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Debatte: Augsburg-Oberhausen hat einen miesen Ruf - zu Unrecht

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Augsburg-Oberhausen hat einen miesen Ruf - zu Unrecht

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    Der beliebte Park am Hettenbachufer lädt zu Spaziergängen ein.
    Der beliebte Park am Hettenbachufer lädt zu Spaziergängen ein. Foto: Ruth Plössel

    Wer bei der Internetsuchmaschine Google „Oberhausen Augsburg“ eingibt, erhält als zweiten Suchvorschlag, gleich nach der Postleitzahl, die Abfolge „

    Oberhausen als Getto? Warum dieses Bild falsch ist

    Dieses Bild ist übertrieben, ja: falsch. Übertrieben, weil Oberhausen zwar im Vergleich zu anderen Stadtteilen Augsburgs einen höheren Anteil an Arbeitslosen, an Tatverdächtigen, an Armut hat, aber weit davon weg ist, ein übles, schwer durch Kriminalität belastetes Viertel zu sein. Wer sich anschaut, was etwa im Ruhrgebiet oder in Berlin als Problemviertel gilt, sieht Oberhausen mit anderem Blick. Der Augsburger Stadtteil ist insgesamt friedlich und vergleichsweise harmlos. Unsicher fühlen muss man sich hier nicht.

    Unwohl übrigens auch nicht. Denn das negative Bild Oberhausens ist vor allem deshalb falsch, weil die Sichtweise sich darauf konzentriert, was man an dem Viertel schlimm finden kann – und alles ausklammert, was den Stadtteil lebenswert macht. Oberhausen kann etwa idyllisch sein, wie in beschaulichen Ecken an der Wertach und im Hettenbachviertel. Es kann ruhig und bürgerlich sein. Es kann auch ein angesagter Kulturort sein, wie zu Festivals und Veranstaltungen am Gaswerk, und man darf gespannt sein, wie sich der Umbau des Geländes zum Kreativquartier auf den Stadtteil auswirkt. Das Viertel ist wuselig und multikulturell; es ist viel los.

    Gastronom Stefan Meitinger, der im Stadtteil die Kneipe „Bob’s“ betreibt und den „Sommer am Kiez“ ausrichtet, hat neulich gesagt, Oberhausen versprühe Großstadtcharme, und er hat Recht damit. Die Mieten sind noch vergleichsweise günstig, Kneipen haben hier auch mal 23 Stunden am Tag offen, und wer auf der Suche nach einem Wettbüro und oder einem Handyshop sein sollte, muss nicht lange suchen.

    Augsburg hat einen hohen Anteil an Migranten, und hier merkt man das. Es gibt mehr als ein halbes Dutzend türkische Brautmodeläden in einer Straße und mehr kleine Imbisse, die Lahmacun und Döner anbieten, als sich überblicken lassen. Es gibt rumänische und russische Feinkostläden und An- und Verkaufshops für so ziemlich jeden Bedarf. Manchmal sprechen die Verkäufer dort Deutsch, manchmal nicht.

    Oberhausen: Vielfalt - die man auch aushalten können muss

    Es gibt freilich Dinge, die sich auch mit viel Wohlwollen nicht mehr als bunt oder charmant verklären lassen. Der Oberhauser Bahnhof ist kein Kriminalitäts-Brennpunkt, aber als Treffpunkt der Trinker- und Drogenszene ein Ort, an dem Polizei, Streetworker und Notarztwagen oft zu Besuch sind. Anwohner beklagen die Zustände dort, und verdenken kann man es ihnen nicht. In einigen Ecken des Stadtteils liegt der Anteil der Menschen, die Wurzeln im Ausland haben, bei über 60 Prozent; einen derart hohen Anteil kann man problematisch finden. Er führt dazu, dass man durchs Leben kommen kann, ohne ein Wort Deutsch zu beherrschen.

    Oberhausen hat kein wirkliches Zentrum und ist an vielen Ecken architektonisch nicht gerade einladend. Der Stadtteil hat seine Schattenseiten, aber eben auch erheblich mehr als nur seine Schattenseiten. Wie sehr einem das Viertel gefällt, hängt auch von der Bereitschaft ab, sie auszuhalten und sich auf die Eigenheiten einzulassen. Der zum Teil immer noch miese Ruf des Viertels mag teils mit Zuständen begründet sein, die vor 20 oder 30 Jahren herrschten. Wirklich gerechtfertigt ist er heute nicht.

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