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Feuer gelegt: Augsburg: Kripo hat Linke als Brandstifter im Visier

Feuer gelegt

Augsburg: Kripo hat Linke als Brandstifter im Visier

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    Von der Polizei durchsucht: Linker Szenetreff in der Jakobervorstadt. Foto: Wall
    Von der Polizei durchsucht: Linker Szenetreff in der Jakobervorstadt. Foto: Wall Foto: Anne Wall

    Die Mitglieder der Gruppe nehmen kein Blatt vor den Mund. Sie nennen sich Arbeitskreis "anarchistische Umtriebe Auxburg". Und sie führen einen "Kampf gegen das herrschende System mit all seinen Erscheinungen", schreiben sie im Internet.

    Gewalt, so heißt es, sei "notwendig und geboten". Einige aus der Gruppe haben das offenbar sehr ernst gemeint. Die Kripo ist überzeugt, dass eine ganze Serie von Bränden in der Augsburger Innenstadt auf das Konto der linksextremen Gruppierung geht.

    Die Brandstifter kamen in der Nacht, und sie zündeten Müllcontainer an. Mehr als 30 Brände dieser Art registrierte die Polizei, die meisten in diesem Frühjahr. Die Container standen sofort lichterloh in Flammen. Bis die Feuerwehr eintraf, waren die Behälter oft schon niedergebrannt. "Es war nur Glück, dass kein Feuer auf ein Haus übergegangen ist", sagt Karlheinz Fetzer, Chef des Kommissariats 5.

    Die K 5-Fahnder sind zuständig für politisch motivierte Straftaten. Auf die Serie wurden die Ermittler aufmerksam, weil die Feuerteufel an einigen Brandorten auch linke Parolen hinterlassen hatten. Sie nahmen die Tatorte genau unter die Lupe. "Wir haben relevante Spuren gefunden, die eindeutig diesem linksextremen Personenkreis zugeordnet werden können", sagt Thomas Hauck. Er leitet die mehrköpfige Ermittlungsgruppe, die sich um die Brandserie kümmerte.

    Die Beamten ermittelten intensiv, in der vorigen Woche schlugen sie dann zu. Sie durchsuchten ingesamt acht Objekte in Augsburg und Nordschwaben, darunter Wohnungen der Verdächtigen, aber auch den linken Szenetreff "Die ganze Bäckerei". Der selbstverwaltete Infoladen in der Jakobervorstadt existiert seit neun Jahren. Die Macher sehen sich als Ort der Kultur und als Anlaufstelle für linke Gruppen.

    Bekannte Aktivsten aus der linksextremen Szene in Deutschland haben hier nach Informationen der Polizei bereits Vorträge gehalten. In dem Szenetreff sollen sich die mutmaßlichen Brandstifter öfter aufgehalten haben. Die Beamten fanden in der "ganzen Bäckerei" Sprühschablonen, die offensichtlich für eine Serie von Graffiti-Schmierereien benutzt wurden.

    Polizei findet Leuchtmunition, wie sie das Militär verwendet

    In den Wohnungen stießen die Ermittler unter anderem auf einen Teleskopschlagstock und auf verbotene Feuerwerkskörper. Die Kripo vermutet, dass sich die Verdächtigen aus der Schweiz gezielt Leuchtmunition beschafften, die normalerweise vom Militär benutzt wird. Die Leuchtmittel enthalten Magnesium, damit könnten die Brandstifter die Mülltonnen entzündet haben. "Das würde erklären, warum die Tonnen so schnell und mit enormer Hitze abbrannten", sagt K 5-Chef Fetzer.

    Sechs Verdächtige hat die Polizei im Visier. Es sind Schüler, Studenten und Auszubildende im Alter von 18 bis 21 Jahren. Im Polizeiverhör verweigerten sie die Aussage. Die Beamten können über die Motivation der jungen Aktivisten nur spekulieren. Unklar ist auch, ob ihnen die linke Szene in Hamburg und Berlin als Vorbild dient. Dort brennen seit Monaten fast jede Nacht nicht nur Mülltonnen, sondern auch Autos.

    Eine mögliche ähnliche Entwicklung will die Augsburger Kripo im Keim ersticken. "Mit Politik hat das alles nichts zu tun", sagt Kripo-Chef Klaus Bayerl. "Wer Brände legt, ist ein gemeingefährlicher Täter." Im Unterschied zu den Millionenstädten Hamburg oder Berlin ist linksextreme Gewalt ist in Augsburg in den vergangenen Jahren kein großes Thema gewesen. Von Jörg Heinzle

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