Nach einem Großeinsatz der Polizei im Sheridan-Park am Montagabend werden nun neue Details zu den Vorfällen bekannt. Wie berichtet, sollen dort mehrere Jugendliche aus einer Gruppe von etwa 60 Personen heraus Polizeibeamte attackiert und beleidigt haben, die wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln in das Areal gerufen worden waren. Vier Polizisten wurden nach Angaben der Polizei beim Einsatz verletzt, fünf Jugendliche und junge Erwachsene kamen kurzzeitig in den Polizeigewahrsam. Nach Informationen unserer Redaktion ermittelt die Polizei derzeit gegen etwa ein Dutzend Jugendliche und junger Erwachsene aus der Gruppe, es geht dabei unter anderem um den Verdacht des Landfriedensbruchs sowie des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Der Großeinsatz im Sheridan-Park am Montagabend war zugleich nicht der erste Einsatz der Polizei in dem Areal an dem Tag.
Wie die Ermittler auf Anfrage bestätigen, hatte es vor dem Großeinsatz ab 20.30 Uhr am Montag bereits vier kleinere Einsätze in der Parkanlage gegeben. Es hätten sich zwischen 14.40 und 18 Uhr mehrfach Anrufer gemeldet, die Verstöße gegen Corona-Regeln beobachtet hätten, so die Polizei. Gegen 17.30 Uhr soll es zudem zu einem weiteren Gewaltdelikt gekommen sein, offenbar eine Auseinandersetzung unter Jugendlichen, die eskalierte. Nach Angaben der Polizei laufen in dem Fall derzeit Ermittlungen gegen Unbekannt, einen konkreten Tatverdächtigen gibt es demnach noch nicht.
Großeinsatz in Augsburg: Wie ist die Lage im Sheridan-Park?
Das sieht bei den Ermittlungen nach dem Großeinsatz am Abend anders aus. Die Polizei sprach in einer ersten Mitteilung von einem "umfangreichen Ermittlungskomplex"; bei möglicherweise rund 60 Personen in der Gruppe gebe es jede Menge zu bewertende Zeugenaussagen, zudem fertigten einige der etwa 30 Beamten, die im Park rund zwei Stunden präsent waren, Aufnahmen mit der Body-Cam, also einer kleinen Kamera, die Polizisten an den Uniformen tragen. Diese Aufnahmen müssen nun ausgewertet werden. Die Verdächtigen haben zumeist die deutsche Staatsangehörigkeit, teils auch unterschiedlichen Migrationshintergrund.
Nach Polizeiangaben muss es am Montagabend teils durchaus brutal zugegangen sein. Ein 15-Jähriger habe sich etwa einem Platzverweis widersetzt und einem Polizeibeamten unvermittelt mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Beamte erlitt leichte Kopfverletzungen und war zunächst nicht mehr dienstfähig. Experten sagen, dass der derzeitige Corona-Lockdown bei einigen Gewalt-Eskalationen möglicherweise eine Rolle spiele, da er manche Probleme von Jugendlichen noch verstärke. Viele Angebote fielen weg. Viele Jugendlichen hätten Verständnis für die Maßnahmen, aber es gebe auch einen hohen Leidensdruck, und vielleicht koche der ein oder andere auch mal etwas schneller hoch, sagte etwa Erwin Schletterer, Leiter des Vereins "Die Brücke", der mit jungen Straffälligen arbeitet, zuletzt unserer Redaktion.
Der Fall könnte die Diskussion um die Sicherheitslage in den öffentlichen Anlagen der Stadt weiter verstärken. Wie berichtet, sollen im nahen Reese-Park Ende Februar jugendliche Gruppen in Streit miteinander geraten sein; ein Konflikt, der offenbar eskalierte. Damals gab es drei Verletzte im Alter von 14, 17 und 18 Jahren. Alle drei kamen in der Nacht ins Krankenhaus, der 18-Jährige sowie der 17-Jährige offenbar mit Stichverletzungen in Achselhöhle und Bauch. Der mutmaßliche Messerstecher, ein 21-Jähriger, wurde Anfang März in seiner Augsburger Wohnung festgenommen und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen in dem Komplex sind dem Vernehmen nach weit fortgeschritten.
Polizei will im Sheridan-Park und im Reese-Park in Augsburg Präsenz zeigen
Die Polizei will in den kommenden Tagen erhöhte Präsenz im Sheridan-Park und im Reese-Park zeigen. Bereits am Dienstagabend führte dies dazu, dass die Beamten Jugendliche vor Ort auf die geltenden Corona-Regeln hinwiesen, die sich den Angaben zufolge aufgrund der guten Wetterlage "aus dem gesamten Stadtgebiet" dort trafen. Ein 16-Jähriger, der bereits beim Großeinsatz der Polizei am Tag zuvor Widerstand gegen die Beamten geleistet haben soll, fiel den Beamten am Dienstag gleich erneut auf. Er soll unter Alkoholeinfluss einen 50-jährigen Mann beleidigt und bedroht und gegenüber den Polizisten wiederum handgreiflich geworden sein. Er wurde daher den zweite Abend in Folge von der Polizei auf die Dienststelle gebracht, wo seine Eltern ihn abholten.
Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) sagt, er begrüße, dass die Polizei verstärkt Präsenz zeigen wolle. Das sei in der jetzigen Situation richtig, damit Corona-Maßnahmen grundlegend eingehalten würden. Auch der Ordnungsdienst werde in den Parks vermehrt vor Ort sein. Grundsätzlich sei es nicht außergewöhnlich, dass Jugendliche sich im öffentlichen Raum treffen würden, andere Möglichkeiten hätten sie derzeit auch nicht. Problematisch sei aber die Ballung in den beiden Parks in der derzeitigen Situation, und die Tatsache, dass einige Rädelsführer der Jugendgruppen Probleme machten. "Sie suchen die Konfrontation mit der Polizei." Man habe im Sheridan-Park keinen Brennpunkt, aber "Vorgänge von ein paar Jugendlichen, die Polizeieinsatz erfordern" und ein Schlaglicht auf die Areale werfen würden. Langfristig wolle man an vielen Rädchen drehen, um die Situation in den Anlagen zu verbessern - etwa einen breiter angelegten Einsatz von Streetworkern oder spezielle Programme, um die Parks zu bespielen, sagt Pintsch. Das allerdings sei faktisch erst möglich, wenn die Corona-Pandemie abgeflaut sei.
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