Das Coronavirus wirbelt weltweit vieles durcheinander. Auch die Wirtschaft bekommt die Auswirkungen immer deutlicher zu spüren. Weil die Schleiftechnik-Messse Grindtec auf November verschoben wurde und deshalb Hotelbuchungen abgesagt werden mussten, streiten sich nun Aussteller und Hoteliers um anfallende Stornogebühren. Teils sind bereits Anwälte eingeschaltet.
„Ganz viele Hotels in der Stadt haben mit den Ausstellern sehr gute Lösungen gefunden, wie man mit Stornierungen und Umbuchungen umgehen kann, ohne eine Seite dabei zu benachteiligen“, lobt Henning Könicke, Geschäftsführer des Grindtec-Veranstalters Afag. Aber rund 20 Aussteller hätten mit ihren Hotels erhebliche Schwierigkeiten bei diesem Thema. Vor allem große Unternehmen mit großen Kontingenten seien betroffen.
Aussteller berichten in Gesprächen mit unserer Redaktion von Stornogebühren von bis zu 100.000 Euro. „Mir ist klar, dass eine Stornogebühr erhoben werden muss. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Allerdings nicht, dass diese Gebühr 90 Prozent auf den Messepreis des Hotelzimmers beträgt“, ärgert sich einer der Aussteller, der wegen der anhaltenden, mittlerweile juristisch geführten Debatte mit dem betreffenden Hotel, lieber anonym bleiben will.
Die Hotelpreise in Augsburg sind zur Grindtec höher
Während in dem von ihm gebuchten Hotel das Zimmer zu „Normalzeiten“ mit etwa 110 Euro veranschlagt werde, würden zu Messezeiten 279 Euro verlangt. Das zeige aus seiner Sicht einen gewissen Spielraum bei den Stornogebühren. Dazu habe sein Unternehmen bereits angekündigt, die Zimmer zum Termin der Grindtec im November wieder zu buchen, um die Ausfälle zu verringern. „Nochmals, ich kann verstehen, dass Stornogebühren anfallen. Aber hier drängt sich schon auch der Gedanke auf, dass die Lage ausgenutzt wird“, so der Geschäftsmann. Vor allem, weil es auch einige Beispiele gebe, bei denen eine einvernehmliche Lösung zwischen Gast und Hotel getroffen worden sei.
Und was sagen die Hoteliers? „Unsere Priorität gilt unseren Mitarbeitern und der Sicherung ihrer Arbeitsplätze“, sagt Jörg Böckeler von der Dorint-Geschäftsleitung. Die Absagen von Messen treffen alle Standorte in ganz Deutschland. Schon jetzt seien zweistellige Rückgänge beim Umsatz die Folge. „Deutschland ist der führende Messestandort weltweit. Das ist ein Desaster für die Volkswirtschaft.“ Und aus Böckelers Sicht auch für die Hotels. „Deshalb halten wir an den in unseren AGBs vereinbarten Regelungen fest“, so der Hotel-Sprecher.
Auch der Augsburger Hotelier Andreas Schön ergreift Partei für seine Kollegen: „Wir würden lieber für unser Geld arbeiten und wir wollen auch nichts geschenkt. Aber nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für uns ist die Lage schwierig.“ Es würden nicht nur Übernachtungen wegfallen, sondern auch der geplante Umsatz an der Bar, im Restaurant sowie möglicherweise im Spa-Bereich wird nicht erreicht. Dazu gibt es aufgrund der aktuellen Lage weitere Absagen und kaum Neubuchungen.
"Existenzbedrohend" für manche Hotels in Augsburg
Für manche Betriebe in der Branche seien solche Ausfälle existenzbedrohend. Man müsse daher an den vertraglich vereinbarten Stornoregelungen festhalten. Denn auch eine Umbuchung in den November sei nicht die Rettung. „In diesem Zeitraum sind wir in unserem Haus schon ganz gut belegt und haben gar nicht mehr die Kapazitäten, um zusätzlich die Grindtec-Gäste aufzunehmen.“ Damit sei eine völlige Kompensation der Ausfälle nicht für jeden Hotelier möglich. Auch wenn man natürlich alles versuche, den Anforderungen gerecht zu werden. Auch das Dorint kündigte an, bei Umbuchungen individuell entgegenzukommen.
Grindtec im Herbst: Manche Aussteller wechseln das Hotel
Die Debatte hat einen Beigeschmack: Laut Afag-Geschäftsführer Henning Könicke planen einige der betroffenen Aussteller nun, für die Messe im Herbst den Übernachtungsbetrieb zu wechseln. Vor allem die zeitnahe Neueröffnung der Hotels Super 8 und Arthotel Ana in Göggingen kommt den Ausstellern dabei entgegen. Dieser Aspekt ist vor allem dahingehend bemerkenswert, als in Augsburg aktuell über die vielen Hotelneueröffnungen – in den nächsten drei Jahren sollen zwölf neue Häuser entstehen – debattiert wird. Neben den vielen Stornierungen bereitet nämlich auch die wachsende Konkurrenz vielen Hotels Kopfzerbrechen.
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