Manchmal muss es schnell gehen, manchmal darf man nicht lange zögern, manchmal muss man sich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen, weil sonst die Gelegenheit dafür unwiederbringlich vorbei ist. Genau so erging es Marianne Hettinger in diesem Jahr. Noch als Teenagerin ist die Leitershoferin nach New York gezogen. Schon lange wohnt sie in einem winzigen Appartement nur fünf Minuten von der Metropolitan Opera entfernt. In diesem Frühjahr dachte sie, der neue Eigentümer werde sie endgültig aus der Wohnung klagen. Und stürzte sich Hals über Kopf in dieses Filmabenteuer, weil sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
Denn ihre kleine Wohnung war für sie immer auch der ideale Drehort für „Prince Harming“, ein Beziehungsdrama, in dem Hettinger eine starke, selbstbewusste Frau mit einer Gewaltbeziehung konfrontiert. In kürzester Zeit organisierte sie alles Nötige, Schauspieler, Filmtechniker, einen Kameramann, der ihr am ersten Drehtag absagte, so dass sie über Nacht innerhalb kürzester Zeit einen Ersatz finden musste, was ihr gelang.
Ebenfalls gelang ihr als Produzentin, Sponsoren für den Film zu finden, nachdem sie die Startfinanzierung vorgeschossen hatte. Zu romantisch darf man sich die 21 Drehtage in ihrer Wohnung nicht vorstellen. Ständig acht bis zehn Menschen in dem kleinen Raum. Und sie musste alles managen, als Produzentin, Regisseurin und Hauptfigur in Personalunion.
Den Stoff hat Hettinger voriges Jahr bei einer szenischen Lesung im Liliom-Kino vorgestellt (wir berichteten). Dort hat sie auch ausprobiert, ob das Manuskript funktioniere. Die Geschichte ist ihr auch eine Herzensangelegenheit. „Ich bin selbst in einer Beziehung das Opfer von Gewalt geworden“, sagt sie. Sie sei jung gewesen damals, sie sei innerlich stark gewesen und trotzdem habe sie Gewalt erschüttert. In „Prince Harming“ erzählt sie nun, wie aus einem Traummann ein Albtraum werden kann.
Fast 20 Stunden Filmmaterial sind entstanden. Die einzelnen Clips sind längst gesichtet. Gerade sitzt Hettinger mit ihrem Cutter zusammen. Sie sagt, dass 85 Minuten Film schon entstanden seien. „Ich glaube, es läuft auf eine Länge von zwei Stunden hinaus.“ Bislang haben sich im Material auch keine Lücken ergeben, die Nachdrehs nötig machen.
Ihr erster Eindruck von dem nun schon zu großen Teilen geschnittenen Film: „Sehr authentisch, sehr echt.“ Gerade erst hat Hettinger auf der Internet-Film-Plattform Youtube entdeckt, dass dort jemand unter ihrem Filmtitel Material hochgeladen habe. Also hat sie sich in den Kampf mit dem Tech-Giganten gestürzt, damit dieser Film wieder entfernt wird. Übrigens, in der Wohnung lebt Hettinger immer noch. Ihr Anwalt habe da bislang ein kleines Wunder vollbracht. „Diese Lage im Herz von Manhattan ist einfach unbeschreiblich“, sagt sie. Freiwillig will sie da nicht weg.