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Augsburg: Drogen-Report: Das kriminelle Geschäft läuft in Augsburg trotz Corona weiter

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Drogen-Report: Das kriminelle Geschäft läuft in Augsburg trotz Corona weiter

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    Der Platz am Oberhauser Bahnhof gilt als Treff in der Süchtigenszene. Dort wird auch mit Drogen gehandelt.
    Der Platz am Oberhauser Bahnhof gilt als Treff in der Süchtigenszene. Dort wird auch mit Drogen gehandelt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Er wollte Augsburgs größter Drogendealer werden, davon waren die Ermittler überzeugt. Und phasenweise dürfte Richard S. (Name geändert) das auch geschafft haben. Als die Polizei ihn verhaftete, gelang den Beamten ein großer Schlag gegen die Drogenkriminalität in Augsburg; die Beamten hatten einen regelrechten Drogenring gesprengt, dessen Mitglieder teils auch die Drogenszene am Oberhauser Bahnhof mit Stoff versorgt haben sollen. Mehr als ein Dutzend Menschen kam ins Gefängnis, einer von ihnen erhielt eine Haftstrafe von neun Jahren, im Fall von Richard S. waren es vergangenes Jahr acht Jahre und vier Monate Haft. Doch auch ohne ihn und seine Abnehmer laufen die Drogengeschäfte in Augsburg weiter - und auch die Einschränkungen der Corona-Krise haben das kriminelle Handeln mit Betäubungsmitteln in der Stadt offenbar nicht größer gebremst.

    371 Fälle von Drogenhandel und -schmuggel hat die Polizei in der Stadt Augsburg im vergangenen Jahr aufgedeckt. Das sind 40 solcher Delikte weniger als im Vorjahr, aber ein großer Rückgang ist das nicht. In den meisten Fällen (200) ging es dabei um Cannabis, gefolgt von aufputschenden Amphetaminen (60 Fälle) und Heroin (39). Seltener notierten die Beamten Drogenhandel mit Kokain (13 Fälle). Dass die Drogen wirklich so weit verbreitet sind, wie immer wieder gemutmaßt wird, geben die Zahlen der Polizei also nicht her.

    Drogenhandel in Augsburg: Zahlen gehen trotz Corona nur leicht zurück

    Der Kriminalpolizei geht es vor allem darum, die größeren Händler zu erwischen - sowie jene, die die Drogen nach Augsburg transportieren. Einfacher ist das in den vergangenen Jahren nicht geworden, trotz Ermittlungserfolgen wie im Fall des Großdealers Richard S. Bestellungen werden heute vielfach übers Internet abgewickelt, etwa im sogenannten Darknet, in dem man als Nutzer weitgehend anonym agieren kann. Geliefert werden die Drogen teils ganz banal per Post. Besonders im Blick hat die Polizei einige Schwerpunkte in der Stadt, etwa den Königsplatz und den Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhof: Treffpunkte der Süchtigenszene, an denen auch mit Drogen gehandelt wird.

    Die Zahl der Rauschgiftdelikte selbst ist in der Stadt im vergangenen Jahr laut Statistik sogar etwas gestiegen; große Aussagen lassen sich daraus aber nicht ableiten. Wie viele Straftaten dieser Art die Ermittler erfassen, hängt schlicht maßgeblich davon ab, wie oft sie Schwerpunkte und verdächtige Personen kontrollieren. Kontrollieren sie viel, geht die Zahl nach oben; haben sie die bekannten Plätze weniger intensiv im Blick, geht sie nach unten.

    Deutlich weniger Drogentote in Augsburg als noch vor ein paar Jahren

    Vergleichsweise niedrig ist 2020 die Zahl der sogenannten Drogentoten in der Region geblieben. Damit sind Menschen gemeint, die in Folge ihres Drogenkonsums gestorben sind. 24 solcher Todesfälle gab es im vergangenen Jahr im Bereich des Augsburger Polizeipräsidiums, das neben Stadt und Landkreis Augsburg auch die Landkreise Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries umfasst, genau so viele wie im Vorjahr. Elf Menschen starben im Augsburger Stadtgebiet an den Folgen ihres Drogenkonsums; das sind eher wenige im Vergleich zu Vorjahren. 2018 waren es etwa 23 gewesen. Bereits voriges Jahr hatte sich abgezeichnet, dass der Trend, dass in Augsburg besonders viele Menschen an Drogen sterben, gestoppt scheint.

    Nach Erkenntnissen der Polizei liegen bei den Menschen, die als Drogentote gelten, häufig sogenannte Mischintoxikationen vor. Das heißt, dass Suchterkrankte mehrere Drogen durcheinandernehmen, was ihr oft ohnehin geschwächter Körper dann nicht mehr verkraftet. 2016 hatte es im Bereich des Augsburger Polizeipräsidiums noch 42 Rauschgift-Todesfälle gegeben, damals der höchste Stand seit 1998. Von diesen Tendenzen scheint man nun immerhin ein ganzes Stück weggekommen zu sein. Die Polizei führte die damalige Entwicklung auf den vermehrten Konsum sogenannter Kräutermischungen zurück: synthetisch hergestellte Drogen, die harmlos klingen, aber einen für Konsumenten nur schwer einschätzbaren Effekt haben. Eine ganz so große Rolle wie noch vor einigen Jahren scheinen diese Betäubungsmittel, die auch als "Neue psychoaktive Substanzen" bezeichnet werden, bei den Todesfällen im Drogenmilieu in Augsburg nicht mehr zu spielen. Laut Polizei ist Heroin nach wie vor die häufigste Drogenart im Zusammenhang mit Drogen-Todesfällen.

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