Die historische Stadtmauer, die bei Bauarbeiten wegen der anstehenden Sanierung des Theaters gefunden wurde, bleibt erhalten. Mehr noch: Sie wird auch künftig sichtbar bleiben und damit für die Öffentlichkeit wahrnehmbar. Um dies zu erreichen, ist die Umplanung des neuen Orchesterprobensaals nötig. Er sollte anfangs gerade da stehen, wo die Mauerreste gefunden wurden. Die Mauer wird nun optisch ansprechend in das Theaterprojekt einbezogen. 4,3 Millionen Euro werden dafür investiert.
In den zurückliegenden Wochen wurde nicht nur in Stadtratskreisen diskutiert, ob dieses Geld tatsächlich ausgegeben werden soll. Im November wurde die Entscheidung darüber im Stadtrat vertagt. Am Donnerstag gibt es nun die nächsten Anlauf. Nach Recherchen unserer Redaktion steht fest, dass die Investition getätigt wird, also das Geld bereitgestellt wird. Die CSU-Fraktion hat sich dafür ausgesprochen, auch wenn es in der CSU weiterhin einzelne Kritiker gibt. Wie weiter zu hören ist, will die CSU bei der Abstimmung eine einheitliche Position vertreten. Inklusive der Stimme von Oberbürgermeister Kurt Gribl kommt die CSU auf 29 Stimmen. Um die Mehrheit zu erreichen, sind noch zwei weitere Stimmen nötig. Diese kommen definitiv aus Reihen des Koalitionspartners SPD. Der neue Fraktionschef Florian Freund bestätigt, dass die Abstimmung in der Stadtratsfraktion freigegeben werde. Es gelte insofern kein Fraktionszwang. Auch die SPD-Fraktion hat intern lange und ausführlich beraten. Laut Freund hat sich bei einer Probeabstimmung gezeigt, dass etwas mehr als ein Drittel der Fraktionsmitglieder für Erhalt und dauerhafte Sichtbarkeit der Mauer eintreten. Die Grünen, Kooperationspartner im regierenden Dreierbündnis, lehnen die teure Millioneninvestition dagegen ab.
OB Gribl positioniert sich zur Augsburger Stadtmauer
OB Gribl hat sich am Mittwoch inhaltlich zur Mauer positioniert, auch wenn er selbst nicht an der Fraktionssitzung teilnahm. „Es schmerzt natürlich, dieses Geld zusätzlich auszugeben.“ Es gehe letztlich darum, welche Grundhaltung die Stadt zu ihrer Kultur und Geschichte einnimmt. Augsburg bewerbe sich mit seiner historischen Wasserwirtschaft für die Aufnahme ins Weltkulturerbe. Da würde es schlecht ins Bild passen, wenn historische Relikte zerstört würden. Vom Komitee, das die Entscheidung über den Titel „Welterbe“ trifft, sei dies in Richtung Augsburg signalisiert worden.
Gribl nannte am Mittwoch die Rahmenbedingungen, die der Entscheidung zugrunde liegen. Würde das Bauwerk komplett zerstört, würden kaum Kosten anfallen. Der Erhalt der Mauer mit einer dafür nötigen Überbauung kostet 3,8 Millionen Euro. Wenn die Mauer für die Öffentlichkeit wahrnehmbar werden soll, müsste eine halbe Million zusätzlich gezahlt werden.