Wer in den vergangenen Tagen und Wochen an dem großen, verfallenen Gebäude zwischen Schmiedberg und Leonhardsberg vorbeikam, sah Szenen, die dort in den vergangenen Jahren eher selten zu beobachten waren: Lkw, die an der Straße anhielten, Männer, die Material wie Gipsplatten abluden. Man hörte Bohrgeräusche und Gehämmer, der klassische Sound von Bauarbeiten.
An der Immobilie, die auch als „Geisterhaus“ bekannt ist, passiert sichtlich etwas. Dass es im März losgehen soll mit der Modernisierung, hatte ein Sprecher jenes Mannes auch angekündigt, der hinter dem Projekt steht. Ein Investor aus Dubai soll es sein, der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Mehr wusste man bislang nicht über den Geschäftsmann, auch nicht über mögliche weitere unternehmerische Tätigkeiten. Was aus der Immobilie nun einmal werden soll, ist hingegen seit Längerem bekannt: ein modernes Wohn- und Geschäftshaus. 55 kleine Apartments, zwei Penthäuser und Gewerbeflächen sollen hier entstehen. Der Umbau soll einen sechsstelligen Betrag kosten, Termin für die Fertigstellung soll Ende Januar 2019 sein, hieß es zuletzt.
Fall für die Justiz
Das ist die Zukunft. Daneben aber beschäftigt derzeit die Vergangenheit die Justiz. Nach Informationen unserer Zeitung läuft aktuell ein Verfahren am Landgericht. Der Eigentümer der Immobilie hat dem Vernehmen nach eine Baufirma verklagt, die vor Jahren für die Entkernung des Hauses zuständig war. Offenbar war der Mann aus Dubai mit den Arbeiten nicht besonders zufrieden: Er fordert von der Firma mehr als 200.000 Euro zurück.
Das Gebäude steht an einem wichtigen Straßenzug ins Zentrum; tausende Menschen kommen täglich auf ihrem Weg in die Innenstadt an ihm vorbei. Der Ruf einer Problem-immobilie kommt nicht von ungefähr. Seit Jahren steht das Haus leer; 2015 mussten sich die Behörden einschalten, um herabfallende Fassadenteile zu sichern. Auch soll damals auf der Baustelle mit Asbest belasteter Bauschutt nicht fachgerecht entsorgt worden seien. Eine neue Firma übernahm schließlich die weiteren Entkernungsarbeiten.
Sollte ein Stadthotel werden
2011 hatte der Geschäftsmann aus Dubai das Gebäude erworben. Zunächst wollte er es wieder abstoßen, es fand sich jedoch kein Käufer. Dann sollte es in ein Stadthotel verwandelt werden. Auf der Internetseite der Firmengruppe „AKA International“, die sich dem Investor aus Dubai zuordnen lässt, steht noch der Plan eines Hotels in Augsburg. Diese Nutzung war von der Stadt am Schmiedberg auch genehmigt worden. Vom Hotelprojekt nahm der Geschäftsmann dann jedoch wieder Abstand. Die Kosten seien zu hoch gewesen, hieß es.
Die AKA-Firmengruppe, bislang unter dem Radar der Öffentlichkeit, agiert nicht nur in Deutschland. So tauchte der Name einer der AKA-Firmen neben dem des chinesischen Mobilfunkkonzerns Huawei im Zuge eines Projekts in Kirgistan auf, das den Namen „Smart City“ trägt. Laut internationalen Medienberichten scheint es dabei im Kern darum zu gehen, in den größten kirgisischen Städten tausende Überwachungskameras zu installieren, was offiziell für eine Reduzierung der Straftaten und Verkehrsunfälle sorgen soll. Mittlerweile hat die kirgisische Regierung demnach jedoch Abstand genommen vom Vertrag mit den Investoren und will das Millionenprojekt selbst stemmen.
Firma mit Sitz in der Baubrache
Manches bleibt freilich nebulös. So gehört zur Unternehmensgruppe auch eine Firma, die den Namen „AKA Petroleum“ trägt und sich auf ihrer Internetseite als „multinationaler Energiekonzern“ präsentiert. Zweck des Unternehmens ist laut Handelsregister unter anderem die „Planung, Vorbereitung und Durchführung der Förderung von Bodenschätzen, namentlich Erdöl und Erdgas“, im Register ist der Sitz von AKA Petroleum in München angegeben.
Die Kontaktadresse auf der Internetseite allerdings überrascht: Schmiedberg 6, Augsburg, heißt es dort. Also eben jene Baubrache, aus der ein modernes Wohn- und Geschäftshaus werden soll. Aktuell lässt sich dort nicht einmal ein Briefkasten finden. Ein ungewöhnlicher Standort für einen Ölkonzern. Was es damit auf sich hat, war vom Sprecher des Eigentümers zunächst nicht zu erfahren.