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Hintergrund: "Wohnblockknacker": Diese Bombe wurde in Augsburg entschärft

Hintergrund

"Wohnblockknacker": Diese Bombe wurde in Augsburg entschärft

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    Das war die Bombe, die in Augsburg entschärft wurde.
    Das war die Bombe, die in Augsburg entschärft wurde. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Der fast harmlos klingende Spitzname sagt einiges darüber aus, wofür die Bombe gedacht war: Der 1,8 Tonnen schwere Sprengkörper, der auf einer Baustelle nahe dem Jakobertor gefunden wurde, wird auch als „Wohnblockknacker“ bezeichnet. Die Bombe wurde gezielt eingesetzt, um Wohngebäude zu beschädigen. Ihre enorme Druckwelle deckte in einem weiten Umfeld Dächer ab, Fenster zerbarsten und dünnere Wände wurden zerstört. Die Häuser sollten so „geknackt“ werden, um sie mit Brandbomben in Flammen setzen zu können.

    Ein englischer Begriff für die tonnenschweren Luftminen ist vielen noch heute geläufig, wenn sie ins Kino gehen und einen Actionfilm anschauen. Die meisten wissen wohl nur nicht, was mit einem „Blockbuster“ früher gemeint war.

    Bombe war mit viel Sprengstoff beladen

    Bei der jetzt entschärften Bombe handelt es sich um einen britischen Sprengkörper vom Typ HC 4000. Bomben dieser Bauart wurde im Zweiten Weltkrieg Statistiken zufolge 336 Mal über dem Augsburger Stadtgebiet abgeworfen, sagt der Experte Hans Grimminger. Er beschäftigt sich seit Langem mit den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg auf Augsburg. Er geht davon aus, dass sie in der „Augsburger Bombennacht“ in der Nacht zum 26. Februar 1944 abgeworfen worden ist. Bei dem mit Abstand schlimmsten Angriff auf das Stadtgebiet starben mehr als 700 Menschen. Die Bomben dieser Bauart  werden auch als Luftminen bezeichnet. Sie hatten eine relativ dünne Außenhaut und waren mit viel Sprengstoff beladen.

    Bei der entschärften Bombe sind es rund 1,5 Tonnen. Hans Grimminger sagt, die Bomben hatten barometrische Zünder und sollten über dem Boden zünden. Viermotorige Flugzeuge vom Typ „Lancaster“ der britischen Luftwaffe warfen diese sogenannten Luftminen und die Brandbomben gleichzeitig ab.

    Hans Grimminger hat auch Erklärungen dafür, weshalb die Bombe womöglich nicht zündete. Die Sprengkörper lagerten oft im Freien und waren feucht vom Tau. Wurden sie so eingeladen, froren in sieben bis acht Kilometern Höhe die sogenannten Windräder am Zünder ein. Dann wurde der Zünder nicht aktiviert. Ein anderer möglicher Grund: Die Bombe landete nicht, wie vorgesehen, mit der Spitze voraus.

    15 Prozent aller Fliegerbomben explodierten wohl nicht

    Wie viele Blindgänger heute noch im Boden in Augsburg lagern, weiß niemand. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 15 Prozent aller abgeworfenen Bomben nicht explodierten. Viele sind nach wie vor gefährlich. Am häufigsten waren Brandbomben. Doch vor allem die Blindgänger der Sprengbomben gelten als gefährlich. Anfangs ging es vor allem um die Rüstungsbetriebe MAN und Messerschmitt. Dementsprechend ist Haunstetten besonders betroffen. Später wurde dann auch der Bahnhof angegriffen. 1944 war das schlimmste Jahr in Augsburg. In der Nacht auf den 26. Februar wurden Teile der Innenstadt und der Jakobervorstadt zerstört.

    Auch mehr als 70 Jahre nach dem Krieg werden mehrmals pro Jahr Blindgänger gefunden. Und das wird wohl auch so bleiben: Die letzten Baulücken, wo bisher kein Gebäude stand, werden geschlossen. Und auch manche Nachkriegsbauten sind inzwischen in einem Alter, in dem sie durch Neubauten mit tieferem Keller ersetzt werden.

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