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Feuerwehreinsatz in Augsburg: Der Riesen-Biber war offenbar schon länger tot

Feuerwehreinsatz in Augsburg

Der Riesen-Biber war offenbar schon länger tot

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    Ein toter Biber hat einen Einsatz der Augsburger Feuerwehr und viel Rätselraten ausgelöst.
    Ein toter Biber hat einen Einsatz der Augsburger Feuerwehr und viel Rätselraten ausgelöst. Foto: Anna Neufeld

    Es war ein besonders großer und schwerer Biber, den die Augsburger Feuerwehr am Dienstag aus einem Kanal nahe des Einkaufszentrums City-Galerie gezogen hat. Und er war tot. Letzteres dürfte nach Meinung des städtischen Biber-Experten Richard Weiß auch der Grund für seine enorme Größe gewesen sein. "Normalerweise sind Biber um diese Jahreszeit eher schmächtig", erklärt der Fachmann der Unteren Naturschutzbehörde. Sie haben schließlich den Winter über von ihren Fettreserven gezehrt, so Weiß.

    Der Biber: zu schwer für einen Feuerwehrmann allein

    Doch der Fachmann hat eine Erklärung dafür, warum der gestern gefundene Biber so besonders groß war. Weiß hält seinen Umfang für das Ergebnis des Fäulnisprozesses, der im Körper des Tieres offenbar bereits deutlich vorangeschritten war. "Er muss schon einige Zeit im Wasser getrieben haben", sagt Weiß, der das tote Tier nach der Bergung selbst nur auf Fotos gesehen hat. Genaue Angaben über Größe und Gewicht kann indes auch die Feuerwehr, die den Kadaver mit Tauchern aus dem Wasser geholt hat, nicht machen. "Wir haben ihn nicht gewogen", erklärt Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel. "Aber er war so groß und so schwer, dass ihn zwei Mann aus dem Kanal ziehen mussten", so Bechtel. "Nach unserer Erfahrung mit Bibern muss es ein sehr altes und vollständig ausgewachsenes Tier gewesen sein."

    Biber werden schwerer als Rehe

    Ein Biber wird Fachmann Weiß zufolge etwa 12 bis 15 Jahre alt - auch, wenn er in der Stadt lebt. Ein ausgewachsenes Tier kann dabei 30 bis 40 Kilogramm schwer werden und damit mehr wiegen als ein Reh.  Inklusive ihres platten Schwanzes - in der Fachsprache "Kelle" genannt - werden Biber etwa 140 Zentimeter lang. Sie sind die größten Nagetiere in Europa und die zweitgrößten Weltweit - nur das südamerikanische Wasserschwein ist noch größer und mit bis zu 80 Kilogramm auch noch schwerer.

    Im Augsburger Stadtgebiet sind Feuerwehreinsätze, die durch Biber hervorgerufen werden, keine Seltenheit, sagt Feuerwehrsprecher Bechtel. Dass seine Leute ausrücken müssen, um tote Tiere zu bergen, komme allerdings selten vor. "Meist rufen Leute an, weil sie meinen, einen verletzten Biber gefunden zu haben", so der Feuerwehrsprecher. "Dabei handelt es sich meistens um falschen Alarm, denn die Tiere faulenzen oft nur am Rand von Gewässern und sind wohlauf."

    Feuerwehr hat Respekt vor den Tieren

    Hin und wieder müsse die Wehr jedoch ausrücken, um einen Biber zurück ans Wasser zu bringen. Denn durchaus öfter passiere es, so Bechtel, dass sich ein Tier auf einem Rundgang verirrt. "Wir haben schon Biber aus Schuppen geholt oder sie über die Straße gebracht, damit sie sicher zurück in ihr Gewässer kommen. Dass Biber durch ihre Burgen aus Ästen und Zweigen schon einmal einen größeren Schaden angerichtet haben, daran kann er sich nicht erinnern. "Wir mussten noch nicht wegen einer Biber-Überschwemmung ausrücken", sagt Bechtel. Respekt haben er und seine Männer trotzdem vor dem Nager. Nur im äußersten Notfall verfrachten sie die Tiere in Käfige, um sie zu transportieren, denn: "Bei den großen Zähnen muss man wirklich sehr aufpassen", sagt Bechtel. 

    Ein toter Biber als Sensation

    Die Biber-Bergungsaktion der Feuerwehr in der Nähe der City-Galerie hat am Dienstag mehrere Hundert Schaulustige angezogen. Dass es tatsächlich eine Art kleine Sensation ist, einen toten Biber zu sehen, bestätigt auch der städtische Biberfachmann Weiß. "Stirbt ein Biber eines natürlichen Todes, findet man ihn in der Regel nicht", erklärt er. "Der Fuchs holt sich die Tiere oder sie liegen irgendwo im Gehölz." Die verendeten Tiere, die hingegen von Passanten gefunden werden, seien meist nicht auf natürlichem Wege gestorben. "Sie werden von Autos angefahren und flüchten sich dann noch ins Wasser", so Weiß. "Dort sterben sie dann und treiben auf der Oberfläche." Ob es im Fall des gestern gefundenen Bibers so oder so ähnlich gewesen sein könnte, ist jedoch unklar. Die Feuerwehr hat jedenfalls keine äußeren Verletzungen an dem Kadaver feststellen können.   

    Biber leben an vielen Stellen in der Stadt

    Im Augsburger Stadtgebiet seien die Biber inzwischen an vielen Stellen zu finden, so Weiß. Auch leben sie in den innerstädtischen Kanälen. Wo sie dort ihre Burgen haben, könne man kaum feststellen, da die Gänge unterirdisch verlaufen, erklärt Weiß. Größtenteils ernähren sie sich von Wasserpflanzen, frischen Zweigen und Blättern sowie von Baumrinde.

    Dass die Biber keine größeren Bäume annagen, die dann zur Gefahr für Menschen oder den Verkehr im Stadtgebiet werden, darauf achtet Biber-Fachmann Weiß von der Unteren Naturschutzbehörde. Seine Mitarbeiter laufen in regelmäßigen Abständen die Biber-Schwerpunkte in der Stadt ab und beobachten, wann die Tiere was anfressen. "Größere Bäume, die an gefährdeten Stellen stehen, schützen wir mit Maschendrahtzaun", erklärt Weiß. Insgesamt gebe es derzeit etwa 20 Biberreviere im Stadtgebiet. In jedem Revier leben wiederum drei bis vier Tiere, so Weiß. Die Population ist Weiß zufolge in den letzten  Jahren recht konstant geblieben. Auch erwartet der Fachmann nicht, dass die Zahl noch weiter steigen wird.

    Diesen Winter habe es zudem deutlich weniger Schäden gegeben als beispielweise im Vorjahr, so der Biber-Experte. "Weil es nur drei Wochen lang richtig kalt war, haben die Tiere genug Grünzeug zum Fressen gefunden und die Bäume verhältnismäßig in Ruhe gelassen." Wenn die neuen Triebe jetzt austreiben, dann interessieren sich die Nager zudem nur noch für diese, so Weiß.

    Zehn Fakten zum Biber

    Biber bauen keine Dämme. In der Fachsprache heißen ihre Bauten "Biberburgen".

    Biber sind sehr anpassungsfähige Tiere und können auch Gräben oder Fischteiche besiedeln. Da sie schnell die Scheu vor Menschen und Autos verlieren, siedeln sie oft in Nähe bewohnter Gebiete.

    Eine Biberfamilie besteht aus einem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren. Biberpaare bleiben sich ein Leben lang treu.

    In futterreichen Biber-Revieren reichen zwei Kilometer Uferlänge für eine ganze Biberfamilie. Die Revier-Grenzen werden heftig gegen fremde Artgenossen verteidigt.

    Der Biber sind nachtaktiv. Und: Sie schlafen im Winter nicht durch. Ihr dichtes Haarkleid schützt sie vor Kälte.

    Biber haben besonders viele Haare: An manchen Stellen des Bauches wachsen pro Quadratzentimeter über 20.000 Haare. Zum Vergleich: unsere Kopfhaut bringt es auf 300 Haare pro Quadratzentimeter.

    Die Zähne der Biber schärfen sich von selbst und wachsen ständig nach.

    Ihre Biberburgen isolieren die Tiere im Winter mit Schlamm. Im Sommer tragen sie die Schicht wieder ab. So funktioniert die Wärmeregulierung in der Burg stets optimal.

    Biber werden bis zu 40 Kilogramm schwer. Beim Tauchen verschließen sie Nase und Ohren und können so bis zu 20 Minuten unter Wasser bleiben.

    Ihr unbehaarter Schwanz - genannt Kelle - dient beim Schwimmen und Tauchen als Steuerhilfe. Auch regeln Biber über den Schwanz ihre Körpertemperatur.

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