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Debatte: Hallen zu, Bäder marode: Viele Aufgaben für den Augsburger Sportreferenten

Debatte

Hallen zu, Bäder marode: Viele Aufgaben für den Augsburger Sportreferenten

Andrea Bogenreuther
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    Die Augsburger Sportler haben unter anderem mit gesperrten Hallen zu kämpfen – hier die Anlage in Haunstetten.
    Die Augsburger Sportler haben unter anderem mit gesperrten Hallen zu kämpfen – hier die Anlage in Haunstetten. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Seit nun exakt 402 Tagen bekleidet Jürgen Enninger das Amt des Augsburger Sportreferenten. Am 1. Oktober 2020 hatte es der Münchner unter äußerst widrigen Umständen angetreten. Die Corona-Pandemie und der einen Monat später eintretende wochenlange Lockdown über die Wintermonate erschwerten Enningers Einstand in seinem neuen Job. Persönliche Treffen waren nahezu unmöglich, Gespräche liefen höchstens per Videokonferenz. Ganz zu schweigen von der hitzigen Debatte im Vorfeld, ob ein einzelner Referent neben der Kultur auch den Sport optimal betreuen könnte. Einmal war das in Augsburg ja schon schief gegangen.

    Gleich mal vorab: Enninger hat diese Kombination bisher besser gemeistert als einst Peter Grab, der auf Biegen und Brechen Synergien herstellen wollte, die es nicht gibt. Enninger tut genau das Gegenteil. Er trennt die Bereiche strikt voneinander, so dass niemand auf die Idee kommt, dass einer bevorzugt werden könnte.

    Augsburger Sportreferent: Schnelle Lösungen sind nicht üblich

    „Kultur und Sport sind zwei unabhängige, selbstbewusste Bausteine in der Stadt“, lautet Enningers Credo. Wie selbstbewusst, musste er besonders im Sport in den vergangenen Monaten immer wieder erleben. Seine Idee von einer Stiftung Sport beispielsweise wurde eben nicht flockig durchgewunken, sondern auf den Prüfstand gestellt. Mittlerweile kümmert sich ein Arbeitskreis darum, dass im Stiftungsprojekt Sport nicht nur die Interessen der Stadt, sondern auch die der Vereine und Organisationen berücksichtigt sind.

    Jürgen Enninger
    Jürgen Enninger Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Überhaupt hat man den Eindruck, dass Enninger seine Aufgaben zwar engagiert angeht, ihm und seinem Sport- und Bäderamt das Verwalten aber deutlich mehr liegt als das Gestalten. Er selbst bleibt vorsichtig und äußert sich ohne Rückversicherung bei seinen Juristinnen in der Geschäftsführung nur selten. Und die unterziehen – anders als manch ihrer Vorgänger – erst Verordnungen und Gesetzestexte einer detaillierten Prüfung, bevor sie den Weg für Entscheidungen freigegeben. Das mag alles korrekt sein, doch manch engagierter Sportfunktionär vermisst bei so viel paragraphenorientierter Nüchternheit die Empathie für die Sache. Schnelle, unkomplizierte Lösungen sind da eher nicht an der Tagesordnung.

    In dieses Raster passt, dass die Anfrage für die Deutsche Para-Leichtathletikmeisterschaft im bürokratischen Dschungel versandet ist. Manch Außenstehendem stellt sich die Frage, ob in der Verwaltung wirklich alle Mitarbeitende proaktiv für den Sport arbeiten. Von einer „Sportverhinderungsbehörde“ wird bisweilen gemunkelt.

    Zwei Dreifach-Turnhallen in Augsburg sind derzeit geschlossen

    Natürlich kann die aktuelle Mannschaft nichts dafür, dass zuletzt innerhalb kürzester Zeit zwei Augsburger Dreifach-Turnhallen aufgrund von baulichen Sicherheitsmängeln über mehrere Monate geschlossen werden mussten. Als Folge des jahrelangen Aufschiebens von dringend nötigen Sanierungsmaßnahmen im Sportbereich. Über Jahrzehnte hinweg wurden in den städtischen Sportstätten nur notdürftig Löcher gestopft. Jederzeit könnte die nächste Hiobsbotschaft von weiteren Hallenschließungen eintreffen. Die Situation in den Bädern ist nicht viel anders.

    Die marode Sporthalle des Rudolf-Diesel-Gymnasiums wird womöglich abgerissen.
    Die marode Sporthalle des Rudolf-Diesel-Gymnasiums wird womöglich abgerissen. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Jürgen Enniger sitzt jetzt auf dem Scherbenhaufen und soll den Schaden kitten. So ist er als Referent gefordert, der mit größtem Einsatz diese missliche Situation angeht und für eine bessere Ausstattung des Sport-Etats sorgt – auch wenn in Augsburg gleichzeitig die Kosten für eine Theatersanierung und einen Bahnhofsumbau davonlaufen. Doch eine weitere Vernachlässigung ihrer maroden Sportstätten kann sich Augsburg mit dem Anspruch „Sportstadt“ zu sein, nicht leisten.

    Das Augsburger Spickelbad soll saniert werden

    Ein Lichtblick ist immerhin, dass sich die Politik – massiv angetrieben von Jürgen Enninger – dazu entschieden hat, als nächstes für sechs Millionen Euro das Spickelbad zu sanieren. Wenn auch zum Nachteil eines neuen 50-Meter-Hallenbads, für das nun ein anderer Standort gesucht werden muss.

    Apropos Hallenbad. Ob das in Ennigers Amtszeit noch realisiert wird, steht in den Sternen. Während die Schwimmvereine alle Hebel in Bewegung setzen, dass ein solches Bad baldmöglichst kommt, bleibt man im Sport- und Bäderamt beim Altbewährten. Erst einmal prüfen! Standorte, Finanzen, Machbarkeit. Seit fünf Jahren dreht sich die Stadt bei diesem Thema im Kreis. Hier bestünde eine perfekte Gelegenheit, das Image Augsburgs als Sportstadt nachhaltig zu gestalten.

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