Die Sportdiscounter-Kette Decathlon plant – vier Jahre nachdem dies im ersten Anlauf gescheitert war – erneut eine Ansiedlung in Augsburg. Das französische Unternehmen möchte sich auf dem unbebauten Areal nördlich der Meraner Straße (hinter der ehemaligen Saturn-Filiale gegenüber Kaufland/EGM) niederlassen.
Entsprechende Pläne wurden im Bauausschuss des Stadtrats bekannt. Auf der Wiese dort sind laut Bebauungsplan diverse Verbrauchermärkte vorgesehen, für die Decathlon-Ansiedlung müsste allerdings die Erschließung geändert werden. Hintergrund ist, dass die Filiale pro Tag von mehreren Lkw angefahren werden muss, die auf einer separaten Lieferstraße geführt werden sollen. Die Stadträte signalisierten parteiübergreifend Entgegenkommen, auch wenn sie noch weitere Details wünschen. In der Politik scheinen die Pläne schon länger bekannt zu sein – Widerstand zeichnete sich bisher nicht ab.
Die nächsten Decathlon-Filialen liegen in Ulm und Senden
Decathlon ist seit Jahren auf Expansionskurs im Südwesten. Die nächsten Filialen liegen in Ulm, Senden, Aalen und München – Augsburg ist bisher noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Zu Größe, Konzept und Zeitplan schweigt das Unternehmen, das in Deutschland knapp 90 Filialen unterhält, auf Anfrage unserer Zeitung. Auch vom Grundeigentümer war keine Stellungnahme zu erhalten.
Prinzipiell siedelt sich Decathlon – ähnlich Ikea – in verkehrsgünstigen Gewerbegebieten an, um dort die Waren so zu präsentieren, dass Kunden sie gegebenenfalls gleich ausprobieren können. Ob dieses Konzept auch in Augsburg aufgrund der Grundstücksgröße so umsetzbar ist, ist offen. Bekannt ist aber, dass auf dem Areal neben Decathlon auch ein Müller-Drogeriemarkt entstehen soll. Angesiedelt hat sich auf dem Areal bereits ein Aldi-Discounter.
Decathlon hatte sich vor acht Jahren schon an anderer Stelle in Lechhausen ansiedeln wollen. Damals war ein Areal nahe des AZ-Hochhauses (inzwischen baut das BMW-Autohaus Reisacher dort) im Gespräch. Das Thema wurde über mehrere Jahre zum politischen Zankapfel. Die CSU befürwortete erst eine Ansiedlung (gegen Widerstand von SPD, Grünen, IHK, Einzelhandelsverband und Nachbarstädten), nach der Wahl und der Bildung des Dreier-Regierungsbündnisses 2014 war die CSU dann plötzlich dagegen. Begründet wurde dies damit, dass in der sanierten Innenstadt inzwischen Flächen frei seien, etwa im heutigen Helio-Center am Bahnhof oder der heutigen Schuh-Schmid-Filiale in der Bgm.-Fischer-Straße (damals ein Leerstand nach dem Kaufhof-Rückzug).
Decathlon winkte allerdings ab: Filialen müssten mit dem Auto gut erreichbar sein, um Kunden aus dem Umland anzuziehen, und auch die Erschließung für Lkw müsse gewährleistet sein. Das Unternehmen kündigte damals schon an, weiter einen Standort in der Region zu suchen.
Setzt Decathlon den Innenstadt-Handel unter Druck?
Die zentrale Frage in der damaligen Auseinandersetzung war, inwieweit ein Decathlon-Sportmarkt Geschäfte in der (Innen-)Stadt unter Druck setzen könne. Vor dem Hintergrund sinkender Passantenzahlen hat die Stadt schon vor Jahren ein Einzelhandelskonzept erstellt, das ein Ausbluten von Innenstadt und Stadtteilzentren verhindern soll. Tenor: Märkte auf der „grünen Wiese“ – Paradebeispiel ist die Verbrauchermarkt-Meile am Unteren Talweg in Haunstetten, die mit zum Niedergang der Hofackerstraße führte – sollen nur noch vereinzelt entstehen können. Allerdings sagt das Einzelhandelskonzept auch, dass für manche Sortimente viel Fläche benötigt wird und diese nicht überall verfügbar sei. In derartigen Fällen – ein Sportdiscounter könnte in diese Kategorie fallen – solle eine Ansiedlung an Standorten wie rund um Kaufland/EGM stattfinden, wo ohnehin schon viele Kunden von auswärts hingezogen würden. Prinzipiell fehlten in Augsburg noch Geschäfte aus dem Bereich Sport sowie Babyartikel und Spielwaren.
Beim Einzelhandelsverband ist man wenig begeistert, was den Standort betrifft. „Wir würden uns einen Standort wünschen, der innenstadtnäher ist“, sagt Geschäftsführer Andreas Gärtner. Auch wenn der Markt genehmigungsfähig sein sollte, werde er die Innenstadt schwächen, so Gärtner. „Auch der Textilhandel wird betroffen sein.“
Bei der IHK sieht man die Pläne zwiegespalten. „Einerseits ist es positiv, dass Augsburg in Zeiten des Online-Handels von einem großen Unternehmen als so attraktiv angesehen wird, dass man dort eine Filiale eröffnen will“, so Sprecher Thomas Schörg. Andererseits gehe es darum, die Innenstadt als zentralen Ort zu erhalten. „An dieser Zielsetzung hat sich nichts geändert.“ Maßgeblich für die Beurteilung sei die Größe der Verkaufsfläche, wobei auch die IHK keine weiteren Informationen dazu hat. „Der Handel soll sich entwickeln, aber so, dass er zu den Strukturen der Stadt passt“, sagt Schörg.
In der Augsburger Innenstadt gibt es neben Sport Scheck in der City-Galerie nur noch Karstadt als größeren Sportartikelhändler und Wöhrl mit einer Sportabteilung. Sport Förg hat sich vom langjährigen Sitz in Göggingen nach Friedberg verlagert. Unklar ist, in welcher Form Förg in Göggingen weitermacht. Ein weiterer großer Markt ist in Neusäß mit Sport-Schmid entstanden.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Nicole Prestle: Decathlon: Es spricht kaum etwas gegen eine Ansiedlung
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