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Prozess in Augsburg: Fünf Diebe bestehlen reihenweise Bäckereien in der Region Augsburg

Prozess in Augsburg

Fünf Diebe bestehlen reihenweise Bäckereien in der Region Augsburg

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    Auf Bäckereien hatte es ein Quintett mutmaßlicher Diebe abgesehen. Allerdings interessierte es sich mehr für die Tageseinnahmen.
    Auf Bäckereien hatte es ein Quintett mutmaßlicher Diebe abgesehen. Allerdings interessierte es sich mehr für die Tageseinnahmen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Zwischen null und 8500 Euro lagen ihre „Einnahmen“: Mindestens 23-mal brachen fünf Angeklagte zwischen Februar 2018 und Juli 2019 in Bäckereifilialen sowie ein Café und eine Metzgerei in Augsburg und dem Umland ein. 23 Fälle wurden jetzt vor dem Augsburger Landgericht angeklagt, dem Quintett wird schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen. Dabei wurden aus Kassen und aufgeflexten Tresoren über 42.000 Euro Bargeld entwendet, der Sachschaden beläuft sich laut Anklage auf rund 55.000 Euro. Bis Mitte Dezember sind in der Angelegenheit zunächst 14 Verhandlungstage vorgesehen.

    Es ist eng im Verhandlungssaal, fünf Angeklagte, deren Verteidiger, Dolmetscherin, Gutachter, das Gericht, die Staatsanwaltschaft, Justizbeamte, einige wenige Zuschauer: Sie bekommen von Staatsanwalt Gregor Hohenadel die umfangreiche Anklageschrift präsentiert. 23 Delikte des Einbruchs und Diebstahls hat die Staatsanwaltschaft aus 50 von der Polizei ermittelten Fällen zulasten der fünf Männer aus Rumänien angeklagt.

    Ein Fensterputzer gab den mutmaßlichen Tätern Tipps

    Die Vorgehensweise der Angeklagten war immer wieder ähnlich: Ein 50-Jähriger (Verteidiger Helmut Linck), der als Fensterputzer und Reinigungskraft arbeitet und dabei viel herumkommt, fungierte laut Anklageschrift als Tippgeber. Er habe einem 51-jährigen Angeklagten immer wieder Bilder und Informationen über die Sicherheitseinrichtungen der ausersehenen Läden zukommen lassen. Der 51-jährige Mann aus Gersthofen (Verteidiger Klaus Rödl) gilt in der Angelegenheit als Haupttäter. Zusätzlich hätten auch weitere Angeklagte im Vorfeld der Einbrüche infrage kommende Läden ausspioniert.

    Immer wieder wurden sodann Eingangs-, Seitentüren oder Fenster der Geschäfte aufgehebelt oder eingeschlagen. Was den Dieben ihr Tun offensichtlich erleichterte: Nicht alle Objekte waren mit einer Alarmanlage gesichert. Fand sich Geld in einer aufgebrochenen Ladenkasse, wurde es mitgenommen. Immer wieder mussten sich die Angeklagten aber auch mit Tresoren abmühen. Diese wurden teils noch an Ort und Stelle aufgebrochen, teils mitgenommen und erst anderenorts geöffnet. 8500 Euro oder 7100 Euro erbrachten die größten Beutezüge, manchmal gab es aber nur 200 oder 230 Euro zu holen.

    Manche Bäckereien im Raum Augsburg bestahlen sie mehrfach

    Begonnen hatte die Diebstahlserie im Februar 2018 in einer Metzgerei in Aystetten. Neben Geschäften in Gersthofen, Neusäß, Bobingen, Friedberg, Dasing und Wertingen waren es vor allem elf Filialen örtlicher Bäckereien in Augsburg, in die die Einbrecher einstiegen. Manche Läden wurden während der rund eineinhalbjährigen Tätigkeit der Angeklagten mehrfach besucht. Kurios: In einem Fall waren die Einbrecher so schnell das zweite Mal am Tatort zurück, dass der vorige Einbruchschaden noch gar nicht behoben war und sie keinen neuen Sachschaden anrichteten. In sieben der angeklagten 23 Fälle kam es „nur“ zu Sachschaden, aber keinem Diebstahl. Dort waren die Einbrecher entweder von der vorbeifahrenden Polizei, von der Alarmanlage oder von Sicherheitstechnik „gestört“ worden.

    Etwas holprig verlief das Verfahren nach Verlesen der Anklageschrift. Während drei der Angeklagten sich zunächst nicht einlassen wollten, nutzten der 50-jährige Fensterputzer und ein 49-jähriger mit angeklagter Trockenbauer (Verteidigerin Alexandra Gutmeyr) diese Gelegenheit. Sie gaben sich annähernd ahnungslos und wiesen fast alle Anschuldigungen von sich.

    Vier der fünf Angeklagten sitzen derzeit in Haft. Darunter auch ein 37-jähriger Mann, der in ähnlicher Angelegenheit kürzlich schon vor dem Augsburger Amtsgericht stand. Mutmaßlich, nachdem es mit seinen derzeitigen Mitangeklagten Probleme gegeben hatte, hat der 37-Jährige in der zweiten Jahreshälfte 2019 mit drei anderen Männern weitere neun Einbrüche in Bäckereien und Imbisse begangen. Dafür war er im Juni zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Eben dieser Angeklagte hatte mit Aussagen bei der Polizei seine Mitangeklagten belastet. Auf die Spur der fünf Männer war die Polizei unter anderem durch Finger- und Fußabdrücke, DNA-Spuren, Handyauswertung und Überwachungskamera-Bilder gekommen.

    Das Verfahren wird kommende Woche fortgesetzt; wenn alles planmäßig läuft, könnte kurz vor Weihnachten ein Urteil gesprochen werden.

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