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Der Wertach auf der Spur

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Der Wertach auf der Spur

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    Wer die Localbahnbrücke erreicht hat, hat es nicht mehr weit bis zur Kulper-Hütte. Im Sommer ein beliebter Biergarten, im Winter ebenfalls Ziel vieler Spaziergänge, da die urige Stube dann auch bewirtet ist.
    Wer die Localbahnbrücke erreicht hat, hat es nicht mehr weit bis zur Kulper-Hütte. Im Sommer ein beliebter Biergarten, im Winter ebenfalls Ziel vieler Spaziergänge, da die urige Stube dann auch bewirtet ist.

    Wer es genauer mag. Das sind die Koordinaten für den Startpunkt: 48 21' 54''N 10 52' 43''E. Hier steigen wir also in den Spaziergang längs der Wertach ein. Mit einer Tram-Haltestelle in der Brückenmitte ist diese Tour auch optimal für diejenigen geeignet, die das Auto lieber zu Hause lassen wollen. Am besten läuft man zuerst rechts der

    Spielende Kinder und viele Rastmöglichkeiten beweisen eines: Die Augsburger haben ein neues Naherholungsgebiet mit Leben gefüllt. Wertach vital heißt das Zauberwort: Viel Geld wurde verbaut, um ein zweites Jahrhunderthochwasser zu verhindern. Die Wertach hat ein Facelifting bekommen. Der Fluss soll sich nicht noch tiefer in den Untergrund graben können, sondern sich nach dem Vorbild der ursprünglichen Wertach wieder naturnäher entwickeln können. Es macht Spaß, hier zu spazieren. Kleingärten, Fluss und Grünanlagen bestimmen das Bild. Die schwache Herbstsonne glitzert auf dem Wasser. Ein junges Liebespaar steht auf einem Stein im Fluss und hat küssend die Realität vergessen. Leise begleiten einen noch die Glocken der Herz-Jesu-Kirche. Man ahnt das Rosenaustadion hinter den Bäumen, denkt an denkwürdige Spiele und wird vom wütenden Bellen einer ganzen Meute aus seinen Träumen gerissen. Ein Wolfsrudel in Pfersee? Von wegen. Huskys, 'ne ganze Menge. Doch die sind weit weg. Man hört sie nur. "In dem Kraftwerk gibt es eine Zucht", weiß Gundula Schaible-Kunert. Mit ihrem Mischlingshund Bärli geht die Augsburgerin oft und gerne an der Wertach entlang. Sie kennt sich prima aus. Bärli kümmert sich gar nicht mehr um das Gejaule der wilden Kollegen.

    Ab der Localbahnbrücke erleben wir eine ganz andere Seite Augsburgs. Eine schier endlose Reihe von Schrebergärten wird, zuerst auf einem leider asphaltierten Weg, absolviert. Einige Besitzer werkeln in den Parzellen. Die Deutschlandfahne flattert. Nun ist Zeit, in ein kluges Buch zu schauen und sich über die Wertach schlauzumachen. Der Name kommt von der lateinischen Form Virdo (oder Virda), der möglicherweise keltischen Ursprungs ist. Er bedeutet, sagen Sprachforscher, "kräftig" oder "schnell". Das war die Wertach mal. Nun fließt sie brav dahin. Und das Grün des Wassers (der lateinische Name für Grün ist "viridis" und könnte auch Namenspate sein) ist nur zu erahnen.

    Der Wendepunkt ist erreicht: das Ackermann-Wehr. Von hier ging damals die Hochwasser-Katastrophe aus und halb Pfersee unter. Nichts erinnert an den historischen Kampf gegen die Wassermassen von 1999. Das Wehr ist neu, die Konturen der romantischen Wellenburger Allee tauchen aus dem Herbstdunst auf. Östlich der Wertach sieht man die moderne katholische Erlöserkirche. An der Wertachbrücke findet man auch eine Jakobus-Informationstafel. Wer hier weitergeht, hat die Möglichkeit, den Jakobsweg in Bayerisch-Schwaben zu laufen. Entweder über die Route über Türkheim oder via Wellenburger Allee nach Oberschönenfeld.

    So weit wollen wir aber nicht, die frische Luft und die langsam auftauchende schöne Herbstsonne zaubern eine herrliche Müdigkeit herbei. Wir drehen um, nun erwartet uns der urigste und schönste Teil der Wegstrecke: Links fließt langsam und fast träge die Wertach, rechts dichter Wald. Überall buntes Herbstlaub. Vermodernde Bäume. Von Stadt keine Spur. Gefühlter urbaner Urwald. Man vermutet eher Allgäu. Urlaubsstimmung. Kein Radler mehr zu sehen. Der Wald gehört uns. Nur Bärli bellt. Jetzt, wo die Meute weit weg ist. Der Angsthase.

    Irgendwie hat man das Gefühl, man hört den Wald rauschen. Nicht sinnbildlich. Sondern richtig. Der Blick auf die immer näher rückende Brücke, auf der die B 17 verläuft, macht klar: Das verzaubernde Brummen kommt gar nicht aus dem Wald. Es wird immer lauter. Schade.

    Urige Stube mit Holzofen

    Nun sind es nur noch wenige Minuten bis zur bekannten Kulper-Hütte. Uralte Ski an der Tür, ein Hirschgeweih versetzen einen gleich wieder in gute Stimmung. Sonnensitze locken oder bei schlechtem Wetter die urige Stube mit Holzofen. Und das einzige WC in der Umgebung. Der Kuchen ist spitzenmäßig und der Milchkaffee hat eine Fan-Gemeinde. Regelmäßig gibt's Live-Musik. Die Hütte ist täglich geöffnet. Bei Schlechtwetter ist montags Ruhetag.

    "Mehr über die Kulper-Hütte online unter www.kulperhuette.de.

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