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GeschichteSerie (8): Das Geheimnis der Müllberg-Quelle

GeschichteSerie (8)

Das Geheimnis der Müllberg-Quelle

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    Ungewöhnliche Ausblicke bietet der Müllberg zuhauf. Mit dem Teleobjektiv herangeholt, wirkt die ferne Alpenkette stadtnah. Kamine der Papierfabrik UPM und der Turm St. Ulrich, der das MAN-Hochhaus überragt, bilden die Bildbegrenzungen.
    Ungewöhnliche Ausblicke bietet der Müllberg zuhauf. Mit dem Teleobjektiv herangeholt, wirkt die ferne Alpenkette stadtnah. Kamine der Papierfabrik UPM und der Turm St. Ulrich, der das MAN-Hochhaus überragt, bilden die Bildbegrenzungen.

    Über den „Gipfel“ auf über 510 Meter Meereshöhe und 50 Meter über dem Lechtal weht meist Wind und oftmals herrscht gute Thermik, doch Gleitschirmfliegen ist verboten! Drohnen sind ebenso tabu wie Modellflieger und kleine Flugdrachen. Die Flugsicherung im Tower des Flugplatzes hat Sichtkontakt zum Müllberg und würde wegen möglicher Gefährdung des Flugbetriebs sicherlich sofort Alarm auslösen.

    Am „Südweg“ sprudelt im Trockenbereich auf fast 500 Metern Meereshöhe zeitweise eine kräftige „Quelle“. Sie gab schon vielen Besuchern Rätsel auf. Blubbernd quillt bei einer Wegbiegung zwischen Bruchsteinen klares Wasser in ein Bachbett. Darin begleitet es den Weg mehrere hundert Meter abwärts, ehe es im „Bergbach“ spurlos verschwindet. Schafe trinken an der Quelle, Rehe und andere Wildtiere kommen zu dieser komfortablen Tränke.

    Deponieleiter Robert Mayr lüftet das Geheimnis der „Quelle“ auf dem Müllberg: „Im Süden der Deponie befindet sich in der Tiefe ein ergiebiger Feuerlöschbrunnen. Im Bedarfsfall müssen daraus 1000 Liter Wasser pro Sekunde entnommen werden können. Um Versandungen vorzubeugen und die stetige Funktionsfähigkeit zu gewährleisten, saugt eine Hochdruckpumpe stunden- oder tageweise Wasser aus dem Brunnen und drückt es fast 45 Meter höher in den Ablaufgraben.“ Aus der rätselhaften „Quelle“ sprudelt also sauberes Grundwasser, das unter dem Berg und in dessen Umgebung reichlich vorhanden ist.

    Der Müllberg ragt weithin sichtbar aus der Ebene. Sein höchster Punkt liegt bei 510,7 Meter über Normal-Null (NN). Es ist die für Besucher freigegebene nördliche Kuppe. Der südliche (nicht zugängliche) „Gipfel“ bringt es auf 508,4 Meter. Wilfried Matzke, Leiter des städtischen Geodatenamtes, verfügt über die aktuellen Höhendaten von Augsburg. Diesen zufolge ragt der „Hauptgipfel“ der hügeligen Mülldeponie rund 50 Meter aus dem umgebenden Gelände. Das belegen die zentimetergenauen Höhennivellements des Geodatenamtes.

    Als einer der Höhenmesspunkte diente der rund 2,5 Kilometer entfernte Flugplatz im Osten des Müllbergs. Auf ihn schaut man von der höchsten Kuppe rund 49 Meter herunter: Die Flugzeuge starten oder landen auf 462 Meter Meereshöhe. 40 Zentimeter höher verläuft die Fahrbahn der nahen Autobahn bei der Firnhaberauer Brücke zum Müllberg. Der Obere Auweg ist die Adresse des „Wertstoff- & Servicepunktes der Deponie Augsburg-Nord“. Er liegt 460 Meter über NN. Diese drei Daten belegen: Rund 50 Meter liegen zwischen dem umgebenden Gelände und der höchsten Stelle des Müllbergs.

    Es gibt eine tiefere Stelle im Norden des Müllbergs: Der Wasserspiegel des „Europaweihers“ liegt auf 455,7 Metern über NN, also genau 55 Meter unterhalb des höchsten Punktes auf dem Müllberg. Doch von dort aus ist der Weiher nicht zu sehen. Ein dichtes Wäldchen aus stattlichen Laubgehölzen verhindert den „Tiefblick“. Auch der nahe Lech und das

    Eine Überraschung haben die Geodaten der Stadtverwaltung bereit: Der Müllberg wird von Jahr zu Jahr niedriger! Das können sie seit 2003 durch regelmäßiges Laserscanning des Stadtgebiets mit dem Flugzeug nachweisen. Das Schrumpfen bewegt sich allerdings nur im Zentimeterbereich: Etwa zwei Zentimeter wird er pro Jahr kleiner. Das „Zusammensacken“ wird durch biochemische Zersetzungsprozesse organischen Materials im Innern des Müllbergs verursacht. Das wird noch lange so bleiben. Bei derzeit rund 8,2 Millionen Kubikmeter Gesamtvolumen ist noch viel deponierter Müll „aktiv“.

    Das Volumen der Deponie wird sich dagegen nur mehr gering erhöhen: Bei 8,6 Millionen Kubikmeter soll es am Ende der Deponierung auf dem dritten Müllhügel an der Ostseite der Deponie im Jahr 2023 liegen. Die Zusammensetzung dieses jüngsten Deponieteils unterscheidet sich erheblich vom Inhalt der versiegelten Altdeponie: Der Osthügel ist entschieden kompakter, da brennbare und kompostierbare Materialien dort schon lange nicht mehr abgelagert werden dürfen.

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