Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Debatte: Unesco-Welterbe: Wie Augsburg den Titel mit Leben erfüllen kann

Debatte

Unesco-Welterbe: Wie Augsburg den Titel mit Leben erfüllen kann

Nicole Prestle
    • |
    Der Hochablass ist eines der wichtigsten Augsburger Wasserbauwerke. Mehrfach wurde er in seiner Geschichte zerstört, mehrfach wieder aufgebaut. Drei Schleusenwärter arbeiten hier.
    Der Hochablass ist eines der wichtigsten Augsburger Wasserbauwerke. Mehrfach wurde er in seiner Geschichte zerstört, mehrfach wieder aufgebaut. Drei Schleusenwärter arbeiten hier. Foto: Bernd Hohlen

    Kaum einer hatte am Ende noch daran gezweifelt, dass Augsburg es schaffen würde. Zu viele Experten hatten der Stadt bestätigt, wie besonders ihre Bewerbung zum Unesco-Welterbe sei. Wie wahr das ist, zeigte sich im Rahmen der Sitzung: Während über andere Nominierungsvorschläge teils über eine Stunde lang diskutiert wurde, war Augsburg in gut zehn Minuten durch. Es gab nur drei lobende Wortmeldungen - aus China, Tunesien und dem Gastgeberland Aserbaidschan.

    Die nachhaltige Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser ist kein Thema aus der Vergangenheit, auch wenn die Augsburger Bewerbung viele Reminiszenzen an frühere Zeiten enthält. Rund 2,1 Milliarden Menschen weltweit haben nach einem Bericht von Unicef aktuell keinen Zugang zu sauberem Wasser, 884 Millionen Menschen mangelt es selbst an der nötigen Grundversorgung. Bis 2050 könnte laut UN die halbe Weltbevölkerung vom Mangel an sauberem Wasser betroffen sein. Auch vor diesem Hintergrund stieß das Wassermanagement-System der Stadt bei der Unesco wohl auf so großes Wohlwollen.

    Welterbestätten haben auch einen Auftrag

    Augsburg hat es über Jahrhunderte geschafft, seine Bürger mit dieser wichtigen Ressource zu versorgen, als eine der ersten Städte Europas trennte sich sauberes Quellwasser von weniger reinem Flusswasser. Dieses System könnte in Zukunft weltweit impulsgebend sein für Staaten, die mit der Trinkwasserversorgung nach wie vor Probleme haben. Dies zu vermitteln, wird eine wichtige Aufgabe der neuen Welterbestätte Augsburg sein. Denn die Unesco verbindet mit der Aufnahme in die Liste auch einen Bildungsauftrag. Dies bedeutet einerseits, dass die Stadt Touristen erklären muss, wie das Wassermanagement hier vor Jahrhunderten aussah. Es bedeutet aber auch, dass sie künftig ein Ort sein könnte, an dem sich Experten aus aller Welt mit dem Wassermanagement der Zukunft beschäftigen.

    Icon Galerie
    22 Bilder
    Kraftwerke, Brunnen und Lechkanäle verhalfen Augsburg einst zum Aufschwung. Dieses Zusammenspiel macht Augsburg zum Unesco-Welterbe.

    Es mag ungewohnt klingen, doch als Welterbestätte wird die Stadt Augsburg künftig stärker im internationalen Fokus stehen. Sie kann und sollte das für sich nutzen. Dafür muss sie sich weltweit vernetzen - mit anderen Welterbestätten, in denen Wasser eine Rolle spielt, aber auch mit Wissenschaftlern, die sich mit der Wasserversorgung beschäftigen. Das alles wird und muss nicht sofort geschehen, die Stadtregierung kann sich Zeit nehmen, um einen guten Plan auszuarbeiten. Sie sollte aber groß denken und dieses Thema auch wissenschaftlich-intellektuell angehen.

    Und was ist mit den Augsburgern selbst? Auch sie sollen vom Titel profitieren. Die Stadtregierung hat daran gedacht, sie will die Unesco-Auszeichnung erst einmal mit den Bürgern feiern. Am Samstag, 20. Juli, ist ein Wasserfest geplant, viele Welterbe-Denkmäler werden dann geöffnet haben, es gibt ein Programm mit Überraschungen. Kulturreferent Thomas Weitzel spielt mit dem Gedanken, dieses fest in den jährlichen Veranstaltungskalender der Stadt aufzunehmen. Eine gute Idee, denn bei allem Ernst des Themas - es kann und darf auch sinnlich und mit Spaß vermittelt werden.

    Quiz: Wie viel wissen Sie über die Wasserstadt Augsburg?

    Ein weiterer Auftrag der Unesco muss der Stadt derzeit wenig Sorgen machen: Was den Schutz der Wasserdenkmäler betrifft, ist sie gut aufgestellt. Die Sanierung der Wassertürme am Roten Tor, ein Herzstück der Augsburger Bewerbung, wurde vor fünf Jahren abgeschlossen, 4,7 Millionen Euro wurden verbaut. Was als nächstes ansteht, ist die Sanierung des Kastenturms, der ebenfalls am Roten Tor steht. Aktuell wird das Gebäude vermessen, um Grundlagen für die Sanierung zu haben. Augsburg kann als Welterbestätte für dieses Projekt nun eventuell neue Fördertöpfe anzapfen.

    Das Wasser ist bereits durch Auflage geschützt

    Die Bachläufe im Stadtwald sind schon durch die strengen Auflagen des Trinkwasserschutzes "sicher". Hier wird sich durch die Ernennung zum Welterbe wenig ändern. Allerdings: Die Zonen entlang der Bäche und Flüsse gehören ab sofort zur Kernzone des Unesco-Welterbes. Der Internationale Denkmalrat Icomos muss deshalb künftig zu Rate gezogen werden, wenn gravierende Änderungen wie zum Beispiel eine Bebauung oder ein neues Kraftwerk Thema werden. Vielen Augsburgern dürfte das gefallen: Sie haben sich zuletzt immer wieder gegen solche Projekte gewehrt - man denke an die Pläne für ein Eon-Kraftwerk oder die geplatzte Stadtwerke-Fusion.

    Im städtischen Haushalt sind für Welterbe-Themen im nächsten Jahr 250.000 Euro vorgesehen. Dieses Geld wird wohl erst einmal in Maßnahmen fließen, die Bürgern und Touristen gleichermaßen zugute kommen. Kulturreferent Weitzel möchte das Geld in ein besseres Wegeleitsystem zu Augsburgs Sehenswürdigkeiten investieren, er denkt außerdem an Bildungsprogramme für Augsburger Schüler wie für Besucher.

    Die neue Welterbestätte wird sich nun Schritt für Schritt an diesen Status herantasten müssen. Nur so lässt sich herausfinden, wie diese Auszeichnung mit Leben erfüllt werden kann.

    Lesen Sie dazu auch diese Artikel: Augsburg ist Unesco-Welterbe und Deutsche Unesco-Chefin: Was Augsburg würdig für das Welterbe macht

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden