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Hilfsprojekt: Christian Rucks Mission in Afrika

Hilfsprojekt

Christian Rucks Mission in Afrika

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    Christian Ruck lebt jetzt im westafrikanischen Kamerun. Die Fotos zeigen ihn am Eingang zum Mount-Kamerun-Nationalpark und mit dem Auto, mit dem er in Afrika unterwegs ist. Es ist als offizielles Fahrzeug der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu erkennen. Das erhöht die Sicherheit.
    Christian Ruck lebt jetzt im westafrikanischen Kamerun. Die Fotos zeigen ihn am Eingang zum Mount-Kamerun-Nationalpark und mit dem Auto, mit dem er in Afrika unterwegs ist. Es ist als offizielles Fahrzeug der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu erkennen. Das erhöht die Sicherheit.

    Was es wirklich bedeutet, in der drückend feuchten Hitze Afrikas ein neues Leben anzufangen, hat Christian Ruck so nicht gewusst. Der frühere CSU-Politiker aus Augsburg, der mit seiner Familie im Januar nach Kamerun ging, sagt heute: „Es war schwerer als gedacht.“

    Die Rucks wohnen in der Hauptstadt Jaunde. Dort befindet sich auch das Büro des 59-Jährigen. Von hier aus überwacht er als Büroleiter der Entwicklungsbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Verwendung der Gelder für den Naturschutz in mehreren Nationalparks. Von hier aus treibt er auch Projekte zur nachhaltigen Sicherung unwiederbringlicher Urwälder voran.

    Als die Rucks aus Augsburg fortgingen, galt Kamerun als einigermaßen sicheres Land in Afrika. Das hat sich geändert. Die Folgen der grausamen Bürgerkriege in benachbarten Regionen wie in Nigeria und im Kongo seien nun auch in Kamerun wahrnehmbar, sagt Ruck. Angst vor Entführungen, erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Die Lage ist angespannter. Was am Anfang noch zu Fuß erledigt wurde, findet jetzt mit dem Auto statt.

    Der langjährige Augsburger Bundestagsabgeordnete ging als ausgewiesener Experte für Naturschutzprojekte in Entwicklungsländern nach Afrika. Auf diesem Gebiet hat er sich als Politiker einen Namen gemacht und viel Anerkennung erworben: auch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zu Hause in Augsburg endete die 23-jährige Abgeordnetentätigkeit 2013 infolge der zerstörerischen Querelen in der CSU. Ruck bewarb sich erfolgreich um den Job in Afrika.

    „Mit wurde nichts geschenkt“, betont er. Als Versorgungsposten für Politiker eigene sich seine neue berufliche Herausforderung wirklich nicht. Die Zuständigkeit für elf Nationalparks und die afrikanischen Realitäten erforderten sehr viel Engagement und höchsten Arbeitseinsatz. Als Entwicklungshilfepolitiker, sagt Ruck, habe er sich viel mit Strategien befasst. „Jetzt muss ich das auf operativer Ebene umsetzen. Das ist schon etwas ganz anderes.“

    Mit seiner Frau Barbara und den Töchtern Anna-Theresa (16) und Aurelia (9) ist er zur Zeit auf Heimatbesuch in Augsburg. Seine Freunde erleben einen Menschen, der beseelt ist von seinem Auftrag in Afrika. Seinen leisen Humor hat er in der tropischen Hitze aber nicht verloren. Seine langjährigen Weggefährten freuen sich darüber. Christian Ruck ist Idealist geblieben, als Praktiker hat er in den letzten Monaten gleichwohl an Kompetenz gewonnen. Ob er wieder in den afrikanischen Dschungel gehen würde? „Jederzeit“, sagt er, ohne lange nachzudenken.

    Christian Ruck weiß, dass er seiner Familie viel abverlangt hat. Die Töchter mussten sich schulisch erst zurechtfinden, die eine an der französischen, die andere an der amerikanischen Schule. In Kamerun wird überwiegend Französisch gesprochen. Ruck glaubte die Sprache sehr gut zu beherrschen, immerhin hatte er eine Zeit lang an der Sorbonne in Paris studiert. Er musste erkennen, dass auch er noch einiges aufzuholen hatte. Beschwerlich war der Start in Jaunde schon deshalb, weil der Übersee-Container mit Hab und Gut der Familie zwei Monate lang nicht eingetroffen war. „Wir hatten nicht einmal einen Stuhl“, denkt Ruck an die erste Zeit in Afrika zurück. Dort macht er einen Job, der für die ganze Welt von Bedeutung ist. Große ökologische Systeme sind extrem bedroht, darunter der letzte zusammenhängende Regenwald in der Region. Als Beauftragter der deutschen Geldgeber treibt Ruck zusammen mit anderen großen Organisationen wie dem WWF wichtige Projekte voran. Es geht um nicht weniger als die Rettung einer ökologisch unverzichtbaren Naturwelt, die vor der Zerstörung steht. Bei seinen Besuchen in Nationalparks stand Ruck fassungslos vor Elefantenskeletten. Er sagt: „Die Tiere werden massiv abgeschlachtet. Wir müssen sie vor den Wilderern retten.“ Neben den Naturschutzaufgaben ist er für Gesundheitsprojekte zuständig, darunter eines für Mütter und Kinder. Strategisch gefragt ist er bei Verwaltungsreformen auf Ministeriums- und kommunaler Ebene.

    Zu manchen Einsatzorten ist er mit seinen Begleitern wochenlang im Auto unterwegs, weil unsichere Bürgerkriegsgebiete umgangen werden müssen. Es sind Touren, die von den Sicherheitsexperten der deutschen Botschaft in Jaunde genehmigt werden müssen. Dies galt vor Kurzem auch für eine 1000 Kilometer lange Fahrt in den Norden des Landes an die Grenze zu Nigeria und zum Tschad.

    Ruck denkt darüber nach, den Pilotenschein zu machen, um schneller an Ort und Stelle sein zu können. Seine Frau Barbara ist allerdings nicht begeistert davon. Sein Einsatzgebiet reicht vom Regenwald bis in die Savanne. Zuletzt kam ein großer Nationalpark an der Elfenbeinküste zu seinen Aufgaben hinzu. Es ist das Projekt, über das Ruck einst seine Doktorarbeit geschrieben hat: „Die ökonomischen Effekte von Nationalparks in Entwicklungsländern.“

    Mit 59 Jahren noch einmal von vorn anzufangen, weit weg in Afrika, erfordert viel Mut und viel Kraft. Es ist nicht nur die Sicherheitslage, die im Alltag ständig ein Thema ist. In Schwarzafrika lauern auch gefährliche Krankheiten. Von Ebola gehe in Kamerun momentan noch keine akute Gefährdung aus, sagt Ruck. Von Cholera und Malaria dagegen schon. „Man muss schon sehr auf Sicherheit achten“, stellt er fest. Das Wohnhaus der Rucks im Diplomatenviertel von Jaunde wurde gegen das Eindringen von Insekten hermetisch versiegelt. „Auch die Terrasse befindet sich unter einem Netz“, berichtet Ruck.

    Seine alten politischen Weggefährten in Berlin haben ihn nicht vergessen. Der Augsburger in Afrika freut sich über reges Interesse an seinen Projekten und gute Verbindungen zur Entwicklungshilfe und in die Ministerien. In Kamerun besucht hat ihn bereits Gerda Hasselfeldt, die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Ebenfalls dort gewesen ist Bundestags-Vizepräsident Johannes Singhammer, der sich über die Projekte seines langjährigen Wegbegleiters informierte. Beide CSU-Politiker reisten mit Delegationen an, die parteiübergreifend besetzt waren.

    In wenigen Tagen kehren die Rucks nach Afrika zurück. Sie haben dort neue Freunde gefunden. Die Ausländer aus der westlichen Welt halten in Jaunde zusammen, helfen sich. Die Rucks freuen sich auch über gute Kontakte zu Einheimischen. Besonders stolz ist Christian Ruck darauf, von Kamerunern in deren Fußballmannschaft aufgenommen worden zu sein. Einmal in der Woche geht’s aufs Spielfeld. Als leidenschaftlicher Hobbyfußballer hatte er sich bereits in Augsburg und in Berlin einen Namen gemacht.

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