetzungen konzipiert worden. Dies sagt zumindest ein Mieter, der sich allerdings nicht namentlich zitieren lassen möchte. Er behauptet, dass das TZA in der Planungsphase – besonders was die Größe der Halle betreffe – mit einem Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrt abgestimmt worden sei. Diese Firma sei im letzten Moment als Mieter abgesprungen. Wirtschaftsreferentin Eva Weber bestätigt, „dass sich die Anforderungen und Konzeptionen der für die Halle impulsgebenden Unternehmen geändert hätten“. Was sie im Übrigen störe, sei die Bezeichnung „Halle“. Denn genau dies sei sie nicht: „Es handelt sich um keine Halle. Es geht gerade nicht um das Angebot billiger Lagermöglichkeit. Es handelt sich vielmehr um eine Gebäudenutzung, die höchsten produktionsnahen Dienstleistungen gerecht werden kann, deshalb entsprechend ausgestattet und dementsprechend eingepreist ist.“

    Weber unterstützt die Bemühungen von Wolfgang Hehl, Geschäftsführer der Innovationspark GmbH, die überregionale Vermarktung in den nächsten Monaten zu intensivieren: „Alle Firmen der Zielgruppe aus der Region kennen inzwischen das TZA und wissen die Möglichkeiten zu schätzen. Diese Kontakte pflegen die Geschäftsführung, aber auch die Gesellschafter weiterhin.“ Die Wirtschaftsreferentin setzt zudem auf den Stoff, um den sich im Innovationspark vieles dreht: Carbon, den Faserverbundstoff. Das „schwarze Gold“, wie Carbon genannt wird, macht es möglich, dass Produkte im Vergleich mit anderen Werkstoffen leichter werden. Davon profitiert zum Beispiel die Automobilindustrie. Auf Carbon setzt der Innovationspark jedoch nicht nur im Produktionsbereich. „Campus Carbon 4.0“, heißt ein Schlagwort. Es beinhaltet, dass in Augsburg die Entwicklung mit Carbon vorangetrieben wird. Dazu gibt es die Kompetenz in den Firmen, aber auch bei den wissenschaftlichen Instituten und der Universität.

    Dr. Matthias Köppel, Leiter Geschäftsfeld Innovation und Umwelt bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), sagt: „Die Erwartungen, dass schon heute ein komplettes Ensemble aus Büro- und Hallennutzern bereit steht, wären überzogen.“ Das TZA schlage bereits die Brücke von wissenschaftlichen Einrichtungen hin zu Unternehmen. Um mehr Leben ins TZA zu bringen, braucht die Innovationspark GmbH jedoch mehr Ressourcen für Marketing und Vertrieb, so Köppel: „Aus unseren eigenen Besuchen bei 300 Unternehmen wissen wir, dass knapp 40 Prozent der Zielgruppe sich mit den Themen Innovationspark und TZA intensiv beschäftigt haben.“ Eva Weber will sich nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen lassen: „Maßnahmen und Instrumente greifen ineinander. Dabei ist immer zu berücksichtigen, dass die breite Umsetzung und die daraus resultierenden positiven Wirkungen sich nicht kurzfristig einstellen.“ Sie betont, dass Augsburg im Vergleich mit anderen Projekten zum Beispiel in Berlin-Adlershof „überdurchschnittlich schnell unterwegs ist“. Dies sieht IHK-Mann Köppel ähnlich: „Mit jedem neuen Mieter wird das Netzwerk größer, lebendiger und so für weitere Firmen attraktiver. So kann es auch mehr und mehr gelingen, den Nutzen für kleinere Unternehmen greifbar zu machen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden