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Hochschulpräsident: Christian Märtin: Der Stratege

Hochschulpräsident

Christian Märtin: Der Stratege

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    Christian Märtin mahnt: Die Hochschule muss stärker wachsen, um den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken.
    Christian Märtin mahnt: Die Hochschule muss stärker wachsen, um den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Foto: Archiv

    Am 2. Mai ist Präsidentenwahl an der Hochschule Augsburg. Es geht um das beste Zukunftskonzept, um den künftigen Führungsstil und auch um die Generationenfrage. Für besondere Spannung sorgt der hausinterne Wettbewerb zwischen dem amtierenden Hochschulpräsidenten Hans-Eberhard Schurk und seinem Herausforderer Christian Märtin, dem Vorsitzenden des Hochschulsenats. Wir sprechen mit den Kandidaten über ihre Pläne, heute mit Professor Märtin.

    Wo steht die Hochschule Augsburg heute im Vergleich mit anderen?

    Märtin: Mit den neuen Gebäuden und in der regionalen Wahrnehmung hat die Hochschule gewonnen. Die Fakultäten haben facettenreiche Studiengänge geschaffen, die wichtige Themen der Wirtschaftsregion aufgreifen, etwa Faserverbundtechnologie oder Embedded Systems (Computer, die in einen technischen Kontext eingebettet sind).

    Also alles bestens?

    Märtin: Nicht ganz. Ich habe mir die Entwicklung der Studentenzahlen in den vergangenen sieben Jahren angeschaut. Und da zeigt sich: Beim prozentualen Wachstum ist die Hochschule relativ zu den anderen bayerischen Hochschulen abgerutscht: von Platz 10 im Jahr 2004 auf den nunmehr 17 und letzten Platz.

    Welche Folgen sehen Sie?

    Märtin: Schon jetzt bringt die Hochschule weniger Fachkräfte hervor, als die dynamisch wachsende Region braucht. In Kürze werden die Hochschulen Deggendorf und Kempten mehr Studenten ausbilden als wir. Unsere Professoren und Mitarbeiter tun zwar alles, um mehr junge Leute in den MINT-Fächern (Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften, Technik) studierfähig zu machen, aber trotzdem gibt es zu wenige Absolventen.

    Was würden Sie ändern, wenn Sie zum Präsidenten gewählt werden?

    Märtin: Ich strebe an, dass die Hochschule qualitativ und quantitativ wieder stärker im Wettbewerb wird. Dazu habe ich die Strategie w6 mit Feldern von Wissenskapital bis Weltoffenheit entwickelt und dem Hochschulrat vorgestellt.

    Was schlagen Sie konkret vor?

    Märtin: Am wichtigsten ist es aus meiner Sicht, mehr Wissenskapital zu schaffen. Das heißt, wir müssen mehr Studienanfänger gewinnen und zum Erfolg führen. Für mehr hoch qualifizierte Fachkräfte plane ich, dass die Hochschule einen grundständigen Wirtschaftsingenieur einführt, mehr berufs- und ausbildungsbegleitende Bachelor-Studiengänge anbietet und neue Weiterbildungs-Master auf den Weg bringt.
    Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?

    Märtin: Wir brauchen dringend ein überregionales Hochschulmarketing, um mehr Studieninteressenten über Schwaben hinaus anzuziehen. Auch der Internet-Auftritt muss offensiver werden, um unsere Stärken von der Voll-Informatik bis zur gefragten Design-Fakultät nach außen besser darzustellen.

    Die Uni Augsburg setzt verstärkt auf die Vernetzung von Fächern, um attraktive Forschungsschwerpunkte zu bilden und Drittmittel zu bekommen ...

    Märtin: Das Denken innerhalb von Fakultätsgrenzen hat keine Zukunft. Unsere Hochschule hat das Potenzial, mit einem Schwerpunkt Energieeffizienz für die Ingenieurwissenschaften groß herauszukommen. Darüber hinaus strebe ich mehr Wirtschaftsnähe durch zwei neue interdisziplinäre Institute an.

    An welche Netzwerke denken Sie?
    Märtin: Denkbar wäre ein Institut für Energieeffizienz und Embedded Systems. Ein zweites Institut soll die Bereiche IT, Medien und Wirtschaftsforschung besser vernetzen. Nicht nur bei den neuen Medien gibt es viele Berührungspunkte.
    An der Hochschule sei die Personalführung nicht optimal, sagen Kritiker. Welchen Führungsstil streben Sie an?

    Märtin: Im laufenden Personalentwicklungsprozess wird ganz klar Handlungsbedarf bei der Arbeitsweise der Hochschulleitung gesehen. Ich stehe für eine wertschätzende, moderierende Führungskultur. Die Hochschuldemokratie ist für mich unantastbar.

    Sie haben bislang vor allem geforscht, warum bewerben Sie sich jetzt fürs Präsidentenamt?
    Märtin: Ich gestalte seit 1999 im Senat die Hochschulpolitik mit. Inzwischen bin ich zum dritten Mal zum Senatsvorsitzenden gewählt worden, dreimal mit großer Mehrheit. In dieser Rolle kommt es darauf an, alle Interessengruppen ins Boot zu holen. Ich genieße starken Rückhalt bei vielen Professoren und Mitarbeitern, die sich einen neuen Geist wünschen. Und es tut mir weh zu sehen, wie unsere Hochschule von anderen Hochschulen überflügelt wird.
    Wo glauben Sie, sind Sie besser, als der amtierende Präsident?

    Märtin: Ich trete mit einem durchdachten Zukunftsprogramm an. Ich bin wissenschaftlich profiliert und vertrete eine Generation, für die Führung bedeutet: Leistung ermöglichen.
     

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