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Augsburg: Gewerkschaft spricht nach dem Aus für Wafa von "Managementversagen"

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Gewerkschaft spricht nach dem Aus für Wafa von "Managementversagen"

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    Das Unternehmen Wafa in Haunstetten wird zum Jahresende den Betrieb einstellen. Die Gewerkschaft sieht die Schuld bei der Führung.
    Das Unternehmen Wafa in Haunstetten wird zum Jahresende den Betrieb einstellen. Die Gewerkschaft sieht die Schuld bei der Führung. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Am Donnerstag hat der Automobilzulieferer Wafa das Firmenaus zum Jahresende bekannt gegeben. Dem Unternehmen ging es bereits seit Jahren wirtschaftlich schlecht – vor fünf Jahren stellte es einen Insolvenzantrag, damals übernahmen Investoren die Firma. Allerdings musste bereits damals ein Teil der 330 Mitarbeiter gehen. Nun folgt das Aus für die verbliebenen Angestellten – etwas mehr als 200. Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kritisiert diese Entscheidung stark.

    Gewerkschaft wirft Wafa-Führung Versagen vor

    Thorsten Falke ist Gewerkschaftssekretär bei der IG BCE. Er sagt, Wafa sei ein „gewerkschaftsfeindlicher“ Betrieb. Seit der Übernahme durch die Firma Demmel und die Schweizer Investorengruppe Aetna habe man die Gewerkschaft sukzessive aus dem Unternehmen gedrängt. Bei Wafa würden heute noch manche Ehepaare, in Einzelfällen sogar deren Kinder, arbeiten. Für die sei es nun doppelt hart. Im Betrieb ist die Stimmung nach Einschätzung von Falke niedergeschlagen.

    „Die Automobilzulieferersparte ist insgesamt schon seit Jahren ein schwieriges Umfeld, das trifft nicht nur auf Wafa zu“, erklärt der Gewerkschafter. Allerdings hätte hier „Managementversagen“ dazu geführt, dass man einen Neustart nach der Insolvenz nie so recht hinbekommen habe. Hinzu komme noch die derzeit schwierige Lage für deutsche Premium-Autohersteller, die Wafa beliefert hätte. „Dem Betriebsrat ist angeboten worden, von der Gewerkschaft in den kommenden Monaten unterstützt zu werden, bisher liegt allerdings noch keine Antwort vor.“

    Auf dem Werksgelände von Wafa in Haunstetten tut sich am Freitagnachmittag nicht viel. Mehrere Tore sind zu, Lkw sieht man von außen nicht, gegen halb drei kommen ein paar Mitarbeiter aus dem Gebäude.

    Stadt Augsburg sieht den Automobilzulieferer Wafa in der Pflicht

    Eine Frau – sie sagt, sie arbeite seit 34 Jahren bei dem Unternehmen – erklärt kurz die Lage, ehe sie in ihr Auto steigt: „Natürlich ist die Stimmung bedrückt bei uns. Wir haben hier Leute, die seit 40 Jahren im Betrieb sind. Noch haben wir aber nicht aufgegeben, wir werden kämpfen.“ Die Kritik der Gewerkschaft könne sie so nicht nachvollziehen – überhaupt habe man schon länger keinen Gewerkschaftsvertreter mehr bei Wafa gesehen.

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    In einer gemeinsam veröffentlichten Erklärung weisen die Geschäftsleitung des Unternehmens und der Betriebsrat die Ausführungen der IG BCE „entschieden“ zurück. In der Erklärung heißt es: „Die Geschäftsführung und der Betriebsrat arbeiten seit langer Zeit gut und vertrauensvoll zusammen.“

    Laut Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle finden bereits Gespräche mit Geschäftsführung, Arbeitnehmervertretung und der Politik statt. „Sämtliche Möglichkeiten werden nun geprüft, um die Auswirkungen für die betroffenen Arbeitskräfte und ihre Familien sowie den Standort Augsburg so gering wie möglich zu halten“, so Hübschle – allerdings mit der Einschränkung, dass der Einfluss der Stadtverwaltung begrenzt sei.

    Man sehe das Unternehmen aber in der Pflicht, Arbeitsplatzverluste auf ein Minimum zu begrenzen. Das Aus von Wafa als einem der weltweit führenden Zulieferer bedeute einen Verlust von Wissen und Kompetenz in der Region. Mit der Agentur für Arbeit, so heißt es dort, hat sich das Unternehmen bislang jedenfalls noch nicht in Verbindung gesetzt.

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