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Augsburg: Findet die Messe Grindtec trotz Corona statt? Das planen die Veranstalter

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Findet die Messe Grindtec trotz Corona statt? Das planen die Veranstalter

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    Die Fachmesse Grindtec soll trotz der kritischen Corona-Situation in Augsburg stattfinden.
    Die Fachmesse Grindtec soll trotz der kritischen Corona-Situation in Augsburg stattfinden. Foto: Ulrich Wagner

    Kann die Weltleitmesse für Schleiftechnik, die Grindtec, wie geplant Mitte November stattfinden? Die Pressekonferenz der Veranstalter, auf der sie ihr Programm vorstellten, war am Mittwoch in Augsburg gerade zu Ende, als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in München seine Regierungserklärung verlas. Ein Satz, der aufhorchen ließ: Sollte in einer Stadt der Wert der Corona-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen die 100 überschreiten, gelten für Veranstaltungen strengere Regeln. Es wären dann nur noch bis zu 50 Personen erlaubt. Aktuell liegt der Wert in Augsburg bei 138,6. Was das für die Grindtec bedeutet, konnte bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe aber nicht einmal das bayerische Wirtschaftsministerium beantworten.

    Der anvisierte Termin für die Grindtec - 10. bis 13. November - ist ein Nachholtermin: Eigentlich hätte die Messe im März stattfinden sollen, wurde aber schon damals wegen Corona verschoben. Aussteller hofften auf einen Branchentreff und gute Geschäfte zum neuen Termin im Spätherbst. Hoteliers, Gastronomie, Taxifahrer und Messebauer waren ebenfalls froh, weil so der Umsatz nicht ganz verloren schien. Denn eine Messe in der Größenordnung der Grindtec - ursprünglich rund 670 Aussteller und volle Belegung des Messegeländes - beschert der Stadt Umsätze in Millionenhöhe. Allein durch Übernachtungen wurden zuletzt gut 5,1 Millionen Euro in Augsburg und der Region verbucht. Angesichts der angespannten Lage vor allem in diesen Branchen wären diese Einnahmen enorm wichtig.

    Grindtec: Kritische Stimmen zur Durchführung werden lauter

    Auch nach Söders Ankündigung verschärfter Regeln ab einem Inzidenzwert von 100 könnte die Grindtec wohl stattfinden, denn: Bislang wurden Messen nicht als Veranstaltungen gewertet, sondern separat betrachtet. Sowohl in der Stadtverwaltung als auch im Wirtschaftsministerium des Freistaats herrschte am Mittwoch aber bis in den Abend hinein Unsicherheit darüber, was die neuen Beschränkungen nun für die Schleifmesse bedeuten. Der Veranstalter Afag geht bislang davon aus, dass die Grindtec stattfindet. Dennoch nimmt die Debatte um die Durchführung an Fahrt auf.

    Neben besorgten Bürgern melden sich auch Aussteller zu Wort. Einer hatte sich vor einer Woche in einem offenen Brief an Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sowie die Landräte der Landkreise Aichach-Friedberg und Augsburg, Klaus Metzger und Martin Sailer (beide CSU), gewandt, um auf die aus seiner Sicht nötige Absage der Weltleitmesse hinzuweisen. "In Augsburg steigt der Inzidenzwert an, viele Veranstaltungen werden abgesagt, Kinder müssen in der Schule Masken tragen, aber diese Messe findet statt. Das können ich und andere Kollegen nicht nachvollziehen", sagt Andreas Haimer, Initiator des Schreibens. Bei der Grindtec kämen Menschen aus ganz Europa zusammen. "Sie können einem Mitarbeiter nicht sagen, er darf sich nur auf der Messe und in seinem Hotelzimmer aufhalten", sagt Haimer - sofern sich überhaupt Mitarbeiter fänden, die freiwillig eine solche Messe besuchen. Auch wirtschaftlich glaubt er an einen Flop. Kommen kaum Besucher, mache man kaum Geschäfte. Dem stünden aber hohe Kosten für die Messeteilnahme entgegen. Große Aussteller planen mit einem Budget im mittleren sechsstelligen Bereich.

    Afag glaubt an Hygienekonzept

    Für die Afag sind solche Aussagen nicht neu. Täglich führe man Gespräche mit besorgten Ausstellern, sagt Geschäftsführer Henning Könicke. Man nehme die Bedenken ernst und versuche es mit Aufklärung. "Die Grindtec wird völlig anders aussehen als bisher. Die Aufbauten der Stände sind großzügig gestaltet. Dazu werden wohl weniger Mitarbeiter und Besucher kommen, auch das schafft Platz", erklärt Thilo Könicke, ebenfalls Geschäftsführer. Die Zahl der Aussteller sei auf rund 500 gesunken, bei gleich bleibendem Platzangebot von rund 50.000 Quadratmetern. Dazu gelte für die Messe ein Hygienekonzept, das von allen zuständigen Behörden genehmigt und auf Pandemie-Verläufe zugeschnitten sei. "Die Messe ist mindestens genauso sicher wie andere öffentliche Orte auch, deren Nutzung nicht infrage gestellt wird", sagt Thilo Könicke und nennt Einkaufspassagen als Beispiel.

    Die beiden Afag-Geschäftsführer Thilo und Henning Könicke halten an der Durchführung der Weltleitmesse Grindtec fest.
    Die beiden Afag-Geschäftsführer Thilo und Henning Könicke halten an der Durchführung der Weltleitmesse Grindtec fest. Foto: Ulrich Wagner

    Dazu sei die Afag auch jenen Ausstellern vertraglich verpflichtet, die zur Grindtec wollen. Einer davon ist Achim Schurius, Vertriebsleiter von United Grinding, dem größten Aussteller der Messe: "Wir brauchen den Austausch innerhalb der Branche, müssen uns über Innovationen unterhalten, Kunden müssen unsere neuen Produkte auch sehen und anfassen können." Ludwig Linner, Geschäftsführer der Linner GmbH, will als Besucher zur Grindtec kommen: "Nur über eine solche Plattform können wir herausfinden, wie wir uns für die Zukunft aufstellen müssen, um weiter erfolgreich zu sein." Solche Weiterentwicklungen seien auch wichtig für die Arbeitsplätze der Mitarbeiter in den Unternehmen, hieß es am Rand der Pressekonferenz.

    Stadt Augsburg hält vorerst an der Messe Grindtec fest

    Die Stadt Augsburg steht laut Afag bislang weiter hinter der Messe. Nach der Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder wollte sich die Verwaltung gegenüber unserer Redaktion aber nicht weiter äußern. Noch sei nicht abschließend geklärt, ob Messen weiterhin von der Regelung ausgenommen seien, sagte ein Sprecher.

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