Die Zahlen, die am Montag im städtischen Jugendhilfeausschuss vorgestellt werden, sind ernüchternd. Seit Jahren fehlen Kinderbetreuungsplätze. Derzeit geht die Verwaltung von mindestens 500 bis 700 fehlenden Kita-Plätzen aus. Die Lage wird sich noch verschärfen. Laut einer Prognose der Stadt dürfte es bis zum Jahr 2025 nach heutigem Stand 4500 Plätze zu wenig geben.
19.000 Kita-Plätze werden 2025 in Augsburg benötigt
Dieser eklatante Mangel ist nicht neu. Er zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre. Gab es vor drei Jahren rund 12.850 Betreuungsplätze in Augsburg, hielt der damalige Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD) einen Bedarf von 16.000 Plätzen in den kommenden Jahren für nötig. Es wurden zwar etliche Betreuungsplätze, vor allem auch durch die Einrichtung von Groß- und Tagespflegen für Kinder geschaffen, doch die Angebote können die große Nachfrage nicht stillen.
Nun gibt es im Stadtgebiet 14.512 Einrichtungsplätze: Krippe 3407, Kita 8148, Hort 2956. Bis zum Jahr 2025 werden laut Berechnungen der Verwaltung aber knapp über 19.000 Plätze benötigt. Der wachsende Bedarf ist zum einen in der Bevölkerungsprognose begründet, zum anderen an dem 2025 in Kraft tretenden Rechtsanspruch für die Betreuung von Grundschulkindern. Die Verwaltung geht 2025 von einem Bedarf von 4160 Hortplätzen aus.
Kita-Projekte werden im Augsburger Jugendhilfeausschuss vorgestellt
Im kommenden Jugendhilfeausschuss will Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) den Kita-Ausbau der kommenden Jahre vorstellen. Zwischenzeitlich würden sich eine ganze Reihe von Optionen für Neubau und zur Anmietung verschiedener Objekte abzeichnen, stellt die Verwaltung in Aussicht. Die Realisierung der einzelnen Vorhaben würde zu einem Kapazitätszuwachs in Höhe von rund 4206 Plätzen führen, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Doch oft sind geplante und tatsächlich geschaffene Betreuungsplätze zwei Paar Stiefel. "Die Schaffung neuer Plätze ist nichts Statisches, da sich im Laufe der konkreten Umsetzung Veränderungen ergeben können. Zum Beispiel können sich Überlegungen von Trägern oder Investoren dadurch ändern, dass es zu hohen Investitionskosten kommt, mit der Konsequenz, dass ein Investor abspringt", erklärt Wild. Zeitliche Abläufe von Bauprojekten könnten sich aufgrund des Genehmigungsverfahrens verschieben. Die Stadt betreut in ihren Einrichtungen über 3000 Kinder, bei den freien Trägern sind es rund 10.000.
Katholische Kirche bietet in Augsburg 3600 Betreuungsplätze an
Die Katholische Kirche ist ein freier Träger, der besonders viele Plätze anbietet. "Die Kirchenstiftungen im Stadtgebiet Augsburg, die beiden Ordensgemeinschaften und die beiden katholischen Vereine betreiben derzeit 30 Einrichtungen. Dort werden derzeit gut 3600 Plätze angeboten", teilt Günter Groll mit, der Vorstandsvorsitzender des Kita-Zentrums St. Simpert ist. Eine "auskömmliche kommunale Finanzierung" der Stadt Augsburg für die freien Träger bei Baumaßnahmen und Betrieb und die fehlenden geeigneten Grundstücke seien das Grundproblem, warum es so schwer sei, weitere Betreuungsplätze zu schaffen. "Überlegen und Planen tun wir durchaus einiges. Leider ist es durch den massiven Ausbau an Krippenplätzen vor rund zehn Jahren an den bisherigen Standorten aus Platzgründen schwierig beziehungsweise letztlich unmöglich weitere Plätze zu schaffen."
Zusätzliche Standorte gebe es, aber da komme der freie Träger meist nicht weiter. "Zu viele rechtliche, baurechtliche, nachbarschaftliche Gründe, die es uns nicht erlauben", so Groll. Da gehe es der Katholischen Kirche genauso wie der Stadt - am Ende blieben nur wenige mögliche Standorte übrig. Projekte würden oft erst mit einer großen zeitlichen Verzögerung angegangen werden können. Günter Groll nennt ein Projekt, das in absehbarer Zeit erweitert wird. Groll: "Dabei handelt es sich um einen Ersatzneubau bei Zwölf Apostel in Hochzoll, wo zusätzliche 24 Krippenplätze entstehen werden." Mehr könne er nicht nennen, um keine falschen Hoffnungen zu wecken.
Wie in den kommenden Jahren mit dem wachsenden Bedarf an Hortplätzen umgegangen werden soll, kann auch Günter Groll nicht beantworten. Freie Flächen in den eigenen Einrichtungen seien in den vergangenen Jahren schon mit Krippenplätzen belegt worden. Groll: "Bedauerlich aus heutiger Sicht, man hätte manche Maßnahme nicht nur ebenerdig bauen sollen, da wäre ein Obergeschoss, gerade für einen Hort, schon möglich gewesen. Aber wer hätte damals an so etwas gedacht, dass wir so viele Plätze in der Krippe brauchen, und dann einige Jahre später auch noch Hortplätze. Schlicht ärgerlich."
Anspruch auf Betreuung: Fünf Eltern haben bislang geklagt
Die Stadt Augsburg muss letztlich diese Fragen und Probleme lösen, da seit August 2013 für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege gilt. "Auf Grundlage des Rechtsanspruchs auf Betreuung haben etwa fünf Eltern eine Klage eingereicht", sagt Bildungsbürgermeisterin Martina Wild.
Lesen Sie dazu den Kommentar: Kita-Ausbau: Stadt darf sich nicht auf Lorbeeren ausruhen
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