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Grundschule: Die Puppenkiste macht Gefühle sichtbar

Grundschule

Die Puppenkiste macht Gefühle sichtbar

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    Marionetten bringen Präventionsprojekt in die Grundschule Hochzoll–Süd und lehren Kinder, wie sie mit Gefühlen besser umgehen können.
    Marionetten bringen Präventionsprojekt in die Grundschule Hochzoll–Süd und lehren Kinder, wie sie mit Gefühlen besser umgehen können. Foto: Bernd Hohlen

    Vier Kobolde der Puppenkiste sind mit „Paula kommt in die Schule“ auf Tour und zeigen, was Zorn, Trauer, Freude und Angst sind. 150 Kinder feierten jetzt die Bayern-Premiere des neuen Stücks.

    Die Turnhalle der Grundschule Hochzoll-Süd flirrt vor Energie. Neben eigenen Schülern hat Direktor Jochen Mayr heute noch Klassen aus Gersthofen und Aystetten auf Matten und Bänken zu Gast. Vorne herrscht noch etwas Leere – aber die Holzschachtel mit dem berühmten Schriftzug „Augsburger Puppenkiste“ auf der Bühne erzeugt schon mal Spannung.

    Papilio, der Schmetterling, und sein Spieler Hans Kutzmann fliegen durch die Reihen, Papilio setzt sich auf Kinderköpfe und erklärt: Traurig, wütend, fröhlich oder ängstlich zu sein, ist immer richtig, es gibt kein falsches Gefühl. Denn darum geht es heute. Hinter den Kulissen kommt die kleine Paula mit ihrem Schulranzen um die Ecke geschlendert, Arme und Körper schlackern im typischen Jim-Knopf-Stil hin und her. In der Holzkiste wohnen ihre Freunde Bibber-, Zorni-, Freudi- und Heulibold. Nur Paula kann die Kobolde sehen und hören, wie sie sich über ihre Koboldschule unterhalten. Ganz still ist es im Turnhallen-Zuschauerraum, als sie von Gefühlen und Selbstzweifeln erzählen, kurze Liedersequenzen nehmen die 150 jungen Zuschauer mit in die seelischen Höhen und Tiefen der Figuren. Ob es in Paulas Menschenschule auch so zugeht?

    In den Kulissen wird ein Pappteil herumgedreht, kleine Sitzbänke hereingetragen – fertig ist das Klassenzimmer. Paula will Felix beim Rechnen helfen, doch der ist genervt. Mit einem Lied besingt er seinen inneren Kampf: Neid auf Paula, er will die Aufgabe doch allein lösen. Er fühlt sich dumm, mag sich selbst nicht. Andere Situationen wiederum, wie an der Tafel zu stehen, während die anderen über einen lachen, lösen eher Scham aus. Auch der Stolz will eingeordnet werden. Die Kobolde schleichen sich erfolgreich unerkannt ins Lehrerzimmer und wieder hinaus. Das fühlt sich gut und schlau an, erklärt das Stolz-Lied im Tango.

    Für die musikalischen Einlagen zeichnen Stefanie Schlesinger und Wolfgang Lackerschmid verantwortlich. Sie zauberten Lieder für Gesang, Klavier, Bass und Vibrafon in unterschiedlichen Musikstilen: Reggae für die Kobolde, das Stolz-Gefühl als Tango und die Schuld als Pop-Gospel-Song.

    Die beste Zeit, den Umgang mit dieser überwältigenden Welt der Emotionen zu erlernen und angemessen reagieren zu können, sind die ersten acht Lebensjahre, erklärt Ruth Siemens-Frömmer. Sie ist bei dem Augsburger Sozialunternehmen Papilio, das dieses und ein weiteres Paula-Stück mit der Puppenkiste entwickelt hat, zuständig für die Koordination mit der Berliner Universität. Denn „Paula“ ist mehr als Theater. Es ist ein pädagogisches Paket, das Schüler und Lehrerinnen für die Gefühlskapriolen rund um die Einschulung wissenschaftlich geprüft sensibilisieren soll.

    Insgesamt haben sich 29 Grundschullehrer aus der Region auf das Stück vorbereiten lassen. Sie nehmen die Gefühlshaushalte von Heulibold und Co. sowohl vor als auch nach dem Theaterbesuch in ihren Klassen durch. Ziel ist mehr Selbstbewusstsein, aber auch eine bessere Selbstkontrolle, um in schwierigen Situationen nicht spontan unkontrolliert, sondern vielmehr überlegt zu reagieren und stets die Lösungssuche im Hinterkopf zu haben.

    Weitere Termine unter www.papilio.de/fuer-grundschulen.html und bei Felicitas Bernhardt, 0821/44805670.

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