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Fliegerbombe in Augsburg: Mehr als 500 Polizisten im Einsatz: Evakuierung wird Großeinsatz

Fliegerbombe in Augsburg

Mehr als 500 Polizisten im Einsatz: Evakuierung wird Großeinsatz

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    An dieser Stelle an der Jakoberwallstraße wurde die Fliegerbombe bei den Bauarbeiten für eine Tiefgarage gefunden.
    An dieser Stelle an der Jakoberwallstraße wurde die Fliegerbombe bei den Bauarbeiten für eine Tiefgarage gefunden.

    Es ist die größte Evakuierungsaktion wegen einer Fliegerbombe in der Nachkriegszeit in Deutschland: Am ersten Weihnachtsfeiertag müssen rund 54.000 Menschen in Augsburg ihre Wohnungen und Häuser vorübergehend verlassen. Betroffen sind die Innenstadt sowie Teile von Lechhausen und des Textilviertels. Ab 10 Uhr vormittags soll dann jene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden, die am Dienstagnachmittag bei Bauarbeiten in der Jakobervorstadt entdeckt wurde.

    Es ist eine Mammutaufgabe, die in den nächsten Tagen zu bewältigen ist. Im Sperrgebiet liegen unter anderem mehrere Pflegeheime und das Krankenhaus Vincentinum. Zahlreiche bettlägerige Patienten müssen vorübergehend an anderer Stelle versorgt und betreut werden. Die Stadt setzt darauf, dass möglichst viele Bürger bei Bekannten oder Verwandten unterkommen.

    Für alle anderen soll es Sammelunterkünfte geben – etwa in Schulen, Turnhallen oder auf dem Messegelände. Details dazu waren am Mittwoch noch nicht bekannt. „All das wird jetzt besprochen und koordiniert“, sagte Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) unserer Redaktion. Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz stellte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) fest: „Es ist eine schwierige Situation, aber sie ist zu bewältigen.“

    Fliegerbombe in Augsburg wird bewacht

    Die 1,8 Tonnen schwere Bombe, die von einem britischen Flugzeug abgeworfen wurde, lag über sieben Jahrzehnte im Boden nahe dem Jakobertor. Am Dienstag gegen 16.15 Uhr stießen Bauarbeiter auf die Weltkriegsbombe. Auf dem Grundstück an der Jakoberwallstraße fanden Baggerarbeiten statt, eine Tiefgarage soll dort entstehen. Noch am Abend begutachtete ein Sprengstoff-Experte den brisanten Fund. Die Stadt berief umgehend einen Krisenstab ein, um die Evakuierung vorzubereiten.

    Derzeit wird die Bombe von Polizisten und einem Sicherheitsdienst bewacht. Sie ist durch ein Zelt geschützt. Das Grundstück ist durch Zäune gesichert. Weitere Absperrungen seien bis zur Evakuierung am Sonntag noch nicht nötig, sagt Frank Habermaier, der Leiter der Augsburger Berufsfeuerwehr.

    Eine Gefahr für Anwohner bestehe nicht. „Die Bombe liegt seit Jahrzehnten da. Solange wir sie nicht anrühren, passiert auch nichts.“ Die Entschärfung sei zwar immer eine heikle Angelegenheit, so Habermaier. Unglücke seien aber extrem selten. Die Evakuierung sei eine reine Vorsichtsmaßnahme.

    Der erste Weihnachtsfeiertag wurde bewusst als Termin für die Entschärfung gewählt. An dem Feiertag wäre in der Stadt ohnehin weniger los gewesen als an einem Wochentag. Eine so großflächige Evakuierung nahezu der gesamten Innenstadt mitten in der Vorweihnachtszeit sei eigentlich gar nicht denkbar, sagte ein Verantwortlicher unserer Zeitung. Neben der Fußgängerzone mit dem Christkindlesmarkt liegt etwa auch die City-Galerie direkt in der Zone. Zudem seien zwingend einige Tage Vorbereitung nötig. Ordnungsreferent Dirk Wurm sagt dazu: „Schneller ist das nicht zu schaffen.“

    Über 500 Polizisten sollen während der Evakuierung im Einsatz sein

    Der Sprengmeister, der die Bombe entschärfen wird, rechnet damit, dass seine Arbeit bis zu fünf Stunden dauern wird. Das hieße, die Menschen könnten im Lauf des Nachmittags wieder zurück in ihre Wohnungen. Vorsorglich bereiten sich die Einsatzkräfte auch darauf vor, die Menschen bis in die Abendstunden hinein betreuen zu können. Damit, dass die Bürger womöglich auch außerhalb des Sperrgebiets übernachten müssen, rechnet man bei der Stadt derzeit nicht.

    Neben den Helfern von Feuerwehren und Rettungsdiensten bereitet sich auch die Polizei auf einen Großeinsatz an Weihnachten vor. Nach Informationen unserer Redaktion sollen über 500 Beamte beteiligt sein. Sie werden mit zahlreichen Streifen in der Stadt präsent sein, während die betroffenen Stadtteile geräumt werden.

    „Damit wollen wir auch verhindern, dass Kriminelle die Situation für Diebstähle oder Einbrüche nutzen“, sagt Norbert Zink, der Vize-Präsident der Polizei. Mit dem Beginn der Entschärfung werden sich auch die Polizisten aus dem sieben Quadratkilometer großen Sperrgebiet zurückziehen und dann sämtliche Straßen am Rand dieser Zone bewachen.

    Fliegerbombe in Augsburg: Viele Fragen sind noch offen

    Viele Fragen waren am Mittwoch zunächst noch offen. Unter anderem war nicht geklärt, wie die bettlägerigen Patienten der Pflegeheime und des Vincentinums alle versorgt werden – nach erster Schätzung handelt es sich um rund 800 Menschen. Unklar ist auch noch, ob die Rettungsleitstelle bei der Feuerwehr, die alle Notrufe über die Nummer 112 in Nordschwaben bearbeitet, verlegt wird. Sie liegt mitten im Evakuierungsgebiet. Ausfallen müssen auch die Gottesdienste im Dom und anderen Kirchen in der Innenstadt.

    Eine Evakuierung in dieser Größenordnung ist für alle Beteiligten Neuland. Die bisher größte Aktion dieser Art gab es im Jahr 2011 in Koblenz, als gut 40000 Menschen betroffen waren. Dort musste damals eine 1,8 Tonnen schwere Bombe entschärft werden. Verbunden war die Evakuierung in

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