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Gedenken: Eine letzte Erinnerung an Augsburger NS-Opfer

Gedenken

Eine letzte Erinnerung an Augsburger NS-Opfer

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    Die Stolpersteine erinnern an Opfer des Nazionalsozialismus.
    Die Stolpersteine erinnern an Opfer des Nazionalsozialismus. Foto: Wyszengrad

    Sie wurden in Konzentrationslager gesteckt, gefangen genommen, deportiert, umgebracht: Babette Kerl, Rosa und Rudolf Hirschmann, Franz und Josef Eiter – sie alle wurden zu Opfern der Nationalsozialisten. In Augsburg erinnern seit Kurzem Stolpersteine an ihr Schicksal.

    Zum Beispiel Babette Kerl. Sie war eines von hunderttausend Opfern des Euthanasieprogrammes im Dritten Reich. Die 38-Jährige wurde 1940 zusammen mit 132 Frauen, darunter 25 Augsburgerinnen, in die Tötungsanstalt nach Schloss Hartheim bei Linz deportiert – wo sie in einer Gaskammer ums Leben kam. Die gebürtige Augsburgerin lebte als Kind an der Vogelmauer 9, wo jetzt auch der Stolperstein verlegt wurde. Das Mädchen ging auf die Maria-Stern-Volksschule. Mit elf Jahren bekommt Kerl epileptische Anfälle, auf ärztliches Anraten hin kommt sie 1915 in das Schutzengelheim nach Deybach bei Lautrach. 1940 schließlich wird sie nach Kaufbeuren überwiesen. Von dort schicken sie die Ärzte wenige Zeit später ins Tötungslager nach Linz.

    Künstler Gunter Demnig verlegt die Stolpersteine.
    Künstler Gunter Demnig verlegt die Stolpersteine. Foto: Sarah Schierack

    Für den Stolperstein von Babette Kerl übernahmen Schülerinnen der Agnes-Bernauer-Realschule und Lehrer Albert Eichmeier die Patenschaft.

    Die Brüder Franz und Josef Eiter kamen ebenfalls durch das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten ums Leben. Beide litten an einer geistigen Behinderung und wurden während des Zweiten Weltkriegs in der Heil- und Pflegeanstalt in Kaufbeuren ermordet. Die Brüder Eiter verbrachten ihre Kindheit zusammen mit ihrer Familie in der Schwalbenstraße 6 in Pfersee, wo sie auch eine Sonderschule besuchten. Nacheinander kamen sie als Jugendliche zuerst in das Nikolausheim in Dirrlauingen, später in die Anstalt Schönbrunn bei Röhrmoos.

    Zwei Augsburger Brüder als Opfer der Nationalsozialisten

    1932 wurde Franz, der ältere der beiden Brüder, in die Pflegeanstalt nach Kaufbeuren überwiesen. Er war damals 21 Jahre alt. Das Schicksal, an das bei der Verlegung der Stolpersteine erinnert wird, ist erschütternd wie so viele andere: Eiter wurde zwangssterilisiert und erhielt ab 1945 monatelang leine Nahrung mehr. Stattdessen verabreichte man ihm eine Überdosis von Medikamenten. Schließlich starb Franz Eiter 1945 an den folgenden der Hunger-Therapie.

    Sein jüngerer Bruder Josef erlitt ein ähnliches Schicksal: Er kam 1940 von Schönbrunn nach Kaufbeuren, wo auch ihn die Ärzte und Pfleger systematisch bis zu seinem Tod 1942 verhungern ließen. Die Brüder Jerome und Phillip Glahé haben die Patenschaft für die Stolpersteine in Pfersee übernommen.

    Auch mit so genannten Erinnerungsbändern wird der NS-Opfer in Augsburg gedacht.
    Auch mit so genannten Erinnerungsbändern wird der NS-Opfer in Augsburg gedacht. Foto: Silvio Wyszengrad

    Ein weiteres Opfer der Nationalsozialisten war das jüdische Ehepaar Rosa und Rudolf Hirschmann, das in der Katharinengasse 15 in Augsburg lebte und dort eine Metzgerei führte. Der Metzger wurde 1941 dabei ertappt, wie er ohne eine Lebensmittelkarte Fleisch besorgte. Daraufhin brachte die Gestapo Rudolf Hirschmann ins Konzentrationslager Dachau. Ein Jahr später wurde Hirschmann nach Linz deportiert, wo er in einer Gaskammer starb. Seine Frau Rosa wurde zwei Monate nach seinem Tod ins Ghetto von Piaski im Distrikt Lublin deportiert, wo sie den Recherchen nach wahrscheinlich ums Leben kam. Die Patenschaft für ihre Stolpersteine übernimmt der Augsburger Stadtverband der Grünen.

    Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig gehören zu den bekanntesten Formen des Gedenkens an Nazi-Terror und Holocaust. In Augsburg ist der Initiativkreis Stolpersteine verantwortlich. Die Stadt gedenkt der Opfer des NS-Regimes aber auch mit so genannten Erinnerungsbändern. Die Entscheidung für die jeweilige Form treffen, so es sie noch gibt, die Angehörigen der Opfer. Gestiftet werden die Erinnerungszeichen von Bürgern oder Initiativen.

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