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"Haunstetten Südwest": Wohnungen für 10.000 Menschen: So könnte das Neubaugebiet aussehen

"Haunstetten Südwest"

Wohnungen für 10.000 Menschen: So könnte das Neubaugebiet aussehen

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    Das Team Köstlbacher Miczka Architektur aus Regensburg hat einen Entwurf mit „zackiger“ Bebauung vorgelegt.
    Das Team Köstlbacher Miczka Architektur aus Regensburg hat einen Entwurf mit „zackiger“ Bebauung vorgelegt. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Soll es einen großen See geben oder lieber einen riesigen Landschaftspark? Sollen große Wohnblöcke gebaut werden oder lieber viele verschiedenartige Gebäude? Für Augsburgs größtes künftiges Neubaugebiet Haunstetten Südwest, in dem einmal 10.000 Menschen leben werden und bis zu 5000 Arbeitsplätze entstehen sollen, liegen erste Ideen von Städteplanern auf dem Tisch. Die Stadt stellt sie in einer Beteiligungswoche für Bürger im Messezentrum vor. Was sind die Stärken und Schwächen der jeweiligen Vorschläge – und wo müssen die Planer noch nachbessern? Das steht jetzt öffentlich zur Diskussion.

    Baureferent Gerd Merkle sagt, es gehe um völlig neue Dimensionen, mehr Wohnraum in Augsburg zu schaffen. Haunstetten Südwest sei das mit Abstand größte neue Stadtquartier, das die Bauverwaltung jemals in Angriff genommen hat. Mit einer Fläche von 200 Hektar ist es fast so groß wie alle früheren Kasernenflächen im Augsburger Westen zusammengenommen. Diese wurden in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach in Wohngebiete mit Gewerbe und Nahversorgung umgewandelt. Haunstetten Südwest wird sozusagen in einem Rutsch entwickelt. Ein Kraftakt. Merkle will deshalb neue Wege gehen und die Bevölkerung zum frühestmöglichen Zeitpunkt in die Planungen einbinden. Bürger dürfen beim städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb diesmal schon mitreden, bevor über einen Sieger entschieden wird. Merkle verspricht, „alle werden Teil der Jury“. Auch Jugendliche dürfen ihre Meinung sagen. Schließlich geht es um die Frage, wie die kommenden Generationen in Augsburg wohnen und leben wollen.

    Haunstetten Südwest: Neun Entwürfe stehen zur Debatte

    Jeder kann mitreden. Reichlich Diskussionsstoff dürften die Entwürfe internationaler Planungsbüros bieten, die in der Messe gezeigt werden. 25 Arbeiten wurden beim Wettbewerb eingereicht. Eine Jury von Fachleuten hat neun Entwürfe in die engere Auswahl genommen. Wie weit die Ideen für Haunstetten Südwest auseinander gehen – und vor welchen Problemen selbst renommierte Planungsbüros stehen – das wurde schon zum Start der Beteiligungswoche deutlich. Markus Neppl vom Preisgericht beschreibt die Aufgabe für alle Teams: Sie sollten die „Landschaft zuerst“ planen und dann das innovative Stadtquartier passend einfügen.

    So soll das neue Viertel in Augsburg aussehen

    Augsburg hat bald keine Flächen mehr für neue Wohnungen. Das neue Viertel Haunstetten Südwest soll das ändern und Raum für 10.000 Bewohner und 5000 Arbeitsplätze schaffen. Obwohl Architekten erst an Plänen arbeiten, hat die Stadt bereits einige Leitlinien festgezurrt.

    Zwischen der B 17 und Haunstetten sollen vor allem Mehrfamilienhäuser entstehen, um die Fläche möglichst gut zu nutzen. Daher sind auch Gebäude denkbar, die mehr als vier Stockwerke haben. Das Ziel sind mindestens 4000 Wohnungen.

    Um Verkehr zu reduzieren, sollen sowohl Wohnungen als auch Gewerbegebäude (an der B 17) entstehen. Das Schlagwort lautet „Stadt der kurzen Wege“. Laut Planung soll pro zwei Bewohner (insgesamt 10.000) ein Arbeitsplatz entstehen (5000). Theoretisch wäre damit der Jobbedarf für das Viertel gedeckt. Auch Supermärkte und Einzelhandelsgeschäfte sollen vor Ort entstehen.

    An der Nahtstelle zwischen Bestands-Haunstetten und dem neuen Viertel rund ums Schwimmbad/Johann-Strauß-Schule soll ein Bildungs- und Begegnungsquartier entstehen. Womöglich ist künftig eine zweite Schule nötig. Auch Jugendtreffs und Kitas sind geplant.

    Er könnte in Nord-Süd-Richtung verlaufen und Gewerbe und Wohnen trennen.

    Das Auto soll keinen Vorrang erhalten. Eine zentrale Rolle spielt die nach Königsbrunn verlängerte Tram-Linie 3. Die Stadt setzt auf Mobilitätsstationen, wo Nahverkehr, Car-Sharing und Leihräder zusammenkommen. Im Viertel sind selbstfahrende Elektrobusse denkbar. Lieferdienste sollen vor Ort elektrisch unterwegs sein oder mit Lastenrädern.

    Drei Beispiele: Auf den weitläufigen Wiesen und Äckern am Stadtrand plant das Büro Cobe Architects aus Kopenhagen einen riesigen Landschaftspark mit Wäldern, Grün und Wasser entlang der B17. Um trotzdem genügend Wohnraum für Tausende Menschen zu schaffen, schlagen die Städteplaner eine sehr dichte Bebauung hin zum bestehenden Stadtteil Haunstetten vor. Jurymitglied Ludwig Schegk erklärt, wo noch Schwächen dieses Entwurfs liegen: Viele Gebäude haben fast Hochhauscharakter und der Verkehrslärm von der B17 kann bis in die beiden neuen Wohnquartiere dringen. Sie werden durch den großen Park nach seinen Worten auch eher voneinander getrennt als miteinander verbunden.

    Das Büro Cobe Architects aus Kopenhagen könnte sich einen Landschaftspark mit Bebauung vorstellen. Im Vordergrund ist die B17 zu sehen, dahinter das neue Viertel und Haunstetten.
    Das Büro Cobe Architects aus Kopenhagen könnte sich einen Landschaftspark mit Bebauung vorstellen. Im Vordergrund ist die B17 zu sehen, dahinter das neue Viertel und Haunstetten. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Ein Wiener Planungsteam um Albert Wimmer hat ganz andere Vorstellungen, wie Haunstetten Südwest aussehen könnte. Das Team zieht mitten durch die neue Siedlung ein grün-blaues Band mit Bäumen, Wassergräben und Teichen. So entstehen viele kleine Parks in Nord-Süd-Richtung. Angrenzende Bewohner können davon profitieren. Weiter schlägt das Team südlich vom Naturfreibad Haunstetten einen großen neuen See vor. Aus Sicht von Fachleuten hat auch dieser Entwurf noch Schwächen: Große Sportflächen für Schulen und Vereine sind abgelegen an der B 17 platziert. Und der See würde dem geplanten Schulcampus nebenan wenig Platz lassen.

    In Haunstetten Südwest sollen maximal viele Wohnungen am Grün entstehen

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    Das Team um Köstlbacher Miczka Architektur aus Regensburg geht wiederum in eine ganz andere Richtung. Die Städteplaner schlagen Grünzüge vor, die zackenförmig in fünf verzahnte Quartiere hineinreichen. Die Vorteile: Maximal viele Bewohner können am Grünen leben, auch für ein großes zentrales Versorgungszentrum mit Läden und Gastronomie gibt es Pluspunkte. Nachteile: Sportflächen im Norden riegeln das dicht bebaute Stadtquartier ab. Eine geschwungene Haupterschließungsstraße durchs Viertel in Richtung B17 könnte viel Autoverkehr anziehen. Auch der Lärmschutz sei noch nicht richtig gelöst, so Fachleute.

    Maria Zimmermann freut sich über die Mitsprachemöglichkeit. Sorgen bereitet ihr unter anderem der Verkehr.
    Maria Zimmermann freut sich über die Mitsprachemöglichkeit. Sorgen bereitet ihr unter anderem der Verkehr. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Viele Bürger in Haunstetten haben große Sorgen und Ängste vor dem riesigen neuen Stadtquartier. Maria Zimmermann aus der Lupinenstraße hat sich die Pläne im Messezentrum angesehen. Sie sagt, „ich denke mit Schrecken daran, welche Flächen zubetoniert werden“. Die Beteiligungswoche finde sie aber „supergut“. Bürger würden diesmal frühzeitig informiert, was sie erwartet. Maria Zimmermann hat auch schon einen Zettel mit Anregungen eingeworfen. Sie wünscht sich in Zeiten des Klimawandels einen großen See. „Das Naturfreibad wird die Menschenmassen in Haunstetten Südwest nicht aufnehmen können“, sagt sie. Sorgen machen ihr auch die geplanten Verkehrskonzepte. Wenn es für Autos wenig Stellplätze im neuen Quartier gebe, dürften nicht die Wohnstraßen in Alt-Haunstetten zugeparkt werden.

    So geht es weiter mit dem neuen Viertel Haunstetten-Südwest

    Und wie geht es mit den Planungen für das Viertel weiter? Anregungen und Kritik aus der Beteiligungswoche müssen die neun Planungsteams in einer zweiten Runde in ihre Entwürfe einarbeiten. Ende Januar 2020 soll der Sieger feststehen. Parallel arbeiten Planer im Auftrag der Stadt daran, Haunstetten alt und neu gut zusammenzufügen. Der bestehende Stadtteil soll mit einem „Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept“ (ISEK) noch lebenswerter werden. Auch bei ISEK können Bürger jetzt Wünsche äußern, welche Vorschläge die Stadt umsetzen soll. Bleibt die Frage: Wann werden 10.000 Menschen in Haunstetten Südwest wohnen? Bei der Stadt rechnet man heute mit einem Planungszeitraum von 40 Jahren.

    Info: Bis Mittwoch, 17. Juli, stellt die Stadt die Pläne für Haunstetten Südwest im Augsburger Messezentrum vor, am Montag, Dienstag und Mittwoch von 15 bis 19 Uhr, Jugendworkshop ist am Mittwoch von 17 bis 20 Uhr. Bürgerwerkstatt zum ISEK-Konzept Haunstetten ist am Montag und Dienstag im alten Haunstetter Rathaus, 17 bis 20 Uhr, ISEK-Jugendworkshop in der Messe, Mittwoch, 17 bis 20 Uhr.

    Weitere Informationen zu den Planungsverfahren gibt es hier.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Stadt muss das Augsburg von morgen richtig entwickeln

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