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Debatte: Lärm, Müll & Co.: Augsburg muss Probleme in Parks anpacken

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Lärm, Müll & Co.: Augsburg muss Probleme in Parks anpacken

Jörg Heinzle
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    Nach einem Streit unter Jugendlichen und jungen Männern im Reese-Park, der auch mit einem Messer ausgetragen wurde, war die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz.
    Nach einem Streit unter Jugendlichen und jungen Männern im Reese-Park, der auch mit einem Messer ausgetragen wurde, war die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz. Foto: Peter Fastl

    Es braut sich schon länger etwas zusammen in diversen Parks und Grünanlagen in Augsburg. Die Auseinandersetzung unter Jugendlichen und jungen Männern im Reese-Park hat darauf ein Schlaglicht geworfen. Zwei Jugendliche wurden mit einem Messer verletzt, ein erst 14-jähriger Junge erlitt ebenfalls leichte Verletzungen. Noch hat sich die Polizei nicht dazu geäußert, ob es um einen Konflikt zwischen zwei Jugendgruppen geht, oder ob es eher ein konkreter privater Streit einiger junger Männer war – momentan sieht es wohl eher nach Letzterem aus.

    Jugendliche nutzen Parks in Corona-Zeiten, um sich zu treffen

    Das ist allerdings auch nicht so entscheidend. Denn die Probleme in den Parks haben in den allermeisten Fällen nichts mit schwererer Kriminalität zu tun. Aus Polizeisicht geht es eher um Kleinigkeiten – um Lärm, Dreck, Müll sowie mitunter Drogendelikte und Vandalismus. Deshalb gilt der Reese-Park für die Polizei auch nicht als ein Brennpunkt. Auch Streetworker betonen, es gehe den Jugendlichen vor allem darum, sich zu treffen. Das ist nachvollziehbar. Gerade in Corona-Zeiten, in denen Klubs und Diskotheken seit bald einem Jahr geschlossen haben, auch die Arbeit in den Jugendzentren und in Vereinen ist massiv eingeschränkt.

    Es ist was dran, wenn man die Frage stellt: Wo, wenn nicht im öffentlichen Raum, können Jugendliche sich im Moment überhaupt noch treffen? Anhänger eines ganz strikten Corona-Kurses mögen einwenden, die Jugendlichen sollten einfach zuhause bleiben und für die Schule lernen. Doch ist das realistisch? Ist es nicht nachvollziehbar, dass es sie nach draußen zieht? Und ist es nicht auch unter Pandemie-Aspekten besser, sich im Freien zu treffen, als in größeren Gruppen irgendwo drinnen zu sitzen?

    Viele Augsburger fühlen sich in den Grünanlagen nicht mehr wohl

    Schönreden sollte man sich die Situation dennoch nicht. Es gibt ein Recht, sich draußen aufzuhalten und Plätze und Parks zu nutzen. Es gibt allerdings kein Recht darauf, sich daneben zu benehmen – im Zweifel auch auf Kosten anderer. In den Parks geht es auf Kosten jener, die Ruhe, Entspannung und ein Stück Natur in der Großstadt suchen. Und es geht auf Kosten von Kindern, die beim Spielen in Scherben fassen oder sich gar nicht erst auf den Spielplatz trauen, weil ihn größere Jugendgruppen für sich vereinnahmen. Anwohner von Reese- und Sheridan-Park schildern, dass sie sich mitunter unwohl fühlen und lieber gehen. Ein Anwohner im Sheridan-Areal berichtet, es gebe regelmäßig größere Partys, auch mit hartem Alkohol – und mit Müll als Hinterlassenschaft.

    In erster Linie ist das, was man in den Parks sehen kann, ein Problem, das die ganze Gesellschaft betrifft: Es fehlt an Achtung und Respekt. Es fehlt an Rücksicht – und in vielen Fällen schlicht an Erziehung. Das können Stadt und Polizei nur schwer ausgleichen. Deshalb aber aufzugeben und die Dinge einfach laufen zu lassen, wäre dennoch falsch. Die Parks wurden auch mit viel Geld zu Schmuckstücken gestaltet. Sie sollen Ort für alle Augsburger sein. Und das gilt es auch durchzusetzen. Die Polizei und der städtische Ordnungsdienst müssen Präsenz zeigen, kontrollieren und im Zweifel auch Bußgelder verhängen.

    Um die Regeln durchsetzen zu können, muss der Ordnungsdienst aufgestockt werden

    In der Corona-Krise haben sie gezeigt, dass sie dazu in der Lage sind, Regeln durchzusetzen. Der Ordnungsdienst der Stadt besteht inzwischen aus 31 Personen. Und er wird, soll er seinen Aufgaben gerecht werden, weiter wachsen müssen. Die Stadt hat zuletzt viele neue Stellen geschaffen – und einiges muss auch hinterfragt werden. Beim Ordnungsdienst sind sie allerdings gut aufgehoben. Denn er trägt unmittelbar dazu bei, das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Und er füllt die Lücken, die die Polizei nicht füllen kann oder will. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) und seine Fraktion im Stadtrat scheinen durchaus gewillt, noch einmal aufzustocken. Ob die Grünen, deren Anhänger zu viel „Law and Order“ durchaus kritisch sehen, dabei mitziehen, muss sich erst noch zeigen.

    Wichtig ist auch, dass die Politik den Menschen zeigt, dass sie ihre Anliegen ernst nimmt. Der Verweis darauf, dass man in einer Großstadt eben manches hinnehmen muss, ist so richtig wie zu einfach. Stadtrat Bernd Zitzelsberger (CSU) hatte sich schon im vorigen Jahr den Sorgen der Anwohner im Sheridan-Areal angenommen. Als er sich aber öffentlich äußerte, bekam er intern in seiner Fraktion umgehend einen Rüffel. Falls man damit erreichen wollte, das Thema nicht hochkochen zu lassen, so ist das nur bedingt gelungen - jetzt ist es wieder auf der öffentlichen Agenda.

    Der Stadt allerdings kann man auch keine Untätigkeit vorwerfen. Es wird schon einiges getan. Der Ordnungsdienst ist schon vor Ort unterwegs, auch wenn er freilich nicht immer da sein kann. Auch die Polizei ist vermehrt präsent und Streetworker sind ebenfalls im Einsatz. Sie sind ein wichtiges Bindeglied. Denn sie vertreten die Interessen der Jugendlichen - gleichzeitig können sie aber auch dazu beitragen, dass Jugendliche sich besser an die Regeln halten. Das müsse jetzt noch ausgebaut werden, kündigt Ordnungsreferent Frank Pintsch an. Es gehe darum, generell Konzepte zu entwerfen, wie Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum gelöst werden können. Auch im Flößerpark am Lech zeichnen sich schon jetzt solche Konflikte ab. Sie dürften nicht kleiner werden, wenn der Park fertig gestaltet ist. Die Stadt ist gut beraten, sich darauf einzustellen.

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