Die Ausbreitung des Coronavirus wirkt sich immer stärker auf das wirtschaftliche Leben in Augsburg aus. Einzelne Firmen geraten in Existenznot. Tausende Beschäftigte sind verunsichert, weil sie nicht wissen, wie es für sie beruflich in den nächsten Tagen weitergeht.
Immer mehr Unternehmen in Augsburg schicken wegen des Coronavirus ihre Mitarbeiter ins Homeoffice, um eine mögliche Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Weil die Zahl von notleidenden Firmen querbeet über nahezu alle Branchen wächst, wird das Thema Kurzarbeit für sie immer wichtiger. Dies bestätigt auch die Agentur für Arbeit. Die Behörde informiert bereits jetzt umfassend und will in nächster Zeit unbürokratisch helfen.
Hiobsbotschaften wegen Coronavirus stellen einiges auf den Kopf
Julia Braunmüller ist die Teamleiterin der Mannschaft, die sich bei der Agentur für Arbeit unter anderem um das Thema Kurzarbeit kümmert. Neun Mitarbeiter sind es normalerweise, wobei diese Zahl zuletzt ohnehin nicht mehr so zutreffend war, sagt Elsa Koller-Knedlik, Geschäftsführerin der Arbeitsagentur in Augsburg. Man habe zuletzt auch Kollegen aus anderen Bereichen für das Thema Kurzarbeit und Insolvenzgeld geschult. Dies geschah bereits zu Zeiten vor der Ausbreitung des Coronavirus. Man habe registriert, dass die wirtschaftliche Situation sich in den heimischen Firmen verschlechtert, sagt Elsa Koller-Knedlik.
Die Hiobsbotschaften der jüngsten Tage wegen Corona haben die Dinge im Amt dann nahezu auf den Kopf gestellt. „Wir haben allein in den zurückliegenden Tagen 250 telefonische Beratungen gemacht“, schildert Julia Braunmüller. Und dabei wisse sie, dass viele Firmenchefs per Telefon nicht durchgekommen seien, weil die Hotline (0821/315-1234) teils überlastet war. Man werde darauf insofern reagieren, dass wohl bereits ab Montag zusätzliche Telefonnummern freigeschaltet werden. Betont wird, dass online jede Menge Informationen über das Kurzarbeitergeld zu erhalten seien.
Mit Firmen in Augsburg wegen Kurzarbeit im Gespräch
Die Anrufe der zurückliegenden Tage hätten aber gezeigt, dass sehr viele Unternehmen erstmals mit dem Thema Kurzarbeit konfrontiert seien. Es bestehe ein extrem hohes Aufklärungsbedürfnis seitens der Unternehmen, sagt Elsa Koller-Knedlik.
Die Agentur für Arbeit nennt keine Namen von Firmen, die bereits Kurzarbeit beantragt haben oder jetzt davor stehen. Bestätigt wird immerhin, dass derzeit noch kein großes Augsburger Unternehmen für einen großen Teil der Belegschaft Kurzarbeit angemeldet habe. „Wir sind aber mit einzelnen Firmen in Gesprächen“, sagt die Behördenleiterin. Es werde niemanden überraschen, dass die Agentur für Arbeit von einem starken Anstieg der Kurzarbeit ausgeht.
Die Erfassung der Kurzarbeit ist ein dynamischer Prozess. Ende Februar waren im Wirtschaftsraum Augsburg 536 Kurzarbeiter in 39 Betrieben registriert. Zwischenzeitlich seien es bereits mehr als 600 Kurzarbeiter. Um die Genehmigung für Kurzarbeit zu erhalten, muss ein Unternehmen eine entsprechende Anzeige stellen. Es bedarf hier des Nachweises, dass aufgrund fehlender Zulieferungen oder wegen stornierter Aufträge ein Arbeitsausfall entstanden sei. In der Regel seien es dann bis zu 15 Tage, ehe die Genehmigung erfolge.
Die Kurzarbeit in der Region betreffe jetzt viele Branchen. Stark vertreten seien produzierende Betriebe in der Metall- und Elektroindustrie. Julia Braunmüller sagt, dass mittlerweile nahezu aus allen Branchen die Nachfragen kommen, in welcher Form Unternehmen geholfen werden könne.
Augsburger Agentur für Arbeit: Hoher Informationsbedarf wegen Coronavirus
Das Ausmaß sei gegenwärtig für viele Betriebe auch deshalb noch nicht einzuschätzen, weil die verordneten Schul- und Kindergartenschließungen berufstätige Eltern vor weitere Herausforderungen stellten. Fraglich sei, wie jedes einzelne Unternehmen darauf reagiere. Nicht auszuschließen sei aber auch, dass ein Betrieb komplett wegen eines Coronafalls vorübergehend geschlossen werden muss, heißt es. In der Region sei dieses Szenario bislang nicht eingetreten.
Wie das Coronavirus den Betrieb der Agentur für Arbeit beeinflusst, zeigt sich an einem anderen Beispiel: Es besteht hoher Informationsbedarf. Große Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern seien gegenwärtig aber nicht durchführbar, sagt Julia Braunmüller: „In diesem Fall wäre die mögliche Ansteckungsgefahr schon wieder gegeben“.
Ein weiterer Aspekt: Ohne Corona diente eine Kurzarbeit auch dazu, womöglich die Mitarbeiter für andere Aufgaben zu schulen. Auch dies fällt bei Corona flach, so Elsa Koller-Knedlik: „Wir wissen derzeit auch nicht, wie lange sich diese Extremsituation hinzieht“.
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