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Augsburg: Das müssen Sie zum Bürgerbegehren gegen die Theatersanierung wissen

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Das müssen Sie zum Bürgerbegehren gegen die Theatersanierung wissen

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    Ein Blick in Zuschauerraum und auf die Theaterbühne vom dritten Rang aus.
    Ein Blick in Zuschauerraum und auf die Theaterbühne vom dritten Rang aus. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Zweieinhalb Monate nachdem sich der Stadtrat mehrheitlich für eine Fortsetzung der Theatersanierung trotz erheblicher Kostensteigerungen ausgesprochen hatte, soll diese Woche ein Bürgerbegehren starten. Ziel der Initiatoren, die voraussichtlich am Donnerstag an die Öffentlichkeit gehen werden, ist ein Moratorium. "Sind Sie dafür, dass die Planung und weitere Auftragsvergaben der Theatersanierung sofort gestoppt werden und die Stadtverwaltung beauftragt wird, kostengünstigere Alternativen zu prüfen und vorzulegen?”, lautet die Fragestellung, die inzwischen von einer Anwaltskanzlei auf ihre rechtliche Zulässigkeit überprüft wurde.

    Wie teuer darf die Sanierung werden, wenn woanders Geld fehlt?

    Zur Frage, wer die Initiatoren sind, herrscht in der Öffentlichkeit noch Unklarheit. Von den Initiatoren, die beim gescheiterten Bürgerbegehren 2016 in erster Reihe standen (dieses wendete sich gegen die Neuverschuldung der Stadt wegen der Sanierung), ist dem Vernehmen nach aber keiner mehr vorne dabei. Einzelheiten werden für den Donnerstag angekündigt. Betont wird aus den Reihen der Unterstützer, dass man keinesfalls gegen Kultur und Theater sei. Gleichwohl müsse man sich angesichts der Kostenexplosion die Frage stellen, wie teuer eine Theatersanierung werden dürfe, wenn gleichzeitig an anderer Stelle, etwa den Schulsanierungen, das Geld fehle. Die Stadt bestehe nicht nur aus dem Staatstheater und die Bevölkerung nicht nur aus der Theatergemeinde, so die Argumentation. Abgesehen davon habe man in den Interimsspielstätten einen funktionierenden Theaterbetrieb, was die Frage nach der Größe einer zweiten Spielstätte aufwerfe.

    Sanierung des Theaters kostet zwischen 281 und 321 Millionen Euro

    Für die Theatersanierung prognostizierte die Stadt im Sommer einen Kostenrahmen zwischen 281 und 321 Millionen Euro. In der Vergangenheit war von 186 Millionen Euro die Rede gewesen. Der Freistaat fördert etwa die Hälfte der tatsächlich anfallenden Kosten, für ihren Eigenanteil muss die Stadt aber Kredite aufnehmen. Der neuen Prognose liegt zugrunde, dass inzwischen die steigenden Baupreise bis zum Sanierungsende 2026 eingerechnet wurden (dies hatte die Stadt bei den 186 Millionen Euro mangels Planbarkeit nicht getan) und dass der Erweiterungsneubau (Bauteil II) mit Probenräumen, Werkstätten und zweiter Spielstätte nach Umplanungen teurer wurde. Für diesen Neubau wird gerade das Baufeld an der Kasernstraße freigemacht. Als Bauteil I wird die bereits laufende Sanierung des Großen Hauses bezeichnet.

    Fast abgeschlossen ist inzwischen der Abriss des Theater-Verwaltungsgebäudes an der Kasernstraße. Dort soll der Erweiterungsneubau des Theaters entstehen.
    Fast abgeschlossen ist inzwischen der Abriss des Theater-Verwaltungsgebäudes an der Kasernstraße. Dort soll der Erweiterungsneubau des Theaters entstehen. Foto: Peter Fastl (Archiv)

    Die Fragestellung des aktuellen Begehrens würde einen absehbaren Stopp auf der Baustelle zur Folge haben. Die SPD, die das schwarz-grüne Regierungsbündnis wegen der Fortsetzung der Sanierung mit Bauteil II - also des Neubaus von Werkstätten und Verwaltung – trotz Mehrkosten massiv kritisiert hatte und ein Moratorium für diesen Abschnitt forderte, signalisierte darum bereits, das Begehren nicht zu unterstützen. Die laufende Sanierung des Bauteils I lasse sich faktisch gar nicht mehr stoppen, weil Arbeiten schon beauftragt seien, so Parteichefin Ulrike Bahr.

    Bürgerliche Fraktion unterstützt Begehren nicht

    Auch von der Bürgerlichen Fraktion (Freie Wähler, FDP, Pro Augsburg), die den städtischen Kurs ebenfalls scharf kritisiert hatte, wird das Begehren nicht unterstützt werden. Zwar gab es aus der Fraktion die Forderung, Bauteil II neu und günstiger zu planen, doch beim laufenden Bauteil I ebenfalls einen Stopp hinzulegen, sei problematisch, sagt Fraktionsvorsitzender Hans Wengenmeier. Wie sich die einzelnen Parteien zum Bürgerbegehren positionieren, sei noch offen.

    Welche genauen Auswirkungen ein Vergabestopp für Bauteil I zur Folge hätte, ist indes nicht klar. Bisher wurde viel geplant sowie Einrichtung und Altlasten ausgebaut. Das Haus gleicht im Inneren einem Trümmerfeld. Inzwischen laufen erste Rohbauarbeiten, der Großteil steht noch bevor. Die Fragestellung würde im Großen Haus eine Fortsetzung von bereits beauftragten Bauarbeiten zulassen, weitere Auftragsvergaben aber untersagen. Die Stadt hatte erklärt, viele Arbeiten im Voraus vergeben zu wollen, um frühzeitig gut abschätzen zu können, wie man bei den Kosten liege.

    Anders als beim letzten Bürgerbegehren zur Theatersanierung 2016 soll diesmal ein breiteres Bündnis hinter den Initiatoren stehen. Die Linken haben bereits Unterstützung angekündigt, ebenso wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Es könne nicht sein, dass die Stadt aus Geldmangel Schulsanierungen verschiebe, gleichzeitig aber ein Theater, das inhaltlich ohnehin neu konzeptioniert gehöre, saniere, so Vorsitzender Tobias Bevc. Auch aus der Kulturszene gibt es Unterstützer.

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