Dass ein Oberbürgermeister und ein Bildungsreferent mit großen Hämmern gegen eine Tür donnern, ist ungewöhnlich – und könnte als Sachbeschädigung gelten. Doch die Aktion, die von zahlreichen Augenzeugen beobachtet wurde, bleibt ohne Konsequenzen. OB Kurt Gribl und Referent Hermann Köhler läuteten damit den mit Schülerdarbietungen angereicherten Start der Generalsanierung in der Löweneck-Schule ein.
Auch wenn die Tür trotz des kraftvollen Gehämmers in den Angeln blieb: Die Instandsetzung der weitläufigen, im Kern 116 Jahre alten Grund- und Mittelschule ist aus Sicht der Stadt unabdingbar und wird nach jetzigem Stand 16 Millionen Euro kosten – plus weitere 400000 Euro für die Ausstattung. Da das Projekt Teil des Programms „300 Millionen Euro für unsere Schulen“ ist, fließen hohe Zuschüsse vom Freistaat – voraussichtlich rund acht Millionen.
Räume der Löweneck-Schule wegen Einsturzgefahr gesperrt
Von außen sieht man der Bildungsstätte ihr Alter gar nicht an. Doch im Inneren machten sich zunehmend „Zipperlein“ bemerkbar: So durften bereits seit 2015 zwei Räume über der Turnhalle wegen Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden.
Letztlich kam der Schulfamilie bei ihrem Wunsch nach Verbesserungen ein Schwelbrand in einem Sicherungskasten zu Hilfe. Dieser war der Auslöser, dass die Löweneck-Schule genauer unter die Lupe genommen wurde. So trat neben den Statikproblemen ein Defekt nach dem anderen zutage, sodass die Sanierungssumme eine beachtliche Höhe erreicht hat.
Aufgrund der Größe des Vorhabens teilen sich mit Roman Adrianowytsch und Alen Jasarevic zwei Architekten die Instandsetzung des aus mehreren Trakten bestehenden Gebäudes. Zum umfangreichen Paket zählen Sicherheitsmaßnahmen – etwas bei der Statik und beim Brandschutz. Fenster und Fassaden werden erneuert beziehungsweise saniert. Mit einem Aufzug soll die komplette Schule barrierefrei erschlossen werden. Heizung und Toiletten stehen ebenfalls auf der Liste. Die Ankündigung, dass es Akustikdecken geben werde, löst insbesondere bei den Lehrkräften Jubel aus. Modernisiert werden auch die Fachräume und Klassenzimmer, in denen aktuell 470 Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen 1 bis 9 unterrichtet werden. Lerninseln und eine Aufwertung des Untergeschosses (unter anderem mit Lichtgräben) sollen die Schule für die Anforderungen des modernen Lehrplans und der Ganztagesbetreuung rüsten.
Architekten wollen Besonderheiten von früher hervorheben
Mit unterschiedlichen Farben in den einzelnen Stockwerken möchten die Architekten die Orientierung in dem riesigen Gebäude verbessern. Gleichzeitig wollen sie architektonische Besonderheiten früherer Zeiten stärker hervorheben, etwa bei den Fenstern oder den bis zu 100 Meter langen Fluren.
Die Handwerker haben jetzt im Westtrakt mit den Arbeiten begonnen, in den nächsten beiden Jahren wird der große Mittelteil saniert, bevor anschließend der Osttrakt an die Reihe kommt. Der Zeitplan sieht vor, dass das 16-Millionen-Euro-Projekt zum Schulstart im September 2024 abgeschlossen ist.
Löweneck-Schüler sollten teilweise ins Anna-Gymnasium umziehen
Rektorin Britta Siemer hatte gehofft, dass die Generalsanierung etwas schneller vonstattengeht. Denn den Schülern und Lehrern stehen viereinhalb Jahren Lernen und Arbeiten auf einer Baustelle inklusive mehrfachen Umzügen und Unterricht im Keller bevor. Auch der Versammlungsraum, in dem die Gäste anlässlich des Sanierungsstarts zusammenkamen, wird in zwei Klassenzimmer umfunktioniert. Im vergangenen Jahr war deshalb die Idee aufgekommen, die komplette Grundschule mit acht Klassen während der Sanierungsphase ins Gymnasium bei St. Anna auszulagern – und damit auch die Bauzeit zu verkürzen. Das Vorhaben platzte jedoch, weil das Gymnasium die Aufnahme der Grundschüler an bauliche Veränderungen knüpfte, die für die Stadt finanziell nicht zu leisten gewesen wären.
In Oberhausen sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von Schulen saniert beziehungsweise erweitert worden. Erst vor Kurzem wurde die neue Mensa an der Werner-Egk-Grundschule in Betrieb genommen – dort steht ebenfalls eine Generalsanierung an. Die Arbeiten an der Löweneck-Schule wiederum führten am Förderzentrum Martinschulde zu baulichen Aktivitäten. Bislang waren einige Klassen der Förderschule im Löweneck-Gebäude untergebracht. Seit diesem Schuljahr beherbergt die Martinschule diese selbst. Dafür wurde die obere Turnhalle in Klassenzimmer umgewandelt.
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