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Druckmaschinenhersteller: Firmen aus Los Angeles und Lübeck wollen Manroland kaufen

Druckmaschinenhersteller

Firmen aus Los Angeles und Lübeck wollen Manroland kaufen

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    Die Verhandlungen über einen Verkauf des insolventen Druckmaschinenherstellers Manroland stehen unmittelbar vor dem Abschluss.
    Die Verhandlungen über einen Verkauf des insolventen Druckmaschinenherstellers Manroland stehen unmittelbar vor dem Abschluss. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Augsburger Manroland-Werk steht vor der Rettung. „Wir haben inzwischen zwei Bieterkonzepte auf dem Tisch, die am kommenden Mittwoch dem Gläubigerbeirat zur Entscheidung vorgelegt werden", teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider mit.

    Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich dabei neben dem US-Investor Platinum Equity mit Sitz in Los Angeles um die deutsche Firmengruppe Possehl aus Lübeck , die in Augsburg bereits das Unternehmen Böwe Systec nach der Insolvenz gerettet hat.

    Die Possehl-Gruppe steht für mehr als 130 Gesellschaften mit über 8500 Beschäftigen. Das hanseatische Unternehmen wurde 1847 gegründet und sieht sich bewusst als Förderer „mittelständischen Unternehmertums“. Nach Informationen unserer Redaktion bietet Platinum Equity für alle drei Manroland-Werke in Augsburg, Offenbach und Plauen, während Possehl nur an dem Augsburger Standort interessiert ist.

    Fortbestand aller drei Standorte scheint gesichert

    Aufgrund des aktuellen Stands der Verhandlungen sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass ein Fortbestand der drei Unternehmensstandorte in Augsburg, Offenbach und Plauen durch einen Verkauf gesichert werden kann, sagte Schneider. Die Gespräche mit den einzelnen Bietern waren laut dem Insolvenzverwalter kompliziert und standen unter hohem Zeitdruck.

    „Ich gehe davon aus, dass wir am Mittwochnachmittag mit den Gläubigervertretern und  Banken eine Einigung erzielen werden", sagte Schneider. Im Anschluss könnten dann die letzten Vertragsdetails mit dem Käufer oder mit mehreren Interessenten ausgehandelt werden. Schneider verwies darauf, dass noch nicht feststehe, wie viele Arbeitsplätze nach einer Übernahme wegfallen. Insgesamt beschäftigt der Konzern etwa 6500 Mitarbeiter, davon rund 2400 in Augsburg.

    Zwei Unternehmen kämpfen um Manroland

    Der IG-Metall-Vorstand und Manroland-Aufsichtsrat Jürgen Kerner warnte indes davor, das Unternehmen nach der Allianz-Tochter ACP wieder in die Hände eines Finanzinvestors zu geben. „Ein industrieller Eigentümer wäre viel besser für Manroland“, sagte er unserer Zeitung.

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    Inzwischen kursieren in Belegschaftskreisen Gerüchte, wonach nach dem Konzept der amerikanischen Gesellschaft rein in den drei Werken nur rund 1700 Stellen übrig bleiben würden, wobei noch nicht feststeht, was dies für Augsburg bedeutet. Andererseits wird seit Wochen spekuliert, dass bei dem Einstieg von Possehl in Augsburg etwa 1200 bis 1400 Arbeitsplätze erhalten werden könnten.

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