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Debatte: Sind Corona-Modellprojekte für Augsburg ein Weg zurück zur Normalität?

Debatte

Sind Corona-Modellprojekte für Augsburg ein Weg zurück zur Normalität?

Jörg Heinzle
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    Auch in Augsburg wird über Lockerungen diskutiert - andererseits steigen die Infektionszahlen gerade stark an.
    Auch in Augsburg wird über Lockerungen diskutiert - andererseits steigen die Infektionszahlen gerade stark an. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Reaktionen sind unterschiedlich. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hatte in dieser Woche angekündigt, Augsburg wolle Corona-Modellstadt werden - mit einem ähnlichen Konzept wie das baden-württembergische Tübingen. Kurz zusammengefasst geht es um das Konzept: mehr Tests, dafür auch mehr Öffnungen. Wer bestimmte Angebote nutzen will, etwa ein Café besuchen oder ins Kino gehen, der muss einen tagesaktuellen negativen Corona-Test vorweisen können. Bundesweit löst Tübingen mit seinem Modellversuch großes Aufsehen aus, weil es eine Sehnsucht bedient: Endlich wieder ein bisschen Normalität. Auf der anderen Seite steht aber die ebenfalls berechtigte Frage: Wie viel Normalität lässt das Virus gegenwärtig überhaupt zu?

    In Augsburg wird es erst einmal kein "Tübinger Modell" geben. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, Großstädte wie München, Nürnberg oder Augsburg halte er nicht für geeignet. Kleinere Städte sollen nun "Modellstädte" werden. Da ist schon etwas dran: Geht die Rechnung bei einem Modellversuch nämlich nicht auf, dann wirkt sich das bei größeren Städten massiver aus. Gehen die Infektionszahlen stark nach oben, sind es in Großstädten in absoluten Zahlen deutlich mehr Infizierte – und mehr Menschen mit schweren Verläufen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.

    Corona in Augsburg: Es wird Monate dauern, bis genug Menschen geimpft sind

    Es ist richtig, sich in diesen Tagen Gedanken zu machen, welche Maßnahmen man ergreifen kann, um trotz des Coronavirus Öffnungen zu ermöglichen. Denn es wird wohl noch Monate dauern, bis genug Menschen geimpft sind und die Pandemie damit hoffentlich gebremst werden kann. Die Kommunen und Landkreise können nichts dafür, dass die Impfkampagne schleppend läuft. Sie müssen vor allem die Konsequenzen tragen. Man muss sich aber auch auf kommunaler Ebene der Realität stellen - und sich fragen: Ist genau jetzt, da die dritte Welle bundesweit massiv an Fahrt aufnimmt, der richtige Moment für Öffnungen? Viele sind ausgelaugt und müde nach einem Jahr Pandemie, manche Branchen stehen wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. Auch Oberbürgermeisterin Eva Weber hat bemerkenswert offen ausgesprochen, wie sehr sie die Situation "schlauche".

    Aber: Wichtig ist es wohl dennoch, noch einige Wochen abzuwarten und zu beobachten, wie sich die Situation entwickelt. Kritiker der Corona-Maßnahmen verweisen oft darauf, man müsse die Situation in den Krankenhäusern anschauen. Das sei wichtiger als die Inzidenzwerte. Das Problem ist nur: Zunächst steigen die Infektionen, und erst dann, mit Verzögerung, steigen auch die Patientenzahlen. Keiner weiß, wie die Lage in wenigen Wochen genau sein wird. Nach einer schnellen Entspannung sieht es leider nicht aus, eher nach dem Gegenteil. Dennoch ist es richtig, dass man sich bei der Stadt Gedanken über Öffnungskonzepte macht. Auch kleinere Modellversuche sind es wert, ausprobiert zu werden, wenn die Zeit dafür reif ist. Etwa die Öffnung von Jugendhäusern verbunden mit einem Test - oder zumindest einzelne Kulturveranstaltungen. Hier kann man Erfahrungen sammeln für weitere Schritte.

    Die Lage an den Schulen in Augsburg muss in den Fokus gerückt werden

    Noch wichtiger ist es, dass die Stadt die Osterferien nutzt, um sich intensiv über die Lage an den Schulen Gedanken zu machen. Es zeigt sich immer mehr, dass die dritte Welle sich gerade unter Kindern und Jugendlichen stark ausbreitet - und von dort auch in die Elterngeneration. Die Schulen sind ein Ort, an dem diese Infektionen stattfinden. Auch wenn der Freistaat in Sachen Schulen im Wesentlichen das Sagen hat, müssen Lösungen gesucht werden – etwa für die Frage, wie Schnelltests sinnvoll eingesetzt werden können.

    Oder zur Frage, wie man das Impfen der Lehrkräfte noch zielgenauer ausrichten kann. Zuletzt hat die Stadt schon Impftermine für Kita- und Grundschulpersonal im Impfzentrum organisiert. Da sich abzeichnet, dass nach den Osterferien erst einmal nur Abschlussklassen in Präsenz unterrichtet werden, könnte man auch darüber nachdenken, gezielt jene Lehrer zu impfen, die hier zum Einsatz kommen. Auch im Schulbereich sind Modellprojekte denkbar - wenn es die Lage zulässt. Es ist gut, dass die Stadt etwa ein Projekt mit Gurgeltests anstoßen will.

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