Neuburg Die gebürtige Chinesin Mia Cheng lebt seit zwölf Jahren in Neuburg. Trotzdem kommt es immer mal wieder zu einer komischen Situation, wenn sie mit ihrem Golden Retriever an der Donau spazieren geht: „Wauwau?“, sagen die Menschen, deuten erst auf den Hund und dann auf sie, anstatt die Frage, ob der Hund ihr gehört, in einem richtigen Satz zu formulieren. Manche setzen noch einen drauf und führen die Hand zum Mund. Sie wollen wissen, ob Cheng Hunde isst – so wie es schließlich jeder anständige Chinese tun würde. Inzwischen antwortet sie darauf mit Humor: „Es lohnt sich noch nicht. Ich muss warten, bis er dicker ist.“
Sie kenne keinen Chinesen, der Hund isst, sagt Cheng. „Wahrscheinlich sucht man in China ein Restaurant mit Hundefleisch genauso mühsam wie in Deutschland ein
Mit ihrem Buch will Cheng Verständnis für die Kultur ihrer ursprünglichen Heimat schaffen und eine Verbindung zwischen den beiden Ländern herstellen. Die Chinesen hätten eine sehr gute Meinung von den Deutschen, sagt Cheng. Sie glauben, dass die Deutschen sehr pünktlich, fleißig und sauber seien. Die Deutschen hingegen würden eher schlecht über die Chinesen denken, obwohl China ein wichtiger Handelspartner für Deutschland sei. Cheng möchte das ändern. In ihrem Buch räumt die 40-Jährige unter anderem auch mit dem Vorurteil auf, dass die Chinesen nach jeder Mahlzeit Glückskekse essen würden. Im Gegenteil: In China gibt es gar keine. Überhaupt schmecke chinesisches Essen im Original ganz anders als das, was in den Restaurants in Neuburg angeboten werde.
„Ich möchte niemanden beleidigen“, betont Cheng. Und sie will sich auch nicht beschweren. Obgleich manches von dem, was sie erleben musste, durchaus beleidigend und rassistisch gewesen ist: Zum Beispiel werde sie öfter gefragt, erzählt sie, ob irgendein alter weißer Mann sie in Thailand gekauft und mit nach Deutschland gebracht habe. Was soll man darauf antworten? (dopf)