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Eurovision Song Contest: Das sagen Augsburger Experten zum Sieg von Conchita Wurst

Eurovision Song Contest

Das sagen Augsburger Experten zum Sieg von Conchita Wurst

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    Vorher, nachher: Der österreichische Transvestit Conchita Wurst nach dem ESC-Triumph und als Tom Neuwirth (bürgerlicher Name) ohne Bart und mit kurzen Haaren.
    Vorher, nachher: Der österreichische Transvestit Conchita Wurst nach dem ESC-Triumph und als Tom Neuwirth (bürgerlicher Name) ohne Bart und mit kurzen Haaren. Foto: Flindt Schneider (dpa)

    Eine Frau in engem Glitzerkleid, dafür aber mit Vollbart: Conchita Wurst hat beim Eurovision Song Contest (ESC) mit ihrem Travestie-Auftritt bewusst provoziert – und den Wettbewerb gewonnen. Tom Neuwirth, der hinter der Kunstfigur steckt, sorgt derzeit europaweit für Diskussionen.

    Chris Kolonko sieht den Auftritt von Conchita Wurst kritisch

    Der Augsburger Travestiekünstler Chris Kolonko sieht den Auftritt beim Wettbewerb kritisch. Provokation ist für ihn beim Song-Contest nicht angesagt. Dort und bei Travestiekunst zählt für ihn nur eines: Unterhaltung. Kolonko hält sich strikt daran, im Gegensatz zu Conchita Wurst war er daher auch noch keinen öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. „Ich mache Show, will Illusionen erzeugen – und sie aufdecken. Was die Zuschauer davon halten, ist ihnen überlassen.“

    Für ihn stünde das Schaffen des schönen Traumes, das Spielen mit dem Publikum, das Wechseln der Rollen und Geschlechter im Vordergrund. Gleichzeitig will er das Unerreichbare aufzeigen und dem Publikum bewusst machen, dass seine Unterhaltung Kunst sei.

    Dass Conchita Wurst mit ihrem Auftritt für mehr Toleranz gegenüber dem Anderssein eintreten wollte, findet Kolonko dennoch gut; in erster Linie für die Travestiekunst an sich, die so gegen Vorurteile ankämpfen könne. Allerdings sieht der Augsburger Entertainer auch das politische Statement als positives Signal. Ebenfalls erfreulich für den Augsburger Entertainer ist das Qualitätssiegel, das Conchita Wurst der Travestiekunst verleihe. Er selbst werde jedoch nie mit Bart auftreten: „Den habe ich mir weglasern lassen.“

    Daniel Lutz: Ich mag den Song

    Die Botschaft des ESC-Auftrittes hat auch Daniel Lutz, Programmchef von Hitradio.rt1, wahrgenommen. Für ihn sei es nicht weiter relevant, ob Conchita Wurst einen Bart trage oder nicht: „Ich mag einfach den Song ,Rise of the Phoenix’.“ Lutz bedauert jedoch, dass Musik nicht einfach mehr Musik sein dürfe, sondern dass es heutzutage mehr braucht für den Erfolg eines Songs – eben einen ausgefallenen Namen und einen Vollbart bei Damen.

    Der ehemalige Augsburger Popkultur-Beauftragte und Musikexperte Richard Goerlich findet Auftritt und Lied rundum gelungen. „Die Stimme ist toll, die Erscheinung super – Conchita Wurst irritiert und löst Emotionen aus.“ Der Song habe dem Wettbewerb sehr gut getan, sagt er. Was dort sonst in den vergangenen Jahren gespielt worden sei, sei schlicht „grauenhaft“. „Rise of the Phoenix“ sei hingegen seit Abbas „Waterloo“ das beste Stück, das beim Wettbewerb lief.

    Dass es auch noch gewonnen hat, findet Goerlich „wunderbar“. Auch den Auftritt begrüßt er. Diskussionen über Toleranz seien immer gut. „Die Beschimpfungen finde ich aber schlicht erschreckend.“ Er hofft, dass sich Conchita Wurst davon nicht beeindrucken lässt. „So jemand darf sich nicht verstecken.“

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