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Gestern Abend: Das Unaussprechliche in Worte gefasst

Gestern Abend

Das Unaussprechliche in Worte gefasst

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    Walther Seinsch (Vorsitzender der Stiftung Erinnerung), Franziska Augstein (Laudatorin), Anna Leube (Carl Hanser Verlag München) und Oberbürgermeister Kurt Gribl (v.l.) bei der Verleihung im Goldenen Saal des Rathauses.
    Walther Seinsch (Vorsitzender der Stiftung Erinnerung), Franziska Augstein (Laudatorin), Anna Leube (Carl Hanser Verlag München) und Oberbürgermeister Kurt Gribl (v.l.) bei der Verleihung im Goldenen Saal des Rathauses. Foto: Foto: Siegfried Kerpf

    Wie drückt man das Leid der Menschen aus, die in einem Vernichtungslager der Nazis ums Überleben kämpften? Wie fasst man in Worte, was Arbeitssklaven zwischen Misshandlung, Hunger, Krankheit und Tod erfahren mussten? Primo Levi (1919-1987) hat das unfassbare Grauen zu Papier gebracht, aus der frischen Erinnerung heraus. Elf Monate verbrachte er im KZ Auschwitz, bevor er als einer der wenigen Überlebenden frei kam.

    Schon 1946 verfasste er in Italien das autobiografische Werk „Ist das ein Mensch?“, das 14 Jahre später in Deutschland erschien. Genau 50 Jahre später legte der Carl Hanser Verlag aus München das Buch nun erneut auf. Dafür zeichnete die Stiftung Erinnerung den Verlag mit dem Marion-Samuel-Preis aus.

    Gestern Abend nahm Anna Leube, Lektorin des Verlagshauses, im Goldenen Saal die Auszeichnung aus den Händen von FCA-Präsident Walther Seinsch entgegen. Der Vorsitzende der Stiftung Erinnerung, der jährlich den Preis unter der Schirmherrschaft der Stadt Augsburg vergibt, machte in seiner Rede deutlich, dass Levi eine herausragende Persönlichkeit gewesen sei. Seinsch erzählte, wie er als junger Mann die Erinnerungen des Autors das erste Mal las und anfing, sich mit den Verbrechen der NS-Zeit zu beschäftigen. Ihn störte, dass die Aufarbeitung der Schuldfrage so zögerlich voranschritt: „Damals nahm ich mir vor, eine Stiftung mit dem Namen Primo Levi zu gründen.“

    Ein wertvolles, lange verkanntes Zeugnis der Geschichte

    Als er sein Versprechen in den 90er Jahren umsetzen wollte, trat Seinsch mit der Witwe Levis in Kontakt. Sie schlug vor, den Namen eines unbekannten NS-Opfers zu verwenden. Also blätterte Seinsch in den Archiven und entschloss sich für Marion Samuel, die mit zwölf Jahren nach Auschwitz deportiert worden war.

    Leube, die im Namen des Verlags die Auszeichnung annahm, freute sich, stellte aber klar, dass der eigentlich zu Ehrende Autor sei. „Das Buch ist ein historisches Zeugnis des Holocausts, das man als solches leider erst sehr spät erkannt hat.“

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