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Illertissen: Wie eine Baustelle den Händlern die Kunden abgräbt

Illertissen

Wie eine Baustelle den Händlern die Kunden abgräbt

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    Wieder wird in der Vöhlinstraße in Illertissen gebaut, wieder regt sich Unmut bei Einzelhändlern in der Stadt.
    Wieder wird in der Vöhlinstraße in Illertissen gebaut, wieder regt sich Unmut bei Einzelhändlern in der Stadt. Foto: Jens Carsten

    Wieder wird in der Vöhlinstraße gebaut, wieder regt sich Unmut bei Einzelhändlern in der Stadt: Im Zuge des zweiten Sanierungsabschnitts ist die Haupteinfahrtsstraße nach Illertissen für den Verkehr komplett gesperrt – deshalb kämen derzeit deutlich weniger Kunden in die Geschäfte in der unteren

    Wieder wird in der Vöhlinstraße gebaut, wieder regt sich Unmut bei Einzelhändlern in der Stadt:
    Wieder wird in der Vöhlinstraße gebaut, wieder regt sich Unmut bei Einzelhändlern in der Stadt: Foto: Jens Carsten

    Als „großes Ärgernis“ beschreibt etwa Rolf Semler, Mitinhaber des gleichnamigen Bäckereiunternehmens, die Baustelle. Der für Illertissen übliche Durchgangsverkehr werde um die Stadt herum geleitet. Viele Kunden blieben weg, die an der Filiale an der Spöck ansonsten „mal schnell stoppen“, um Kaffee und Brotzeit zu kaufen. Das schlage sich in der Bilanz nieder. Semler ist froh, dass zur Bäckerei mehrere Filialen gehören. So könnten die Verluste aufgefangen werden. „Hätten wir nur die eine hier, sähe das anders aus.“ Zumal es nach dem ersten Sanierungsabschnitt der Vöhlinstraße im vergangenen Jahr und davor dem Ausbau der

    Unternehmer regt Einbahnstraße stadtauswärts an

    Geht es nach Semler, könnte die Stadt mehr tun, um die Folgen der Baustelle für die Händler erträglicher zu gestalten. Eine einspurige Umfahrung auf der Vöhlinstraße hält er für denkbar, als Einbahnstraße stadtauswärts. „Dann würde der Verkehr zumindest in diese Richtung fließen.“ Zudem glaubt Semler, die Arbeiten könnten schneller vonstatten gehen. Die Stadt hätte mit der Firma Vereinbarungen treffen müssen, sagt er. „Schlecht gelöst“ sei zudem die Umleitung: Wer am Kreisverkehr an der Autobahn nicht den Schildern zum Zubringer folge, sondern wie gewohnt in Richtung Stadt abbiege, stehe plötzlich vor der Absperrung. Fremde wüssten dann nicht weiter. Dass sie von dort über den Tiefenbacher Weg in Richtung Staudengärtnerei und an der Kreuzung bei Betlinshausen nach links in die Innenstadt fahren können (über Friedhofstraße oder Ulmer Straße), werde durch Schilder nicht angezeigt. Auch unten in der Stadt fehle ein Hinweis auf diese Route. Semler: „Wir haben am Tag zwei bis drei Kunden, die nach dem Weg hinauf zur Gärtnerei fragen.“

    Wieder wird in der Vöhlinstraße gebaut, wieder regt sich Unmut bei Einzelhändlern in der Stadt:
    Wieder wird in der Vöhlinstraße gebaut, wieder regt sich Unmut bei Einzelhändlern in der Stadt: Foto: Jens Carsten

    Ähnlich sieht das André Baumgärtner vom Bettengeschäft in der Hauptstraße. Auch wenn Kissen und Matratzen nicht zu den klassischen Mitnahme-Produkten gehörten, seien bei ihm spontane Kundenbesuche seit Beginn der Bauarbeiten merklich zurückgegangen. „Die Straße ist wie tot, der Verkehr ist komplett weg.“ Die alternativen Wege in die Innenstadt seien vielen Menschen schlichtweg nicht bekannt, glaubt der Unternehmer. Viele dächten sich angesichts der Baustelle wohl: „Oh Gott, da bleibe ich lieber gleich ganz weg.“ Aus Baumgärtners Sicht ist die Stadt gefragt, die Fahrtwege bekannt zu machen. „Da könnte mehr kommen.“ Zumal schon Tage vor Beginn der Bauarbeiten auf großen Schildern auf die Komplettsperrung hingewiesen worden sei. Dass die Geschäfte weiter erreichbar sind, sei hingegen erst später hinzugefügt worden. Baumgärtner will gemeinsam mit anderen betroffenen Händlern überlegen, was getan werden könnte, um trotz der Baustelle Kunden anzulocken. „Wir müssen uns präsentieren.“

    Rabattaktionen sollen Kunden locken

    Mit Rabattaktionen haben es zuletzt das Modehaus Rimmele und die Teegalerie versucht. Beide zwar mit Erfolg – aber ebenso in dem Wissen, dass das keine wirtschaftliche Dauerlösung ist. „Wir brauchen die Einnahmen“, sagt Rose Rücking, Inhaberin der Teegalerie. Sie verkauft auch Deko- und Geschenkartikel und profitiert nach eigenen Angaben vom Durchgangsverkehr. „Die Baustelle macht uns zu schaffen.“ Viele Menschen aus der Umgebung führen derzeit zum Einkaufen gleich in andere Städte. Laut Rücking zeigt sich am Beispiel Vöhlinstraße, dass eine einzige Einfahrtsstraße für eine Stadt zu wenig sei. Sie hofft, dass die „Durststrecke“ bald zu Ende ist. Und auf ein gutes Weihnachtsgeschäft – „Ansonsten wird es kritisch.“

    Ein Banner am Ortseingang soll insbesondere Auswärtige darauf hinweisen: Die Geschäfte sind trotz Baustelle erreichbar.
    Ein Banner am Ortseingang soll insbesondere Auswärtige darauf hinweisen: Die Geschäfte sind trotz Baustelle erreichbar.

    Allein mit Rabatten geht es nicht, sagt auch Sonja Grüner, stellvertretende Geschäftsführerin des Modehauses Rimmele. Die Kundenfrequenz sei aktuell „sehr schlecht“. Grüner glaubt, dass die Stadtverwaltung überlegen hätte können, ob der Verkehrsfluss um die Baustelle besser zu gestalten gewesen wäre.

    „Beängstigend ruhig“ sei es in diesen Tagen in der Stadt, stellt der Eisenwaren- und Spielwarenhändler Dieter Gössler fest. Da zeige sich, wie wichtig der Verkehr für die Gewerbetreibenden im Ort sei. Gegen die Baustelle sei er nicht, betont Gössler. Aber deren Auswirkungen seien eben spürbar. Noch deutlicher als 2018, als der Verkehr immerhin über eine Umleitung in die Innenstadt gelangte. Vielleicht wäre eine einspurige Umfahrung mit Ampel möglich, überlegt Gössler. Mit dem Fortschritt der Arbeiten sei er zufrieden. Ebenso wie mit dem Resultat des ersten Sanierungsabschnitts. „Die machen eine gute Arbeit.“

    Wie man im Rathaus reagiert

    Im Rathaus nimmt man die Anliegen ernst, sagt Henning Tatje, der für das Stadtmarketing zuständig ist. So seien am Ortseingang Banner aufgehängt worden, die auf die geöffneten Geschäfte hinweisen. Außerdem wolle er versuchen, die Einzelhändler zu unterstützen, etwa indem er gemeinschaftliche Aktionen anregt. Die Rückmeldungen auf die Idee eines Quiz seien jedoch bisher „dünn“ gewesen. Tatje glaubt, dass sich Leute von außerhalb mit Veranstaltungen wie Live im Sperrbezirk oder kürzlich dem Frühjahrsmarkt in die Innenstadt locken lassen. Generell ist er der Meinung, die Baustelle lasse sich nicht vermeiden. Vielleicht, so sagt er, sei ja der Gedanke etwas tröstlich, dass es danach schöner sein wird.

    Bürgermeister: Offen für Verbesserungsvorschläge

    Bürgermeister Jürgen Eisen sagt, er sei grundsätzlich offen für Verbesserungsvorschläge. Eine einspurige Umfahrung der Baustelle hält er mangels Platz jedoch für unmöglich. „Das funktioniert nicht.“ Es sei ohnehin schwierig, die Kanalarbeiten im laufenden Betrieb zu absolvieren. Geht es nach Eisen, dann soll alles daran gesetzt werden, dass die Sanierung der Vöhlinstraße so schnell wie möglich abgeschlossen wird. Mehrere Anlieger hätten sich indes positiv über die Sperrung geäußert. „Sie genießen die Ruhe.“ (mit stz)

    Durchhalteparolen sind zu wenig - was in Sachen Verkehr getan werden könnte: Lesen Sie einen Kommentar von Redakteur Jens Carsten: Baustelle Vöhlinstraße: Wie Kunden leichter in die Stadt finden

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