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Augsburg: Dubiose Betrugsmasche? Wie Rolf Ricker um seinen Teppich kämpfte

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Dubiose Betrugsmasche? Wie Rolf Ricker um seinen Teppich kämpfte

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    Rolf Ricker wäre beinahe einem Teppich-Betrüger auf den Leim gegangen.
    Rolf Ricker wäre beinahe einem Teppich-Betrüger auf den Leim gegangen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Im Nachhinein würde Rolf Ricker manches anders machen. Der Vorsitzende von Pro Augsburg glaubt, dass er an einem Betrug vorbeigeschrammt ist. Es geht um seinen handgeknüpften Teppich aus Nepal, den Ricker zur Reinigung abholen ließ. Doch dann sah es so aus, als ob er ihn nicht mehr zurückbekäme. Er ist nicht der Einzige, der mit fragwürdigen Geschäftsmodellen konfrontiert wird. Stadträtin Beate Schabert-Zeidler hat eine ähnliche Erfahrung gemacht.

    "Ihr alter Teppich sieht wieder aus wie neu. Jahrzehntelange Erfahrung" las Ricker unlängst auf dem Werbezettel einer Teppichreinigungsfirma. Da der 68-Jährige seine Wohnung in Haunstetten gerade saniert hatte, fand er die Idee gut. Sein großer Wohnzimmerteppich könnte eine Reinigung vertragen, dachte sich Rolf Ricker und beauftragte die Firma. Ein Mann jenseits der 65 und eine jüngere Dame um die 25 Jahre alt standen Mitte November vor seiner Tür, um den Teppich abzuholen. "Dunkler Teint, schwarze Haare. Meine Bekannte fragte sie, woher sie kämen", erinnert er sich. Aus Indien habe das Paar geantwortet. "Doch ihr Name war alles andere als indisch", berichtet Ricker, dem erst nach der Teppichübergabe so manches komisch vorkam.

    Teppich-Abholerin sah sich in der Wohnung um

    Etwa, dass sich die junge Frau auffallend interessiert in seiner Wohnung umgeschaut hatte. Ricker ärgert sich heute noch, dass er den Teppich-Abholern sagte, er sei jetzt erst mal zwei Wochen im Urlaub. Es reiche, wenn der Teppich danach fertig gereinigt sei. "Wenn in der Zeit bei mir eingebrochen worden wäre, hätte mich das nicht gewundert." So etwas würde er Fremden gegenüber nicht noch einmal erwähnen. Das eigentliche Problem aber war, dass Ricker seinen Teppich erst gar nicht mehr zurück bekam.

    Unter der angegebenen Festnetznummer der vermeintlichen Reinigungsfirma meldete sich nur der Anrufbeantworter. Unter der Handynummer wurde er immer wieder vertröstet. "Einmal hieß es, sie seien im Stress, dann waren sie bei Kunden, dann auf einer Beerdigung." Ricker wurde argwöhnisch. Er fuhr zur Firmenadresse nach Lechhausen – und stand vor einem Wohnhaus. Zwei Männer auf der Straße berichteten ihm, dass es da mal eine Teppichfirma gegeben habe, diese über Nacht aber verschwunden sei. "Da klingelten bei mir endgültig die Alarmglocken", sagte der Augsburger. Als er am Telefon erneut hingehalten wurde, reichte es Ricker.

    Er drohte mit Konsequenzen. Ricker nahm sich vor, Anzeige zu erstatten. Bei der Polizei ist die Betrugsmasche der angeblichen Teppichreinigung bekannt. "Tatsächlich aber wurde sie in Augsburg selten angezeigt", meint Polizeisprecherin Maria Enslin. Im Stadtgebiet wurden in den vergangenen drei Jahren zwei Fälle zur Anzeige gebracht. "Beides mal übergaben die Geschädigten mehrere Teppiche an die angeblichen Dienstleister und erhielten diese nicht zurück." Sein Teppich, sagt Rolf Ricker, sei nicht wertvoll gewesen. Er ist überzeugt, dass er ihn letztlich genau deshalb zurückbekommen hat.

    Angebliche Teppichreinigung hat falsche Adresse in Augsburg

    Über einen Monat war insgesamt vergangen, als ihn ein unbekannter Mann vorbeibrachte. Gegenüber Ricker stellte er sich als Teppichhändler aus Hochzoll vor. Der Teppich war gereinigt. 360 Euro standen für den 3 mal 2,50 Meter großen Teppich auf der Rechnung, auf die Ricker bereits am Telefon nachdrücklich bestanden hatte. An dem Preis hat der Augsburger nichts auszusetzen. Komisch aber findet er die Tatsache, dass sein Teppich plötzlich von einem Händler geliefert wurde, der seinen Namen nicht preisgeben wollte, der keine Visitenkarte dabei und die Rechnung unleserlich unterschrieben hatte. "Das ist alles seltsam", bewertet er den Vorgang." Schon allein, weil die Adresse falsch war.

    Ricker glaubt, dass die Abholer aufgrund seiner Drohung nasse Füße bekamen und auf den nicht so wertvollen Teppich lieber verzichteten. Inzwischen habe er viel über derartige Betrugsmaschen im Internet gelesen. Dabei sei auch der Name der angeblichen Reinigungsfirma gefallen, mit der er zu tun hatte.

    Seiner Partei-Kollegin Beate Schabert-Zeidler ist dieses Jahr auch etwas Merkwürdiges passiert. Die Stadträtin wollte bei sich daheim ein Wespennest entfernen lassen. Bei der Suche im Internet stieß sie auf einen Dienst. Man vereinbarte einen Termin, doch die Firma erschien nie. Dafür erhielt Schabert-Zeidler wenig später eine Rechnung über 200 Euro für einen Verdienstausfall. "Ich schrieb juristisch fundiert zurück, dass ich zur Polizei gehe, wenn die Rechnung nicht zerrissen wird", sagt die einstige Richterin. Danach habe sie nie mehr was gehört. Künftig, so Schabert-Zeidler, wende sie sich nur noch an Firmen aus der Region. Ricker wiederum rät, Anbieter vorab unter die Lupe nehmen.

    Augsburger Polizei warnt vor Bezahlung mit Vorkasse

    Auch die Polizei hat Tipps. Unter anderem soll man nur Handwerker in die Wohnung lassen, die selbst bestellt oder von der Hausverwaltung angekündigt wurden. Fremde aber nicht. An der Haustür sollte nie etwas gekauft oder unterschrieben werden. "Die angebotenen Gegenstände und Handwerkerleistungen sind meist nur geringwertig oder gar wertlos", meint Polizeisprecherin Enslin. Zudem warnt sie davor, per Vorkasse etwas zu bezahlen.

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