Immer, wenn sich sein Öltank allmählich leert, durchforstet Hans-Dieter Kuntze das Internet. Der 67-Jährige besucht Energieportale und liest Expertenmeinungen, um herauszufinden, wann der Heizölpreis am günstigsten ist. Zuletzt schlug der Reihenhaus-Besitzer aus Haunstetten im August zu. Richtig viel sparen konnte er nicht, denn das Heizöl war 2011 so teuer wie noch nie. Im Jahresschnitt mussten Kunden 85 Cent pro Liter hinblättern, wenn sie 3000 Liter kauften – genau 17 Cent mehr als noch 2010. Kuntze bestellt seit einigen Jahren gemeinsam mit vier Nachbarn. „So sparen wir uns immerhin einige Cents.“
Doch viele Hausbesitzer wissen nicht, woher sie das Geld für die Mehrkosten nehmen sollen. Sie schreckte das Rekordhoch ab. „Die meisten unserer Kunden haben abgewartet, bis der Preis spürbar fällt. Aber der Zeitpunkt kam einfach nicht“, sagt Norbert Knirsch, Geschäftsführer des Mineralölhändlers Klein + Küchle. Der Großteil würde noch immer auf den Tag warten, an dem die Preise plötzlich purzeln.
Zurzeit steht das Heizöl aber bei rund 92 Cent je Liter – also nochmals höher als Ende des Jahres. Daher halten sich die Bestellungen bei Lieferanten bis heute in Grenzen. Nur vor zwei Wochen, als die Temperaturen bis unter minus 18 Grad fielen, stieg die Nachfrage sprunghaft an. „Aber auch da haben sich viele nur für einige Wochen bis zum Frühjahr eingedeckt“, erzählt Karl-Heinz Eberle vom gleichnamigen Ölhandel. Schon das ganze Jahr über hätten seine Mitarbeiter überwiegend kleine Mengen ausgeliefert.
Immer mehr verunsicherte Menschen wenden sich aufgrund der hohen Heizkosten an Hans Werner Ziegler von der Verbraucherzentrale. Eine Prognose für den Preis kann der Energieberater aber auch nicht liefern. Wann und ob die Heizölpreise wieder fallen, sei überhaupt nicht abzusehen, sagt er: „In den letzten Jahren gab es keine großen Aufs und Abs, stattdessen blieb der Preis relativ stabil mit der Tendenz nach oben.“ Die alte Regel, wonach man im Sommer ein Schnäppchen macht, gelte nicht mehr.
Gas zieht rund ein Jahr später an
Ziegler legt den Verbrauchern immer wieder Heiztipps ans Herz, um die Ausgaben so gering wie möglich zu halten. Denn die Preissteigerung betrifft nie einen Energieträger alleine. „Auch wenn die Kopplung nicht mehr so stark ist wie früher, verteuert sich das Gas in der Regel ein Jahr nach dem Heizöl“, sagt Ziegler. Damit hätte dann das Rekordhoch auch den Großteil der Augsburger erreicht.
Anders als auf dem Land heizt man in der Stadt vornehmlich mit Gas. Etwa 17 Prozent aller Heizungskessel in Augsburg laufen mit Öl (ohne Fernwärme), auf Gas entfällt ein Anteil von rund 60 Prozent. Mit Öl heizen vor allem Menschen, die in den äußeren Stadtteilen leben, berichten die Kaminkehrer. Sie sind für die Überprüfung der Heizanlagen zuständig.
Der Trend gehe aber überall zum Gas: „Wenn der alte Ölkessel streikt und eine Gasleitung vorhanden ist, werfen viele aus Platzgründen die Tanks raus“, erzählt etwa Kaminkehrermeister Joachim Meixner, der ebenfalls Energieberater ist. Der finanzielle Aspekt spiele bei der Abwägung Öl oder Gas keine Rolle: „Für beide Heizarten gibt man etwa genau so viel aus.“