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Debatte: Die Stadt Augsburg muss beim Klimaschutz noch viel erklären

Debatte

Die Stadt Augsburg muss beim Klimaschutz noch viel erklären

Stefan Krog
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    Auf der Schwäbischen Alb bei Gnannenweiler besitzen die Stadtwerke zwei Windräder. Entstehen auch auf Augsburger Flur Windkraftanlagen und wenn ja, wo?
    Auf der Schwäbischen Alb bei Gnannenweiler besitzen die Stadtwerke zwei Windräder. Entstehen auch auf Augsburger Flur Windkraftanlagen und wenn ja, wo? Foto: Pflaum (Archivbild)

    Knapp 1,8 Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen Verkehr, Heizungen, Strom und Fabriken in Augsburg aktuell pro Jahr. Das ist viel zu viel. Pro Kopf macht das statistisch um die sechs Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr aus. Nur zur Orientierung: Ein Hektar Mischwald bindet pro Jahr um die 6,5 Tonnen CO2. Nur hat nicht jeder

    Diese Woche wurde die lange erwartete und von der Stadt beauftragte Klimaschutzstudie öffentlich. Sie kam zu mehreren Ergebnissen: Ein Restbudget von 9,7 Millionen Tonnen CO2, wie es Augsburg gemessen an seinem Anteil an der Weltbevölkerung noch zusteht, bevor die Erderwärmung 1,5 Grad übersteigt, ist nicht einzuhalten. Diese Botschaft konnte niemanden ernsthaft überraschen - so schnell ist der Umstieg zur Klimaneutralität technologisch nicht zu schaffen. Und die Stadt alleine hat auch gar nicht die Handlungsinstrumente dafür in der Hand, weil hier vor allem der Bund und das Land strengere Gesetze zum Klimaschutz erlassen müssten. Das hatte Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) immer betont, als es um den politischen Umgang mit dieser Zahl ging. Selbst vom Klimacamp kam jetzt keine Grundsatzkritik daran, dass die von den Aktivisten geforderten 9,7 Millionen Tonnen zunächst nicht erreichbar sind. Das Umsteuern in der Klimapolitik kommt global einfach zu spät.

    Klimaschutz in Augsburg: Wer soll all das bezahlen?

    Doch das Entscheidende: Es ist ein Prozess in Gang gekommen. Auch um die niedriger gesteckten Ziele zu erreichen, etwa eine Minderung des CO2-Ausstoßes gegenüber 1990 um 50 Prozent oder ein Restbudget von 20 Millionen Tonnen - was die Erwärmung auf zwei Grad begrenzen würde, werden Anstrengungen und Änderungen nötig sein. Diese sind in ihrer Tragweite noch gar nicht absehbar. Im Übrigen kann bezweifelt werden, dass die Stadt sie so alle umsetzen kann. Wie schafft man es beispielsweise, alte Mehrfamilienhäuser (deren Wohnungseigentümer ja nicht immer zigtausend Euro Rücklage haben) energetisch zu sanieren? Wie kann man gasbeheizte Häuser (vor wenigen Jahren wurde Erdgas ja als klimaschonende Energiequelle beworben) klimaneutral versorgen und was bedeutet das für die aktuell installierten Heizungen? Ist es realistisch, den Autoverkehr in den kommenden 20 Jahren um 50 Prozent zu senken und wie wird Mobilität sichergestellt? Und: Wer soll all das bezahlen? Auf einige dieser Fragen gibt es schon realistische Antwort-Ansätze, auf andere nicht.

    Entscheidungen greifen in den Alltag der Augsburgerinnen und Augsburger ein

    Diese Fragen sind für Bürger und Bürgerinnen die eigentlich interessanten, weil sie in den Alltag eingreifen werden. Denn unter CO2-Mengen in Tonnen kann sich niemand etwas vorstellen, genauso wenig wie unter prozentualen Einsparzielen. Die Stadt (aber bei weitem nicht nur sie) wird gefordert sein, ihren Bewohnern und Bewohnerinnen die Gründe für die Umwälzungen und Zumutungen der kommenden Jahre zu erklären. Etwa damit: Wie viel CO2 verursacht man mit einer Fahrt mit dem Auto in die Innenstadt, wie viel eine Fahrt mit ÖPNV, Rad oder der Gang zu Fuß?

    Umweltschutz in Augsburg: Nun geht es um konkrete Beschlüsse

    Die entscheidenden Fragen kommen nun erst auf die Politik zu: Welche Vorschläge aus dem Klimaschutz-Strategiepapier übernimmt sie, welche haben Vorrang, wie schnell setzt man sie um? Und wie tariert man sie mit anderen Erfordernissen, etwa bezahlbaren Wohnungen, Sozialverträglichkeit und volkswirtschaftlicher Leistungsfähigkeit generell aus? All das wird Auswirkungen auf jeden Einzelnen und jede Einzelne haben. Noch in diesem Jahr soll ein 40-Punkte-Papier vorgestellt werden, das laut Stadt parallel zur Studienerstellung entwickelt wurde. Es wird aber nur ein Vorgeschmack darauf sein, was in den kommenden Jahren alles an Entscheidungen ansteht. Ab dem kommenden Jahr sollen dann die eigentlichen Schlussfolgerungen aus der Studie gezogen werden.

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