Neu-Ulm Miriam verteilt im Publikum Sterbebildchen. Am Vormittag war sie bei der Beerdigung von Sigbert Hashagen, der 89-jährig starb. Acht Beerdigungen hat die Schülerin in diesem Monat schon besucht. Ihre Freundin Silvie geht 16 Mal pro Monat ins Basketballtraining, Miriam verbringt ihre Freizeit lieber auf Beerdigungen. Und denkt darüber nach, warum sie das tut, warum sie über den Tod von Menschen weint, die sie nicht gekannt und die sie nicht geliebt hat. Darüber, was deren Tod mit ihrer eigenen Existenz zu tun hat. Das eigenartige Hobby bedeutet für Miriam Seelenhygiene – und sie spürt, dass es die Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens ist, die sie dazu bringt, sich mit dem Leben, dem Tod und mit der Trauer um Verstorbene zu beschäftigen. Das neue Schülerstück des Theaters Neu-Ulm, Jörg Menke-Peitzmeyers „Miriam ganz in Schwarz“ (inszeniert von Claudia Riese und Heinz Koch) ist ein starker Monolog von Schauspielerin Melanie Schmidt, buchbar ins Klassenzimmer. Es rührt am Coolsein, an der emotionalen Kälte – und im Innersten.
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