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Augsburg: Die Angst vor dem Wasser überwinden: In diesem Kurs lernen Erwachsene schwimmen

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Die Angst vor dem Wasser überwinden: In diesem Kurs lernen Erwachsene schwimmen

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    Die DLRG Augsburg bringt im Spickelbad Erwachsenen das Schwimmen bei.
    Die DLRG Augsburg bringt im Spickelbad Erwachsenen das Schwimmen bei. Foto: Fridtjof Atterdal

    Schwimmen ist eine Basisfertigkeit, die man von den Eltern, im Schwimmkurs oder spätestens in der Schule lernt. So weit die verbreitete Ansicht. Bei Monika Barth war das anders. In ihrer Heimat Rumänien könne kaum jemand schwimmen, erzählt sie. Ihre Eltern konnten es nicht, und auch ihre Großeltern waren Nichtschwimmer. Als sie als Schülerin nach Deutschland kam, hatte sie vor allem Angst vor Wasser. Und so blieb es auch bis jetzt. "Ich habe in meinem Leben vieles geschafft - und jetzt ist das Schwimmen dran", sagt die Mutter selbstbewusst und wirft dem 25-Meter Becken des Augsburger Spickelbades einen respektvollen Blick zu.

    Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft Augsburg (DLRG) veranstaltet in dem Bad regelmäßig Kurse für erwachsene Nichtschwimmer. Mehrmals im Jahr treffen sich hier Menschen aus den unterschiedlichsten Hintergründen und Berufen, die eines gemeinsam haben: Sie wollen endlich schwimmen lernen. An zehn Abenden solle aus einer oft tief sitzenden Angst, wenn auch keine Liebe, so zumindest eine Vertrautheit entstehen, sagt Organisatorin Doris Lippmann.

    Schwimmkurse in Augsburg: Nicht drängen, aber fordern

    "Schon das Gesicht ins Wasser zu stecken ist für viele Nichtschwimmer ein riesige Überwindung", weiß DLRG-Schwimmausbilderin Yvonne Thummerer. "Wir drängen hier niemanden, etwas zu tun, was er oder sie nicht möchte - aber wir fordern unsere Teilnehmer", betont sie. Es ist der fünfte von zehn Kursabenden, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind längst über das Thema "Wasser kennenlernen" hinweg. Geduldig ziehen sie im Nichtschwimmerbecken ihre Bahnen, einige mit Schwimmnudeln, andere schon ohne Hilfsmittel. "Es ist völlig unterschiedlich, was jeder Teilnehmer mitbringt", sagt ihr Kollege Andreas Adomat. "Manche haben rudimentäre Erfahrungen, andere haben sich noch nie ins Wasser getraut. Wer Sportler ist, bringt oft eine gute Körperspannung mit, die auch im Wasser hilft", weiß er. Doch am Ende des Kurses sollen alle mindestens auf Seepferdchen-Niveau schwimmen können. "Besser ist natürlich das Schwimmabzeichen in Bronze, das durchaus einige schaffen", so der Schwimmtrainer.

    Die Trainer achten darauf, die Nichtschwimmer zu fordern, ohne sich zu überfordern.
    Die Trainer achten darauf, die Nichtschwimmer zu fordern, ohne sich zu überfordern. Foto: Fridtjof Atterdal

    Die Kinder von Monika Barth hätten schon mit vier Jahren einen Schwimmkurs gemacht und danach fleißig mit dem Papa geübt, berichtet die 42-Jährige. Sie selbst war über Jahre nicht ins Wasser zu bekommen. "Mein Mann wollte mir im Urlaub am Meer zeigen, dass es nicht gefährlich ist", erinnert sie sich. Eine Welle später gab es Tränen und noch mehr Angst vor dem nassen Element.

    Im Hallenbad gibt es keine Tränen, dafür jede Menge Mut und Selbstüberwindung. Heute geht es ins Sportbecken, drei der Teilnehmerinnen wagen sich ins tiefe Wasser, unter ihnen Monika Barth. Gemeinsam mit ihren Trainern steigen sie auf der Nichtschwimmerseite ein - und dann geht es los - Brustschwimmen. Obwohl man sieht, dass das tiefe Wasser noch immer leichte Beklemmungen auslöst, schwimmen alle drei Zug um Zug die komplette Bahn. Und sind am Ende ziemlich stolz - immerhin war das bereits Seepferdchen-Niveau.

    Jedes zweite Kind kann nicht richtig schwimmen

    Genaue Zahlen, wie viele Erwachsene in Deutschland nicht schwimmen können, gebe es nicht, heißt es von der DLRG. Man gehe davon aus, dass sich nur die wenigsten Erwachsenen outen. In einer Erhebung aus dem Jahr 2017 hätten sich zwölf Prozent der Erwachsenen als schlechte Schwimmer oder Nichtschwimmer bekannt, so die DLRG.

    Recht genau weiß man, wie es bei den Kindern aussieht - und diese Zahlen sind nicht gut. Rund 59 Prozent der Zehnjährigen könnten nicht oder nicht gut schwimmen, hat die oben genannte Erhebung ergeben. Nach der langen Corona-Pause dürften die Zahlen jetzt noch verheerender sein, vermutet Doris Lippmann. "Und es ist nicht zu erwarten, dass alle diese Kinder noch schwimmen lernen", betont sie. Jeder Zweite sei zumindest kein sicherer Schwimmer und damit in Gefahr, schnell in Notlagen zu geraten.

    Vertrauen ist eine wichtige Grundlage, damit sich Erwachsene aufs Wasser einlassen. DLRG-Trainer Andreas Adomat fördert seine Schützlinge individuell.
    Vertrauen ist eine wichtige Grundlage, damit sich Erwachsene aufs Wasser einlassen. DLRG-Trainer Andreas Adomat fördert seine Schützlinge individuell. Foto: Fridtjof Atterdal

    Für Monika Barth war es jetzt an der Zeit, den Schritt ins Wasser zu tun. Auch, weil sie es leid war, im Urlaub immer am Rand zu sitzen. "Es ist auch kein schönes Gefühl zu wissen, dass man nicht helfen könnte, wenn einem Kind im Wasser etwas zustößt", sagt sie. Nach ihrem Kurs wird das anders sein.

    Momentan könnten die Kurse trotz der 2G-plus-Corona-Beschränkungen durchgeführt werden, betont Organisatorin Lippmann. Die Teilnehmer machen vor Ort unter Aufsicht einen Schnelltest, was für die ehrenamtlichen Helfer der DLRG einen großen organisatorischen Aufwand bedeutet. Man tue alles, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Kurs nicht unterbrechen müssen - denn eine monatelange Pause sei das Letzte, was ein Nichtschwimmer gebrauchen könnte, ist sie überzeugt.

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